Sind die Hormone nicht im Gleichgewicht, fühlen wir uns unwohl in unserem Körper – sei es mental, physisch oder emotional. Das betrifft vor allem Frauen ab 40, aber auch immer mehr Jüngere haben Probleme mit dem Hormonhaushalt. Das Hormon Reset Programm von Hormon Coach Rabea Kieß (49) hilft dabei, sich wieder rundum gut zu fühlen und begünstigt sogar das Abnehmen. HEYDAY wollte alles über ihr ganzheitliches Ernährungs- und Lebensstil-Konzept erfahren. PLUS: Jede Menge wertvolle Tipps und leckere Rezepte!
Interview: Sandra Böhm, Fotos: privat
Hormon-Coach, Autorin und Podcasterin Rabea Kieß hilft Frauen dabei, sich im eigenen Körper wieder wohlzufühlen
HEYDAY: Liebe Rabea, was hast du gemacht, bevor du Hormon Coach wurdest?
Rabea Kieß: Ich komme ursprünglich aus dem Bereich Fitness und Gesundheits-Coaching. Ich habe 18 Jahre lang als Personal Trainerin gearbeitet.
Was hat dich bewogen, dich mit Hormonen zu befassen und schlussendlich dein Hormon Reset Programm zu entwickeln?
Ich habe schon als Personal Trainerin ausschließlich Frauen betreut. Damals habe ich festgestellt, dass manche Frauen super abnehmen konnten und andere – trotz Sport – überhaupt nicht, obwohl sie gleich trainiert hatten. Da habe ich mich gefragt, woran das liegen könnte, was die Abnahme-Bremsen sein könnten. So bin ich auf das Thema Stoffwechsel und vor allem auf das Thema Hormone gestoßen. Ich kam zu der Erkenntnis, dass Abnehmen im Grunde fast unmöglich ist, wenn unsere Hormone nicht im Gleichgewicht sind. Das war sozusagen mein Aha-Moment. Daraufhin habe ich mein damaliges Konzept überdacht – weg von diesem „noch härter trainieren und noch weniger essen“. Stattdessen habe ich einen ganz neuen Weg eingeschlagen, weil mir klar wurde, dass unsere Hormone einen anderen Ansatz benötigen.
Wir müssen in selbst in Balance kommen, damit auch unsere Hormone in Balance kommen können. Das schaffen wir nicht mit stressigen Diäten und harten Fitnessprogrammen – im Gegenteil, das macht alles nur viel, viel schlimmer. Gerade Frauen in den 30ern und 40ern haben ohnehin schon enorm viel Stress. Da kommt ja alles zusammen. In dem Alter haben wir kleine Kinder oder Teenager, haben einen Job und wollen vielleicht auch noch Karriere machen – das ist einfach sehr viel. Außerdem verändert sich mit den Jahren unser Körper, und mit Druck und Gewalt dagegen vorzugehen funktioniert leider überhaupt nicht. In den 20ern ging das vielleicht noch, dass man einfach weniger gegessen und so abgenommen hat, aber wenn wir älter werden ist das nicht mehr praktikabel.
Darum habe ich mein Hormon Reset Programm entwickelt, ein ganzheitliches Ernährungs- und Lebensstil-Konzept, das Frauen hilft, wieder in Balance zu kommen – durch Ernährung, Naturheilkunde, Stressregulation, Bewegung und Wissensvermittlung zu hormonellen Abläufen. Und siehe da, es funktioniert!
„Wenn unsere Hormone nicht im Gleichgewicht sind, ist Abnehmen im Grunde fast unmöglich“
Woran merkt man eigentlich, dass die eigenen Hormone im Ungleichgewicht sind?
Gewichtszunahme ist nur eines von vielen Symptomen. Weitere sind Zyklus-Beschwerden, starke Blutungen, unregelmäßige Blutungen, PMS, Stimmungsschwankungen, Libidoverlust, Haarausfall, unreine Haut – das alles deutet auf ein Ungleichgewicht der Hormone hin. Leider fühlen sich viele Frauen von Gynäkolog:innen, die ja vermeintlich die erste Adresse bei Frauenbeschwerden sind, oft nicht verstanden oder umfassend betreut. In der Regel werden dann die Pille oder andere synthetische Hormone verschrieben, und da landen wir in einer Sackgasse.
Hormone können nicht mit Medikamenten behandelt werden, das ist eine ganz wichtige Erkenntnis, die ich den Frauen unbedingt mitgeben möchte. Wenn es um Hormonregulation geht, dann geht es immer um Lebensstil, um Ernährung, um Balance. Unser Körper versucht ständig im Gleichgewicht zu sein und uns dort zu halten. Die Hormone sind sozusagen seine Helferlein, die das ermöglichen. Deswegen lautet mein Motto: Wenn ich in Balance bin, dann sind es auch die Hormone. Balance in unserem Alltag und in unserer Ernährung – so regulieren wir Hormone. Da gibt es keine Abkürzung, keine Mittelchen und keine Medikamente. Das ist wahrscheinlich für viele Frauen die Herausforderung, aber wir können die Verantwortung nicht abgeben. Wir müssen uns darüber im Klaren sein: Wenn ich ein Medikament einnehme, will ich das dann ewig nehmen?
Am Ende geht es ja auch nicht nur um ein Hormon, sondern um ein ganzes Team von verschiedensten Hormonen, die sich permanent ausgleichen und regulieren. Wenn ich mich da nur einem widme, komme ich nicht weit. Mit meinem Hormon Reset Programm möchte ich Frauen helfen, ihre Hormone auf natürliche Weise ins Gleichgewicht zu bringen, über Ernährung, Lebensstil-Veränderungen und über Nahrungsergänzung oder Heilkräuter.
Wann sind deine Projekte Hormon Reset Podcast und Hormon Reset Programm durchgestartet?
Das Hormon Reset Programm startete im Januar 2020. Ich wollte aber – noch bevor ich mein Online-Programm herausgebracht habe – ein Bewusstsein dafür schaffen, dass es außerordentlich wichtig ist, sich um die Hormone zu kümmern. Das hat auch super gut über den Podcast funktioniert, der sehr erfolgreich läuft. Daraufhin kam das Angebot, ein Buch über das Thema zu schreiben – Die Hormon-Balance-Diät: Mein 7-Schritte-Programm zum Wohlfühlgewicht.
Wie hast du dich in Sachen Hormone weitergebildet?
Ich habe in meinen ganzen Jahren als Gesundheits-Coach und Ernährungsberaterin immer schon ganzheitlich gearbeitet, habe in meiner Karriere zig Fortbildungen, zum Thema Hormone, bei Heilpraktiker:innen besucht. Im Rahmen des Hormon-Coachings habe ich eine Ausbildung in Amerika absolviert und natürlich auch viel Fachliteratur gelesen. Das ist ein permanenter Lernprozess – und ich lerne ja auch jeden Tag von meinen Kundinnen.
Hattest oder hast du selbst auch Probleme mit deinen Hormonen?
Ich habe glücklicherweise keine größeren Probleme, obwohl ich über viele Jahre die Pille genommen habe. Aber ich werde jetzt 48, und natürlich merke ich auch, dass meine Hormone sich verändern – gerade was das Thema Stressresistenz angeht, bin ich deutlich sensibler geworden. Da ich mich von einem sehr aktiven Lifestyle zur Schreibtischtäterin gewandelt habe, musste ich Routinen entwickeln, um mich gesund und in Balance zu halten. Regelmäßig rausgehen, Sport machen, sehr auf die Ernährung achten.
Das ist mir auch wichtig als Message: Es genügt nicht, jetzt mal drei Monate an der Hormonbalance zu arbeiten und dann ist alles wieder gut. Wir müssen jeden Tag etwas dafür tun, dass unsere Hormone im Gleichgewicht sind, wir müssen dem Körper täglich Hilfestellung geben. Ganz besonders wichtig ist es, den Körper mit zunehmendem Alter zu supporten, um gut durch die Wechseljahre zu kommen.
Ein wichtiger Faktor dabei ist Stressvermeidung. Wenn ich schon in den 30ern maximalen Stress hatte, dann zeigt sich das auch in den 40ern und 50ern. Je weniger wir schon in jungen Jahren auf uns aufpassen, umso stärkere Probleme bekommen wir mit den Wechseljahren, das muss man einfach so sagen. Dennoch ist das Kind auch dann noch nicht in den Brunnen gefallen – man kann natürlich immer etwas tun.
Um welche Hormone geht es dabei am meisten und was bewirken diese?
Unser Stresshormon Cortisol ist unser Überlebenshormon. Wenn wir chronisch erhöhte Cortisolwerte haben, dann hat das einen Einfluss auf alle anderen Hormonebenen. Cortisol, unser Stresshormon, und Insulin, unser Blutzuckerhormon – das sind sozusagen unsere Master-Hormone, unsere Überlebenshormone, die stehen ganz oben in der Hormon-Hierarchie. Sie beeinflussen unsere Sexualhormone, das sind die, die bei uns Frauen üblicherweise die meisten Probleme verursachen.
Das bedeutet, wir müssen bei der Therapie immer bei den obersten Hormonen ansetzen. Wenn wir Cortisol und Insulin in Balance bringen, wenn wir unseren Stress reduzieren und uns um unseren Blutzuckerspiegel kümmern, dann hat das automatisch einen positiven Einfluss auf andere Hormone – und es wird uns allein dadurch schon so viel besser gehen. Mit dieser Hormon-Hierarchie arbeite ich auch in meinem Hormon Reset Programm.
Wie läuft dein Hormon Reset Programm ab?
Zunächst versuchen wir das Insulin in Balance zu bringen, das heißt, wir fangen mit der Ernährung an, um für einen stabilen Blutzuckerspiegel zu sorgen. Hormone wollen gut genährt werden. Unsere Hormone brauchen etwas anderes, als uns Frauenmagazine häufig mit ihren Diäten weismachen wollen. Es ist nicht automatisch gesünder, wenn wir anfangen, auf Fette zu verzichten oder uns alle nur noch vegan ernähren. Da gibt es viele Mythen und Fehlinformationen.
Es gilt immer zu bedenken: Was ist für mein persönliches Problem die richtige Ernährungsweise? Dabei ist es sehr wichtig regelmäßig zu essen, um den Blutzuckerspiegel stabil zu halten und dadurch auch die Stresshormone. Man muss dringend umdenken und wegkommen von dem Denken „ich darf nicht viel essen, sonst nehme ich zu“. Viele Frauen essen zu wenig, immer in der Angst, sie könnten zunehmen. Dabei ist es meistens so, dass sie einfach nur das Falsche oder eben nicht regelmäßig essen. Wir müssen dem Körper Sicherheit geben, indem wir ihn nicht hungern lassen. Das möchte ich mit meinem Programm, dem Podcast und dem Buch vermitteln.
„Fertignahrung, Zucker, Fastfood – das lässt uns zunehmen und bringt den Körper in einen chronischen Entzündungszustand. Und das bedeutet Stress!“
Leckere Rezepte für den Hormonhaushalt von Rabea Kieß gibt es HIER.
Rezept – Chia Green Smoothie Bowl
Zutaten für 1 große Portion:
2 EL Chiasamen
150-200 ml Mandelmilch oder andere Pflanzenmilch
1 Handvoll Feldsalat
1 Kiwi
150g geschälte gewürfelte Mango
Topping nach Wahl, z.B. Obst oder Nüsse
Warum genügt es in den Wechseljahren nicht mehr, das Essen zu reduzieren, um abzunehmen? Du sagst, dass viele Frauen mit Gewichtsproblemen sogar viel zu wenig essen – wie kann das sein?
Durch Hungern aktiviere ich meine Stresshormone, Cortisol und Insulin, welche beide die Eigenschaft haben, Fett einzulagern. Es geht dem Körper dann nur noch darum, Energie zu speichern. Wenn ich dann noch weniger esse, bestätige ich dem Körper: „Oh, wir sind ja tatsächlich in einer Hungersnot!“ Also speichert er noch mehr, und ich nehme automatisch zu, obwohl ich kaum etwas esse. Es ist für viele Frauen nicht einfach aus diesem Mindset herauszukommen, da wir das über so viele Jahre falsch gelernt haben.
Ich vergleiche das gerne damit: Wenn wir ein Feuer anzünden wollen, brauchen wir Holz, schöne, große Scheite. Damit erzeugen wir Energie, damit es brennt. Mit unserem Körper ist es im Prinzip nicht anders. Er benötigt Nährstoffe, damit der Stoffwechsel laufen kann. Wenn ich den Körper aushungere, hungere ich auch meine Hormone aus. Die Folge ist, dass unsere Verdauung herabgesetzt wird, ebenso wie die Fruchtbarkeit, weil all das am Laufen zu halten entschieden zu viel Energie kosten würde. Wir fahren dann permanent sozusagen im Notstrom-Modus auf den Stresshormonen. Dadurch verschieben sich mit der Zeit die Hormone. Ein weiterer wichtiger Faktor – neben der Ernährung – ist Stress. Wenn ich mal ein oder zwei Tage Stress habe, ist das überhaupt kein Problem, aber es sollte nicht dauerhaft sein.
Wenn man also anfängt, mehr zu essen, um in Balance zu kommen, nimmt man dann nicht erst mal wieder zu? Wie lange dauert es, bis sich der Körper umgestellt hat?
Nein, du musst nur das Richtige essen. Meistens essen wir das Falsche, deswegen nehmen wir zu. Ein großes Thema sind industriell verarbeitete Fertignahrung, Zucker und Fastfood – all dies lässt uns zunehmen. Das sind Nahrungsmittel, die den Körper in einen chronischen Entzündungszustand bringen, und das bedeutet Stress! Diese Entzündungen rauszunehmen, den Stress rauszunehmen, darum geht’s. Falsche Ernährung ist purer Stress für das Immunsystem und den Darm.
Eine Ernährungsumstellung ist für viele sicher nicht das Tollste, aber ganz sicher das Effektivste. Der Körper will ja gar nicht übergewichtig sein, im Gegenteil. Darum müssen wir ihm ein bisschen Unterstützung geben. Etwa bei Frauen, die immer viel zu unterkalorisch und maximal zweimal am Tag etwas essen – die haben schon Angst zuzunehmen, wenn sie nur einen Apfel angucken. Ich habe einige Frauen im Programm, die nun endlich abnehmen, obwohl sie jetzt viel mehr essen als vorher. Allerdings kann es schon sein, dass die Frauen in dieser Übergangsphase möglicherweise erst mal zunehmen, aber das gilt eigentlich nur für jene, die vorher massiv unterkalorisch gegessen haben.
Mein Motto: Du musst nicht abnehmen, um gesund zu werden, sondern du musst erst mal gesund werden, damit du wieder abnehmen kannst! Du musst erst die Hormone regulieren, damit der Stoffwechsel wieder läuft, die Schilddrüse wieder aktiv wird, und das Feuer erneut anfängt zu brennen. Damit beginnt auch eine neue Freiheit: Man kann sich endlich wieder entspannter ernähren und muss nicht jede Kalorie zählen. Ich muss mich hormongesund und ausbalanciert ernähren. Mit Nahrungsmitteln, die aus der Natur kommen, möglichst wenig verarbeitet. Gerne auch Eier, Schafs- oder Ziegenmilchprodukte und Fleisch aus Biohaltung. Frauen wieder zu einem schönen, natürlichen Essverhalten zurückzubringen, das ist mein Ziel.
„Mein Motto: Du musst nicht abnehmen, um gesund zu werden, sondern du musst erst mal gesund werden, damit du wieder abnehmen kannst“
Was ist in Sachen Ernährung essentiell?
Einfach alle Makro- und Mikronährstoffe – Fette, Eiweiße, Kohlenhydrate. Dabei sollte man sich größtenteils pflanzenbasiert ernähren, weil Pflanzen einfach extrem viele Mineralstoffe, Vitamine und Ballaststoffe haben. Wenn du dir eine Mahlzeit vorstellst, sollte die Hälfte aus Gemüse bestehen, ein Viertel aus Proteinen, ein weiteres Viertel aus Kohlenhydraten, aus Vollkorn oder stärkereichem Gemüse wie Karotten, Rote Bete, und etwa einen Daumen gesunde Fette.
Auf diese Weise hält man auch den Blutzuckerspiegel stabil. Unsere Hormone benötigen viele Vitamine und Mineralstoffe für die enzymatischen Prozesse. Wir brauchen aber auch Fette, denn aus Fetten werden unsere Sexualhormone und unsere Stresshormone gebaut. Cholesterin ist die Ursprungssubstanz für viele Hormone, deswegen sind die guten Fette wichtig.
Da der Körper aus Eiweißen besteht, müssen wir auch Proteine, sogenannte Aminosäuren, zuführen. Wenn Frauen zu wenig Aminosäuren konsumieren, was nicht selten ist, dann kann es sein, dass man nicht so guter Stimmung ist und nicht so gut schläft. Wir brauchen die Balance aus verschiedensten Lebensmittelgruppen, denn jede Lebensmittelgruppe hat etwas Positives. Wichtig ist die Ursprünglichkeit und die Natürlichkeit der Lebensmittel. Man muss ja nur überlegen, was gibt es draußen in der Natur? Da gibt es keinen Zucker, kein hoch verarbeitetes Brot, Nudeln usw.
Auch Koffein und Alkohol geben dem Körper nicht unbedingt viel Energie. Aber eigentlich weiß das ja auch jeder. Deswegen sage ich auch: Gute Ernährung ist nicht so schwierig, nur das Umsetzen ist nicht immer so leicht.
„Ich will Frauen wieder zu einem schönen, natürlichen Essverhalten zurückzubringen!“
Würdest du empfehlen, dass man sich an die drei traditionellen Hauptmahlzeiten hält?
Unbedingt! Drei Hauptmahlzeiten sind das A und O. Wenn man das wirklich mal durchzieht, was ja die wenigsten machen, wird man merken, wie viel zufriedener man ist. Es gibt diesen alten Spruch über das Essen: „Morgens wie ein Kaiser, mittags wie ein König und abends wie ein Bettelmann.“ Das sehe ich ähnlich. Bei der Hormon-Reset-Ernährung sollte das Frühstück möglichst eiweißreich sein, egal ob herzhaft oder süß. Beispielsweise Porridge, aber nicht nur aus Haferflocken, sondern man sollte noch eine Eiweißquelle einbringen. Ich nehme da gerne ein bisschen Schafjoghurt oder Quark, man kann auch Zutaten wie etwa ein Proteinpulver, Hanfsamen und Nüsse verwenden. Zu Mittag gibt es eher Rohkost, weil da die Verdauung optimal funktioniert. Das können Salate oder Rohkost-Gemüse sein. Am Abend wird dann eher gekocht, aber leicht verdaulich muss es sein, weil die Verdauung abends nicht mehr ganz so auf Hochtouren läuft. Bei mir gibt es oft Suppen, Curry, Eintöpfe oder Ofengemüse.
Wie sieht ein Hormon-freundlicher Tagesablauf optimalerweise aus?
Eine sehr gute Frage! Der Hormon-freundliche Tagesablauf beginnt eigentlich schon am Abend zuvor, das heißt, ich gehe möglichst immer zur gleichen Zeit ins Bett. Unsere Hormone lieben regelmäßige Abläufe – Essen, Schlafen und Aktivität zu festgelegten Zeiten. Der Körper stellt sich darauf ein und je regulierter unsere Tagesabläufe sind, umso einfacher ist es für den Körper in Balance zu kommen. Eine Freundin von mir hat mal gesagt: „Im Grunde müssen wir zu Spießern werden.“ – Sie hat recht, denn je älter man wird, desto reglementierter muss das Leben werden, wenn man dem Körper etwas Gutes tun möchte.
Ein paar Tipps für einen Hormon-freundlichen Tagesablauf:
FESTE SCHLAFENSZEIT
Möglichst vor 23 Uhr schlafen gehen, besser noch 22 Uhr, dann können wir noch genug von unserem Schlafhormon Melatonin bilden. Melatonin ist außerdem ein verjüngendes Hormon, das Stress abbaut und den Blutzuckerspiegel reguliert. Je mehr Tiefschlafphasen wir haben und je mehr Melatonin wir bilden, desto entspannter sind wir am Folgetag.
HEISS-KALT DUSCHEN
Ich persönlich setzte am Morgen auf Wechselduschen, dadurch wird das Immunsystem gestärkt und Stress reduziert. Aber das ist kein Muss. Auf jeden Fall gibt es ein schönes Frühstück, maximal 60 Minuten nach dem Aufstehen, damit unsere Stresshormone nicht anfangen, den Blutzuckerspiegel anzuheben. Nach drei bis fünf Stunden wird zu Mittag gegessen. Dabei gilt: Je besser ich eine Mahlzeit aus den sogenannten Makronährstoffen zusammensetze, umso weniger Heißhunger entwickle ich. Wichtig bei jeder Mahlzeit ist gutes Eiweiß, das hält den Blutzucker stabil und man hat nicht so schnell wieder Hunger.
GUT DURCHSCHLAFEN
Wenn du eine Zeit lang nicht gut oder zu wenig Stunden schläfst, ist der Körper gestresst und verlangt ständig nach Kohlenhydraten oder etwas Süßem zur Beruhigung. Dadurch schießt der Blutzuckerspiegel in die Höhe und es wird viel zu viel Insulin ausgeworfen, im Anschluss fällt der Blutzuckerspiegel ganz schnell wieder krass ab. Diesen Effekt kann man mit regelmäßigem, ausreichendem Schlaf regulieren – und so beeinflussen, wie der nächste Tag verläuft.
DIE SONNE ERLEDIGT DEN REST
Ansonsten möglichst oft rausgehen, Sonne tanken. Das ist übrigens morgens besonders wichtig, und wenn es nur zehn Minuten auf dem Balkon sind. So wird genug Serotonin, unser Glückshormon, ausgeschüttet, das gleichzeitig die Vorstufe für unser Schlafhormon Melatonin ist. Je mehr Serotonin ich über Tag ausschütte, desto größer ist die Chance in der Nacht ausreichend Melatonin zu bilden. Am Abend sollten wir uns nicht mehr so viel blauem Licht aussetzen, also Fernseher, Computer oder Handy. Stattdessen lieber bei Kerzenlicht entspannen, was Schönes kochen, nette Gespräche führen und Streitgespräche vermeiden.
„Je älter man wird, desto spießiger muss man tatsächlich leben, wenn man dem Körper etwas Gutes tun möchte“
Wie sieht das ideale Trainingsprogramm für Frauen ab 45+ aus? Und wie viele Stunden Schlaf sind optimal?
Sport aktiviert Stresshormone, das bedeutet, anstrengende Sportarten besser auf die erste Tageshälfte verlegen und abends lieber eine ruhige, entspannende Yogastunde besuchen.
Das Schlafbedürfnis ist sehr individuell, das findet man am besten für sich selbst heraus. Wenn man mal zwei, drei Wochen nicht mit Wecker aufstehen muss, dann findet man seinen Schlaf-Setpoint von ganz allein. Empfohlen werden jedoch mindestens sieben Stunden.
Warum weiß kaum jemand, wie viel Einfluss Hormone tatsächlich auf uns haben?
Ich glaube, weil unser Gesundheitssystem und unser Gesundheitsverständnis hauptsächlich von der Schulmedizin geprägt sind, die vornehmlich Symptombehandlung betreibt. Hormone muss man aber ganzheitlich behandeln. Ein normaler Arzt wird sich eher selten mit dir hinsetzen und überlegen, wie du deinen Stress reduzieren, deine Einstellung verändern, dich gesund ernähren und Schadstoffe in deiner Umwelt reduzieren kannst. Das findet im Tagesgeschäft keinen Raum und Frauen mit Symptomen werden häufig weggeschickt – mit dem Argument: „Solange sie noch ihre Periode haben, haben Sie auch keine Hormonprobleme.“ Meistens wird dann einfach die Pille oder ein anderes synthetisches Hormonpräparat verschrieben. Leider übertreibe ich hier nicht: Ich bekomme jeden Tag Nachrichten von Frauen, denen das so passiert ist, die werden im Gesundheitssystem nicht aufgefangen.
Aber dafür gibt es ja andere Angebote. Ich merke, dass es den Frauen unglaublich gut tut, ihre Probleme anzusprechen, zu thematisieren. In meiner Facebook-Gruppe erzählen die Frauen viel von sich und es tut einfach gut zu wissen: Ich bin nicht allein mit meinen Beschwerden und ich habe die Chance, alles selbst in die Hand zu nehmen. Sich nicht hilflos zu fühlen, das ist meiner Meinung nach ganz wichtig.
Übrigens betreffen Hormon-Probleme nicht nur Frauen in den Wechseljahren. Denn viele Frauen fangen heute schon in sehr jungen Jahren mit der Pille an, der Stress in unserem Alltag wächst ständig, und die Ernährung wird auch nicht unbedingt besser. Dazu kommen der Druck durch Social Media und nicht zuletzt die starke Östrogen-Last in unserer Umwelt.
Wenn man mit deinem Programm arbeitet, kann man dann vollständig auf dann die Einnahme von Hormonen verzichten?
Auf jeden Fall. Meiner Meinung nach richten synthetische Hormone mehr Schaden an, als dass sie nützen. Im Grunde kann man das Verabreichen von Hormonen heute gar nicht mehr vertreten. Es gibt zwar auch bioidentische Hormone, die denen unseres Körpers entsprechen. Aber Hand aufs Herz: Die können vielleicht übergangsweise helfen, wenn es den Frauen sehr schlecht geht, wenn sie sehr starke Beschwerden haben – aber nicht auf lange Sicht.
Es muss auf jeden Fall zusätzlich an der Ernährung und am Lebensstil gearbeitet werden, dann kann das eine gute Kombination sein. Wenn es Frauen schlecht geht, haben sie auch keine Motivation etwas zu ändern, deswegen können bioidentische Hormone zumindest vorübergehend eine Unterstützung sein. Grundsätzlich arbeite ich jedoch lieber mit Heilkräutern und -pflanzen, wenn es um Supplemente geht. Da braucht es meiner Meinung nach keine zusätzlichen Hormone. Aber natürlich akzeptiere ich, wenn Frauen diesen Weg gehen wollen. Bei mir landen jedoch häufig genau jene Frauen, die schon alles versucht haben. Ich möchte den Frauen lieber mitgeben: „Du hast es selbst in der Hand“.
Mein Weg ist sicher ein etwas längerer, aber wir bekommen dadurch so viel zurück: Ein langfristiges Wohlbefinden, Balance, ein gesundes Verhältnis zum Essen und zum eigenen Körper – das geht ja noch weit über Hormonregulation hinaus. Es ist einfach schön zu sehen, wie das bei meinen Klientinnen funktioniert. Ich bekomme oft noch Nachrichten von Frauen, die meinen Kurs vor längerer Zeit absolviert haben: Sie sagen, das Hormon Reset Programm habe ihr Leben verändert, es habe so viel bewirkt. Aber man muss im Auge behalten, dass es sich um einen immerwährenden Prozess handelt – denn es gilt, jeden Tag etwas für die eigene Hormon-Balance zu tun!
Der HORMON RESET PODCAST
von Rabea Kieß
Rabea Kieß gibt dir in ihrem Hormon Reset Podcast wertvolle Tipps – zum Beispiel wie du gegen den Blähbauch vorgehen kannst.
Podcast #26 – Schluss mit dem Blähbauch
„Manche Frauen haben ihn permanent, manche nur gelegentlich. Bei manchen ist der Bauch morgens noch schön flach und weich und spätestens am Abend ist er da – der Blähbauch. Ein permanent geblähter Bauch ist alles andere als witzig und kann für die betroffenen Frauen sehr belastend sein. Hier meine 14 besten Tipps!“
Den Podcast kannst du dir auf Rabeas Webseite und auf Spotify anhören, oder ihn über eine Podcast-App wie zum Beispiel Apple Podcasts abonnieren.
Über Rabea Kieß
Rabea Kieß ist Hormon-Coach, Autorin, Podcasterin und Mama. Sie unterstützt Frauen dabei, ihre Hormone auf natürlichem Weg wieder in Balance zu bringen – damit sie sich im eigenen Körper wieder wohlfühlen und mit Energie, Kreativität und Leichtigkeit ihre täglichen Herausforderungen meistern können. Auch in ihrem Buch Die Hormon Balance Diät – Mein 7-Schritte-Programm zum Wohlfühlgewicht geht es darum, dem Körper Sicherheit zugeben, indem wir ihn nicht hungern lassen.
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