Ein verantwortungsvolles Leben nach eigenen Maßstäben: Martina Gleissenebner-Teskey (54) ist studierte Ökologin, Speakerin, Autorin, Coach und Model und setzt sich für nachhaltigen Konsum ein. Eines ihrer Herzensprojekte ist der Walk4Future, in dessen Rahmen sie eine Community von Gleichgesinnten aufbaut, in der man einander stärkt und motiviert. HEYDAY sprach mit Martina über ihre Einstellung und ihre Mission…
FOTOS: Vadym Rybnyi, privat

HEYDAY: Liebe Martina, wie kam es zu deiner Idee des Walk4Future und was möchtest du damit erreichen?
Martina Gleissenebner-Teskey: Ich bin ja eigentlich studierte Ökologin, habe neben dem Studium nicht nur gemodelt, sondern auch für Umwelt-NGOs mit besonderem Schwerpunkt Nachhaltigkeit gearbeitet. Das war mir also immer ein Anliegen. Nach der Teilnahme an Germany’s Next Topmodel (GNTM) und meinem neuerlichen Eintauchen in die Modeszene schien es mir einfach dringlich, meine Bekanntheit für einen sinnvollen Zweck zu nutzen.
Als Trainerin und Coach war es immer meine Mission, Menschen die Macht ihrer eigenen Entscheidungen bewusst zu machen und ihnen auch die Werkzeuge und Kompetenzen zu vermitteln, um ihre Entscheidungen in Handlungen zu übersetzen
„Mithilfe meiner Community will ich die gegenwärtige, ausbeuterische Mode- und Beauty-Industrie in nachhaltige, zukunftstaugliche Bahnen lenken“

Genau darum geht es auch bei Walk4Future: Ich will nicht nur Bewusstsein für nachhaltigen Konsum wecken, sondern vor allem auch Lösungen und Handlungsalternativen aufzeigen. Zudem möchte ich eine Community aufbauen, in der man einander stärkt und motiviert und die Macht des Einzelnen potenziert.
Bei der ersten Ausgabe von Walk4Future bin ich 2024 allein in neun Wochen knapp 1500 Kilometer zu Fuß gegangen. In diesem Jahr sind wir bei der #walkandsavechallenge als Community in nur einem Monat fast 5500 Kilometer gegangen, haben auf Fast Fashion und negativen Konsum verzichtet und dabei knapp 9000 Euro gespart.
Das bedeutete bei 62 Teilnehmer:innen ein Plus von je 145 Euro in der persönlichen Geldbörse. Dieses Geld kann sinnvoller investiert werden – zum Beispiel in bessere, nachhaltige Produkte. Kurz gesagt: Mithilfe meiner Community möchte ich die gegenwärtige, ausbeuterische Mode- und Beauty-Industrie in nachhaltige, zukunftstaugliche Bahnen lenken.
Was war dein größtes Aha-Erlebnis?
„Einfach gehen“ ist die Lösung für alles – für innere Spannungen, für Probleme, sogar für müde Beine. Ein Schritt nach dem anderen – im realen wie im übertragenen/metaphorischen Sinne – das ist, wie man wirklich vorankommt und gesund Ziele erreicht.
Das Problem ist, dass wir in einer Wettbewerbsgesellschaft leben, in der es toll ist, Großartiges zu leisten. Aber davon hat vielleicht der Einzelne einen schnellen Befriedigungsgewinn, aber es verändert nichts. Veränderung findet nur statt, wenn viele beständig etwas anders machen.
Deshalb wollte ich mich auch aus dem Blickpunkt zurückziehen und nicht mehr meinen Weit-Walk in den Mittelpunkt stellen. Denn der ist nicht wichtig. Ob ich 1500, 500 oder nur 50 Kilometer gehe, ist nicht wichtig. Wichtig ist, dass viele jeden Tag ein bisschen etwas anders machen. In unserem Fall: mehr gehen und bessere Konsumentscheidungen treffen.

„‚Einfach Gehen‘ ist die Lösung für alles – für innere Spannungen, für Probleme, sogar für müde Beine. Ein Schritt nach dem anderen – das ist, wie man wirklich vorankommt und gesund Ziele erreicht”




Ob alleine, mit ihrer Tochter (unten links) oder mit Freund:innen aus ihrer Community: Das Gehen ist Martinas Leidenschaft

Tagelang über Stock und Stein laufen ist ja schon eine Herausforderung. Wie fühlst du dich während der Walks und vor allem danach?
Im vergangenen Jahr war ich frustriert, weil ich zwar extrem viel geleistet habe, aber zu wenig erreichte, weil ich allein war. Es sind 150 Seiten an Medienberichterstattung entstanden, aber sonst nichts.
Dieses Jahr bin ich sehr, sehr happy, obwohl zwar die Presse kaum Notiz von mir genommen hat, aber eine Bewegung entstanden ist, die aus engagierten Menschen besteht. Schon jetzt haben wir etwas erreicht und ich weiß, wir werden wachsen und noch viel, viel mehr erreichen. Es geht mir nicht um den großartigen Schein, sondern das zutiefst großartige SEIN. Genau das ist in dieser zweiten Ausgabe bereits spürbar geworden.
„Es gibt nur ein Ereignis in meinem Leben, das mich nachhaltig verändert hat: die Geburt meiner Tochter. Mutter zu werden, hat mir einen entscheidenden Entwicklungsschub geschenkt und mein Leben völlig verändert“
2022 hast du mit deiner Tochter bei GNTM mitgemacht, und bist dann sozusagen vom Catwalk auf den Wanderweg. Wie haben diese Aktionen dein Leben verändert?
GNTM, der Langstreckenmarsch und anderes, das vielleicht „groß“ aussieht, sind nur Wege, um mich selbst als Mensch auszudrücken und mein Leben freudvoll und sinnvoll zu gestalten. Was mein Leben nachhaltig verändert hat, sind zwei Ereignisse – eine Geburt und der Tod. Erstens, die Geburt meiner Tochter. Mutter zu werden, hat mir einen entscheidenden Entwicklungsschub geschenkt und mein Leben völlig verändert. Für ein Wesen Verantwortung zu tragen, hat meine Prioritäten völlig neu ausgerichtet. Und zweitens, die Aussage eines hellsichtigen Coaches, der mir im Rahmen eines Business Coachings, bei dem es darum ging, ob und wie ich meine Initiative „walk4future“ weiterführen soll, sagte, dass die oberste Priorität in meinem Leben aktuell der Tod ist. Und zwar nicht irgendeiner, sondern mein eigener. Was würde sich ändern, wenn ich wüsste, dass ich nur noch bis zum Ende dieses Jahres zu leben hätte?

Auf dem Catwalk, als Aktivistin und Speakerin sowie draußen in der Natur: Martina ist stets auf Achse


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