„Wir sollten den Blick auf das Wesentliche in dieser Welt richten“

Die ehemalige Sozialarbeiterin und engagierte Umweltaktivistin Anju Rupal (59) hatte den Traum, mit einem eigenen Unternehmen etwas Positives zu bewirken. 2015 gründete sie die Marke Abhati Suisse, die unter anderem gemeinsam mit der Organisation Educate Girls Mädchen in Indien unterstützt. HEYDAY sprach mit der Unternehmerin über ihr Engagement, ihre nachhaltigen Beauty-Produkte und ihre ethische Lebensphilosophie

Fotos: Mirjam Kluka, Tomek Gola, Ladies Drive

HEYDAY-Interview: Abhati-Suisse-Gründerin Anju Rupal

Liebe Anju, deine Eltern sind aus Indien nach England emigriert. Darf ich fragen, warum sie Indien damals verlassen haben?

Zuerst lebte meine Familie in Kenia, weil mein Vater dort gearbeitet hat. Später sind wir nach England übergesiedelt. Ich denke, es waren vorwiegend ökonomische Gründe.

Du bist in London geboren und aufgewachsen…

Ja, meine Eltern haben immer darauf geachtet, dass wir uns gut integrieren, dass wir die englische Lebensweise kennenlernen und mitmachen. Ich konnte mich dadurch ziemlich reibungslos zwischen zwei verschiedenen Welten, der indischen und der englischen, bewegen. Ich habe schon immer akzentfrei Englisch gesprochen. Man bekommt das Beste aus beiden Welten mit. Ich habe das immer als Vorteil empfunden.

Wie hat es dich schließlich in die Schweiz, genauer gesagt nach Appenzell, verschlagen?

Ich habe Soziologie und Anthropologie studiert und hatte verschiedene Projekte im Sozialbereich, unter anderem habe ich ein Praktikum in einem Frauenhaus in Nordengland absolviert. Bei der Gelegenheit habe ich Thomas, meinen späteren Mann, kennengelernt. Ich bin dann mit ihm zusammen in die Schweiz gegangen und habe dort neun Jahre lang ein Frauenhaus geleitet.

Wie wurdest du in der Schweiz aufgenommen – konntest du schnell Fuss fassen?

Die Sprache war natürlich ein Hindernis, weil ich überhaupt kein Deutsch gesprochen habe. Aber da die Schweizer so sprachbegabt sind und gut Englisch können, zumindest in der Stadt, war das nicht wirklich ein Problem. Später auf dem Land war das etwas anders. Appenzell ist wie ein Dorf. Damit musste ich mich erst mal eine Weile auseinandersetzen. 1989, als ich herkam, gab es ja auch noch kein Internet. Ich musste mich damals sehr bemühen, um Zugang zu den Einheimischen zu bekommen.

„Wenn man zwischen zwei Kulturen aufwächst, bekommt man das Beste aus beiden Welten mit. Ich habe das immer als Vorteil empfunden“

HEYDAY-Interview: Abhati-Suisse-Gründerin Anju Rupal

Wie bist du als langjährige Leiterin eines Frauenhauses mit all den Schicksalen umgegangen, die dir dort begegnet sind?

Es war sehr schwer, und die Schicksale sind mit der Zeit immer härter geworden. Als ich noch Single war, genauer gesagt als selbst noch keine Kinder hatte, konnte ich besser damit umgehen. Als ich selbst Mutter wurde, habe ich es nicht mehr so gut verkraftet.

Spätestens mit meinem zweiten Kind habe ich dann gemerkt, dass ich mich beruflich verändern muss. Ich habe den Job sehr gerne gemacht. Es ist ein ganz toller Beruf. Ich habe größte Achtung vor allen, die in diesem Bereich tätig sind. Aber für mich war es gut, dass ich es schließlich beendet habe. Ich konnte das einfach nicht mehr ertragen. Mit meiner Firma Abhati Suisse habe ich jetzt alles, was mir wichtig ist, vereint.

Wie ging es dann für dich weiter?

Nachdem meine zweite Tochter auf der Welt war, bin ich zunächst zurück ins Frauenhaus. Aber nach einem Jahr habe ich gemerkt: Das funktioniert für mich nicht mehr. Es hat mich zu sehr mitgenommen. Ich habe aufgehört, wollte aber nebenbei noch etwas machen.

Damals ist ein erfolgreicher australischer Unternehmer, Bill, mit seiner Familie nach Appenzell gekommen. Er suchte jemanden für seine Firma, der/die gut Englisch kann. So hat uns das Schicksal zusammengeführt. Im Zuge dessen konnte ich auch lernen, wie man unternehmerisch erfolgreich wird. Ich hatte immer schon das Gefühl, dass ich eine Ader für den Businessbereich habe. Bei Bill durfte ich diese Gabe ausleben. 

HEYDAY-Interview: Abhati-Suisse-Gründerin Anju Rupal

„Das Bewusstsein, dass man sich selbst liebt und akzeptiert, ist für mich das wahre Geheimnis zeitloser Schönheit“

Wie bist du schließlich mit Abhati Suisse durchgestartet?

Irgendwann hatte Bill die Idee, etwas für die Umwelt zu tun. Eine Stiftung, die sich darum kümmert, dass überall auf der Welt Bäume gepflanzt werden. Bäume sind nach wie vor die beste Technik, um die Erde zu kühlen. Ich habe damals die Leitung dieser Stiftung übernommen.

In dieser Zeit fragte mich ein befreundeter Arzt, ob ich interessiert sei, ein neues Projekt zu starten. So habe ich gemeinsam mit zwei Ärzten die Suisse Medi Kids auf die Beine gestellt. Die erste privatisierte Notfallklinik für Kinder. Dort wird Kindern aus armen Ländern eine gute Behandlung ermöglicht und die Kosten dafür werden übernommen. Die Stiftung gibt es auch heute noch.

Da habe ich das erste Mal gemerkt: Ich möchte eine eigene Firma auf die Beine stellen, mit der ich etwas erreichen und etwas Positives bewirken kann. Ich habe mich dann mit ein paar Leuten zusammengesetzt und wir haben Abhati Suisse gegründet.

Wie ging das konkret vonstatten?

Wir haben ein Crowdfunding ins Leben gerufen und erst einmal eine Handwaschlotion auf den Markt gebracht. Der ganze Aufbau hat ziemlich lange gedauert, da wir sehr nachhaltig arbeiten und nachhaltige Produkte herstellen, was immer etwas schwieriger ist. Da gibt es keine kurzen Wege.

Was war dir wichtig bei der Entwicklung der Pflegeprodukte, worauf hast du besonderen Wert gelegt?

Es musste alles biologisch abbaubar sein, das war mir sehr wichtig. Ich lege sehr viel Wert auf Natürlichkeit. Aber ich arbeite natürlich auch mit der Wissenschaft zusammen. Das Stichwort lautet Green Science – wir achten sehr darauf, die Natur nicht zu zerstören und dass alles in Balance bleibt. Unsere Produkte bestehen zu 97-100 Prozent aus pflanzlichen Stoffen.

Du wolltest auch, dass sich deine indischen Wurzeln in deinen Produkten widergespiegeln…

Abhati Suisse ist zwar kein indisches Produkt, aber es hat sehr viel mit meinen Wurzeln zu tun. Die Produkte enthalten diverse Inhaltsstoffe, die wir aus der indischen Küche oder dem Ayurveda kennen, wie Neem oder Kurkuma. Da diese Pflanzen sehr hoch in den Bergen wachsen, haben sie von Natur aus einen Schutzmechanismus eingebaut, der auch unsere Haut und Haare schützt.

Was bedeutet der Name Abhati eigentlich?

Glanz, Schein – das Produkt „bemerkt“ wo die beanspruchten Stellen sind, repariert genau dort und lässt die Haare wunderbar glänzen, ohne sie zu beschweren.

„Die Struktur unserer Produkte hat viel mit meinen Wurzeln zu tun. Sie enthalten diverse Inhaltsstoffe, die wir aus der indischen Küche oder dem Ayurveda kennen“

Du unterstützt mit dem Kauf deiner Produkte Mädchen in Indien. Wie kann man sich das vorstellen?

Wir arbeiten mit verschiedenen NGOs, schicken ihnen Geld, welches dazu verwendet wird, dass Mädchen in Indien eine Schule besuchen können. Das ist die einzige nachhaltige Möglichkeit, dass ein Mädchen aus der Armut heraus kommt. Wenn ein Mädchen Zugang zu Bildung hat, schaut sie meist nicht nur auf sich selbst, sondern sie achtet darauf, dass es der ganzen Familie gut geht – bis hin zu ihrer Gemeinde. Da gibt es Studien, dass Mädchen diesbezüglich viel weiter denken als Jungs. Jungs denken maximal noch an ihre eigene Familie. Mädchen denken viel umfangreicher. Das ist für mich die nachhaltigste Möglichkeit, Menschen aus der Armut zu holen. Da muss man auch nicht unbedingt in die Städte rein, sie können auch in ihrem eigenen Dorf etwas bewirken.

Ihr bezeichnet euch mit Abhati Suisse als „ästhetische Aktivisten“ – was kann man darunter verstehen? Und warum gibt es eure Produkte nicht überall zu kaufen?

Das ist ein Überbegriff, der von TikTok geprägt wurde. Wir legen bei Abhati Suisse viel Wert auf Design und Schönheit. Aber eben auch auf Nachhaltigkeit und darauf, dass wir etwas bewirken können. Wir investieren nicht in Marketing, sondern in unsere Produkte, Wissenschaft und Projekte. Wir könnten natürlich auf allen Shopping-Plattformen sein, aber so ist das nicht gedacht. Unsere Arbeit wäre dann vermutlich nicht mehr nachhaltig.

HEYDAY-Interview: Abhati-Suisse-Gründerin Anju Rupal – Educate Girls
Abhati Suisse arbeitet unter anderem mit der Organisation Educate Girls zusammen, um Initiativen zur Bildung von Mädchen im ländlichen Indien zu unterstützen. Jeder Einkauf hilft dabei, Frauen aus der Armut zu befreien.
HEYDAY-Interview: Abhati-Suisse-Gründerin Anju Rupal – Educate Girls
HEYDAY-Interview: Abhati-Suisse-Gründerin Anju Rupal – Educate Girls
HEYDAY-Interview: Abhati-Suisse-Gründerin Anju Rupal

„Der Zugang zu Bildung für Kinder ist für mich die nachhaltigste Möglichkeit, Menschen aus der Armut zu holen“

Ihr seid mit Abhati Suisse Teil von B Corp, was genau ist das?

B Corp Firmen glauben daran, dass Unternehmen wirklich Einfluss haben, dass man mit einem Unternehmen sozusagen ein Gamechanger sein kann. Es geht nicht nur um Profit, sondern um die Umwelt und die Menschen.

Abhati Suisse ist zudem zertifiziertes Mitglied von 1 % for the Planet, eine Unternehmensgemeinschaft, die sich finanziell für die Umwelt und die Gesundheit unseres Planeten engagiert. Gemeinsam mit vielen anderen Unternehmen haben wir dazu beigetragen, 270 Millionen US-Dollar an streng geprüfte Nichtregierungsorganisationen zu spenden, die sich auf Umweltthemen konzentrieren.

Älterwerden bedeutet für mich, sich weiterzuentwickeln und das Leben mit all seinen Facetten zu erfahren. Es ist eine Zeit der Selbstakzeptanz und der Weisheit, in der ich gelernt habe, mich selbst zu schätzen und Prioritäten neu zu setzen. Für mich ist Älterwerden keine Einschränkung, sondern eine Chance, tiefer in die eigene Persönlichkeit einzutauchen und das Wesentliche mehr zu schätzen.

Veränderungen des Körpers sind für mich ein natürlicher Teil des Lebens. Anstatt dagegen anzukämpfen, versuche ich, sie zu akzeptieren und das Beste aus jeder Phase zu machen. Ich konzentriere mich darauf, gesund zu bleiben, auf meinen Körper zu hören und ihn zu unterstützen, wo es nötig ist. Durch diese Einstellung fühle ich mich in meinem Körper wohler, unabhängig von äußeren Veränderungen.

„Gönne dir regelmäßig Zeit für dich selbst. Schönheit beginnt damit, dass man sich gut um sich selbst kümmert – innerlich und äußerlich”

HEYDAY-Interview: Abhati-Suisse-Gründerin Anju Rupal

Meine Haare sind ein Ausdruck meiner Persönlichkeit und haben für mich einen hohen Stellenwert. Sie sind ein Teil dessen, wie ich mich präsentiere und wie ich mich fühle. Ich achte sehr auf ihre Pflege, aber ich versuche auch, flexibel mit Veränderungen umzugehen. Im Laufe der Jahre habe ich gelernt, dass wahre Schönheit von innen kommt, und mein Selbstwertgefühl nicht allein von meiner Frisur abhängt.

Die Schönheitsideale der heutigen Zeit erscheinen mir oft als zu perfektionistisch und unrealistisch. Ich denke, dass es wichtiger ist, sich auf natürliche Schönheit und Selbstakzeptanz zu konzentrieren, anstatt einem bestimmten Idealbild nachzueifern. Die Rituale, die in meiner Familie weitergegeben wurden, betonten mehr die Selbstpflege und das Wohlbefinden als das äußere Erscheinungsbild, und ich glaube, dass dies auch heute eine wertvolle Perspektive ist.

Der beste Beauty-Tipp, den ich niemals missen möchte, ist: Gönne dir regelmäßig Zeit für dich selbst. Schönheit beginnt damit, dass man sich gut um sich selbst kümmert – innerlich und äußerlich. Ein gesunder Lebensstil, ausreichend Schlaf und das Bewusstsein, dass man sich selbst liebt und akzeptiert, sind für mich die wahren Geheimnisse zeitloser Schönheit.

Wie stellst du dir die Zukunft für dich und Abhati Suisse vor? Gibt es etwas, das du in dem Zusammenhang noch verwirklichen möchtest?

Unser Ziel ist es, eine Million Mädchen in die Schule zu schicken, bis jetzt sind wir bei 600.000. Und natürlich wollen wir weitere coole Produkte entwickeln – wie etwa unsere Shampoobars…


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