Wechselmama trifft Pubertier

Unsere Autorin Galina Green (49) lebt mit ihrer Tochter (13) in der Uckermark, wo sie in Eigenregie ein idyllisch gelegenes Fischerhäuschen direkt am See ausbaut. Und obwohl sie damit wirklich genug zu tun hat, kommt sie nicht umhin, ganz neue Gemeinsamkeiten mit ihrem Nachwuchs zu entdecken.

Heutzutage haben wir Frauen meist schon in jungen Jahren so viel um die Ohren, dass wir das Kinderkriegen immer wieder nach hinten verschieben – karrieretechnisch oft eine kluge Entscheidung. Dass durch die „späte“ Geburt aber auch unerwartete Nebeneffekte auftreten, ging mir letztens durch den Kopf, als ich mich schweißgebadet um 3 Uhr früh im Bett wälzte (guten Morgen, Perimenopause) und meine pubertierende Tochter lachend mit ihrer “Crew” durch die Tür platzte.
Alle reden stets davon wie schrecklich es wird, wenn dein Teenager anfängt Türen zu knallen und zu schmollen. Aber Teenies und Mütter über 50 haben mehr gemeinsam, als man vermuten würde.

“Alles klar, Mama?” fragt meine Tochter mit einer erhobenen Braue. “Chill mal, ja?”

Diese Erkenntnis manifestiert sich am deutlichsten während unserer täglichen morgendlichen Badezimmer-Routine: Während ich kurzsichtig versuche meine grauen Haare auszuzupfen, trimmt sie am Spiegel nebenan geradezu überbordende Augenbrauen. Meine Augenbrauenhaare kann ich mittlerweile fast an einer Hand abzählen. „Wo sind sie hin?“, rufe ich verzweifelt. “Alles klar Mama?” fragt meine Tochter mit einer erhobenen Braue. “Chill mal, ja?”
Unser Bad bietet eine breite Palette an Pickel- und, Faltencremes, Mitesser-Scrubs und Jungbrunnen-Versprechern – für beide Altersgruppen. Und natürlich erkenne ich die gegenläufige Symmetrie des Ganzen: Meine Tochter beginnt gerade die Reise zu ihrer Fruchtbarkeit, während ich die meine dankend hinter mir lasse. Und zugleich habe ich zum ersten Mal so richtig viele Gemeinsamkeiten mit meinem Töchterchen. Als da wären …

1. PICKEL
Wieso hat mir keiner gesagt, dass mit Anfang 50 die Pickel wieder sprießen? Aber zumindest kann ich die Pickelstifte und Cremes meiner Tochter klauen.

2. KURVEN
Nicht nur der Körper meiner Tochter entwickelt spannende und unerwartete Kurven. Auch ich gewinne neue Rundungen dazu – nur leider nicht da, wo ich sie gebrauchen kann. Wo war nochmal meine Taille?

3. HAARE
Ich dachte, ok, die Haare werden grau, dafür gibt es Färbemittel, oder man rockt selbstbewusst den Weiße-Mähnen-Look. Aber keiner hat verraten, dass meine Locken nicht nur grau werden, sondern auch die Beschaffenheit und Form von Schamhaaren bekommen! Und dass es im Gegenzug weiter unten etwas lichte aussieht – gerade wenn man sich etwas mehr Deckung wünscht.

4. MIR DOCH EGAL
Irgendeine kluge Frau sagte einst, man sollte zumindest zehn Jahres seines Lebens auf die Meinung anderer komplett verzichten können. Als Teenie ist es einem sowieso egal was Erwachsene denken. Und jetzt, wo ich doch plötzlich unsichtbar geworden bin, treffen mich nur die konspirativ-wohlwollenden Blicke anderer Frauen im besten Alter, die in mir eine Verbündete erkennen im “Mir doch egal”-Klub.

5. SCHLAF
Wo meine Tochter und ich aber so richtig zueinander gefunden haben ist in Sachen Schlaf. Einst sprang ein kleiner Grashüpfer jeden Morgen auf mein Bett, jetzt liegt dort ein schwer zu weckender, komisch riechender Körper. Sie würde locker ein Erdbeben oder den Abriss des Nachbarhauses verschlafen. Aber immer wenn ich schweißgebadet aufwache, lege ich mich gerne neben sie und schlafe wieder ein. Bis wir beide, total übernächtigt, eine Tüte Nachos teilen und ein paar Folgen Gilmore Girls gucken – zum Frühstück.


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