Südtirol vereint atemberaubende Bergzüge, malerische Orte und traditionelle Alpenküche mit einer Prise Dolce Vita. Auch die Menschen und deren Gastfreundlichkeit machen die nördlichste Provinz Italiens zu einem der beliebtesten Reiseziele für Jung und Alt. HEYDAY hat vier ladinische Frauen getroffen, die die Region Südtirol nachhaltig geprägt haben
Artikel in Kooperation mit IDM Südtirol
Wer einmal in Südtirol war, wird sich danach sehnen wiederzukommen. Uns geht es jedenfalls so. Das liegt zum einen an den spektakulären Schönheiten der Natur. Dazu zählen allen voran die Dolomiten: Die prächtige, helle Gebirgsgruppe in den Ostalpen zählt zu den weltweit schönsten Bergmassiven – und gehört seit 2009 zum UNESCO–Welterbe. Zum anderen liegt es der an Kultur, der heimischen Küche, den zahlreichen Freizeitangeboten und der Gastfreundlichkeit der Menschen. Kein Wunder, dass Südtirol einer der begehrtesten Lebensräume Europas ist.
Südtirol ist auch ein Ort voller Traditionen und Geschichte – mit Einflüssen aus Österreichisch, Italien, der Schweiz und auch Deutschland. Was die Region um Gröden so besonders macht, ist, dass hier drei Sprachen zusammentreffen: Italienisch, Deutsch und Ladinisch. Und wo unterschiedliche Sprachen gesprochen werden, da werden auch verschiedene Traditionen gelebt. Die Mischung aus südlicher Gelassenheit, bäuerlichem Traditionsbewusstsein und Innovation haben das Land geformt. Ladinisch gilt als älteste Sprache im Zentralbereich der Dolomiten und war dort einst die meistgesprochene Sprache. Heute gehört sie zu den Minderheitensprachen Europas, gesprochen von 30.000 Muttersprachlern.
HEYDAY besuchte Alta Badia – das Ursprungsgebiet der Ladiner – und die im Grödnertal (Val Gardena) gelegenen Orte St. Ulrich, St. Christina und Wolkenstein. Dort trafen wir uns mit vier ladinischen Frauen und sprachen mit ihnen über die Traditionen und Werte ihrer Heimat.
Was die Region um Gröden so besonders macht, ist, dass hier drei Sprachen zusammentreffen: Italienisch, Deutsch und Ladinisch. Und wo unterschiedliche Sprachen gesprochen werden, werden auch verschiedene Traditionen gelebt.
Maria Canins (75),
Sportlegende
Selbstbestimmt, stets positiv gestimmt und aktiv bis ins hohe Alter: Maria Canins war eine der ersten Frauen im Profi-Radsport und startete ihre Karriere erst mit über 30 und als junge Mutter. Sie reiste um die Welt, gewann zweimal die Tour de France und ist bis heute Rekordhalterin im italienischen Straßenrennen. Als Maria, die mit Skilanglauf begann, im Alter von 32 zum Radsport wechselte, war diese Disziplin noch von Männern dominiert. Als Mutter einer Tochter wurde sie übrigens „die fliegende Mama“ genannt.
Für Maria spielt Teamwork eine große Rolle – im Sport und auch in der Ehe. Denn dank ihrer Beharrlichkeit und der Unterstützung ihres Mannes, dem Skilangläufer Bruno Bonaldi, konnte sie ihrer Leidenschaft nachgehen und ihr Hobby zum Beruf machen. Bis heute ist sie eine Inspiration für viele Frauen. Marias Rat: „Macht euch von niemandem abhängig, vergleicht euch nicht und lebt euer Leben selbstbestimmt!“
Wie Maria mit ausweglosen Situationen umgeht? Raus in die atemberaubende Natur ihrer Heimat und tief durchatmen! Wandern und ihr geliebtes Radfahren sind für Maria nicht nur reiner Sport. Sie helfen ihr, zur Ruhe zu kommen und schwierige Erlebnisse zu verarbeiten: „Sport an der frischen Luft hält nicht nur fit, sondern ist auch eine große, mentale Unterstützung. Vor allem in schwierigen Zeiten hilft mir die Bewegung sehr“, sagt Maria. Seit sie ihren Mann bei einem Verkehrsunfall verloren hat, lebt sie allein in Alta Badia. Doch Zukunftsängste hat Maria nicht: Sie schaut nach vorn und versucht, immer in Bewegung zu bleiben.
Foto: Freddy Planinschek
„Sport an der frischen Luft hält nicht nur fit, sondern ist auch eine große, mentale Unterstützung. Vor allem in schwierigen Zeiten hilft mir die Bewegung sehr“
Maria Canins
Isolde Kostner (49),
ehemalige Skirennläuferin, Weltmeisterin, Olympiamedaillen-Gewinnerin und Unternehmerin
Von der Skipiste in die Hotellerie: Als Isolde mit 16 in die italienische Ski-Nationalmannschaft eintrat und ihre Karriere als Spitzensportlerin ihren Lauf nahm, ahnte sie nicht, dass ihre Erfahrungen und Erkenntnisse für ihre zukünftige Arbeit als Hotelbesitzerin nützlich sein würden. Denn Isolde war als Profi-Skifahrerin fast das ganze Jahr in Hotels zu Gast – und dabei erlebte sie so einiges. Nach der Geburt ihres ersten Sohnes und ihrer Heirat war klar: Isolde, die ein absoluter Familienmensch ist, wird in den Betrieb ihres Mannes, das Hotel Soraiser, einsteigen.
Die gesammelten Erfahrungen ihrer Reisen um die Welt konnte sie, sich nun zu Nutzen machen. Isolde hatte eine genaue Vorstellung, was Sauberkeit, Qualität und Service angeht. Aus dem Spitzensport war sie absolute Perfektion gewohnt: „Ich habe eine Weile gebraucht, um meine Perfektion abzulegen. Wenn man ein Hotel führt und drei Kinder großzieht, kann man nicht immer alles perfekt planen“. Neben ihrem eigenem Charityprojekt Vision for Africa, bei dem sie Kinder in Afrika unterstützt, hat Isolde vor Kurzem ein neues Unternehmen angepackt: das Luxus-Chalet Vilaiet in St. Ulrich.
Privat und beruflich liebt die dreifache Mutter die Abwechslung: So nahm sie 2021 an der italienischen Version des Dschungelcamps teil. Zusammen mit anderen lebte sie mehrere Wochen auf einer einsamen Insel. Ohne Dusche, ohne Toilette, ohne Lebensmittel aus dem Supermarkt und ohne Make-up. Was sie bewegt hat, bei der Show mitzumachen? „Ich liebe die Herausforderung. Mein Motto: Nicht lange drüber nachdenken, einfach machen“, sagt Isolde. In zwei Monaten verlor sie zwölf Kilogramm Körpergewicht, aber die Erfahrung ist für sie unbezahlbar. „Das ist das Schöne am Älterwerden: Man lernt nie aus und macht sich keine Gedanken mehr darüber, was andere von einem denken!“ Ihre Message an alle Frauen: Lasst uns natürlich älter werden!
„Das ist das Schöne am Älterwerden: Man lernt nie aus und macht sich keine Gedanken mehr darüber, was andere von einem denken!“
Isolde Kostner
Judith Sotriffer (58),
Holzbildhauerin und Spielzeugmacherin
Werkzeuge, groß und klein, Holzpuppen, bemalt und unbemalt, dazwischen ein paar Gemälde und ein Schaukelpferd. Wer Judiths Werkstatt in St. Ulrich betritt, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Judith wurde die Liebe zu Puppen und zum Holzkunstwerk gewissermaßen in die Wiege gelegt: Ihr Vater war der bekannte Bildhauer und Maler Guido Sotriffer, ihre Mutter betrieb einen Spielwarenladen, und schon ihre Großeltern waren im Holzspielzeuggeschäft.
Die Herstellung von Holzspielzeug hat in Gröden eine lange Tradition und reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück. Damals sicherte die Herstellung von Holzfiguren den Lebensunterhalt vieler Familien in der Region. Der Handel florierte – bis zur Weltwirtschaftskrise in den 1930er-Jahren. Doch Judith wollte der traditionsreichen Grödner Holzpuppe neues Leben einhauchen: Unterstützt von ihrer Familie machte sie zuerst eine Lehre als Holzbildhauerin bei ihrem Vater und widmete sich dann komplett ihrer Passion. Zu Anfang stellte Judith Puppen und Spielzeug aus Holz für Freunde und Bekannte her – bis die Nachfrage immer größer wurde.
Dank Judith ist die Puppe mit dem blassen Teint, dem schwarzen Haar und den roten Wangen heute auf der ganzen Welt gefragt. Was Judith an Puppen fasziniert? – „Puppen sind Kultur. Denn sie haben eine lange Tradition und prägen uns von klein auf. Außerdem sind Puppen der beste Freund des Menschen.“ Wenn Judith in ihrer Werkstatt am Schnitzen ist, vergisst sie Raum und Zeit. Jede Puppe, ob groß oder klein, nimmt sie mehr als einhundertmal in die Hand. Laut Judith sind Puppen nicht nur etwas für Kinder, sondern auch für Erwachsene: „Unser Leben ist oft viel zu ernst. Wenn wir Dinge etwas spielerischer angehen, wird der Alltag etwas leichter“. Und Judith entwickelt sich stetig weiter: Gerade hat sie ein Memory-Spiel mit Blumen und Puppen entwickelt. Ihr größter Traum für die Zukunft: Ein Buch für Kinder.
„Unser Leben ist oft viel zu ernst. Wenn wir Dinge etwas spielerischer angehen, wird der Alltag etwas leichter“
Judith Sotriffer
Anita Vittur (48),
Modedesignerin und Skilehrerin
Alles, was Designerin Anita kreiert, ist von ihrer Heimat Alta Badia und ladinischen Traditionen inspiriert. Als Anitavor 20 Jahren mit dem Nähen begann, war sie auf Trachten spezialisiert. In einem Trachtenmodell stecken viel Herzblut und Geschick und 70 Stunden Handarbeit. Doch irgendwann hatte Anita den Wunsch, ihre eigenen Designs zu entwickeln. „Langeweile und Stillstand sind nichts für mich“, verrät sie. All ihr Wissen über Trachten und ihre Liebe zu den Dolomiten lässt sie in ihre Kleidung fließen. So verwendet Anita hauptsächlich natürliche Materialien wie Leinen und Baumwolle. Die Farben sind von der Natur ihrer Umgebung inspiriert.
„Jedes Kleidungsstück erzählt eine eigene Geschichte“, sagt Anita, die ihre ganz eigene Handschrift hat. So tragen ihre Modelle nicht nur ladinische Namen und sind mit Schriftzügen bestickt, sondern duften sogar nach ihrer Heimat. Um den Geruch der Dolomiten einzufangen, hat Anita hat mit LÜM – Essenza de dolomite ein eigenes Parfum entwickelt, das nach Wald und Zirbenholz riecht. „Mir ist es wichtig, die Wurzeln meiner Herkunft und mein Wissen weiterzugeben“, so Anita. Deshalb bietet die zweifache Mutter regelmäßig Live- und Online-Nähkurse an.
Auch Dankbarkeit ist ein wichtiges Thema für Anita, die im Winter als Skilehrerin tätig ist. „Weil ich meinem Körper dankbar bin, dass ich noch so viel Sport treiben kann, habe ich eine eigene Sportlinie aus Naturmaterialien entwickelt“, berichtet sie. Wer sich etwas auf den Leib schneidern lassen oder einfach bei Anita stöbern möchte, kann sie in im Atelier oder ihrem Online-Shop besuchen. Denn bei Anita ist jeder herzlich willkommen. Wie die Zukunft aussieht? Eines ist sicher: Anita gehen die Ideen nicht aus…
Foto: Alex Moling
„Mir ist es wichtig, die Wurzeln meiner Herkunft und mein Wissen weiterzugeben“
Anita Vittur
Anita steckt all ihre Heimatliebe in ihre Arbeit: Zum Sortiment gehören Trachten, Kleidung und Accessoires sowie ihr eigener Dolomiten-Duft.
Die Dolomiten sind zu jeder Jahreszeit eine Reise wert
Folge SÜDTIROL HIER auf Instagram
Noch mehr Reise-Informationen für Südtirol findest du HIER