Die Wechseljahre – weit mehr als nur Hitzewallungen

Stimmungsschwankungen, Schlafprobleme, Brain Fog, Depressionen und Leistungsabfall bis hin zu Angstattacken sind in den Wechseljahren keine Seltenheit. Doch viele Frauen können diese Symptome nicht zuordnen und wissen gar nicht, dass sie in den Wechseljahren sind. Wir haben drei Frauen aus der HEYDAY-Community gefragt, wie sie die Wechseljahre erleben und wie ihnen die Hormonersatztherapie geholfen hat. Plus: Experten-Tipps von Frauenärztin und Hormon-Expertin Dr. Imke Mebes

FOTOS: Elia Nedkov, Ilka Hofmann, Rik Beemsterboer, Imke Mebes, Louis Hansel/Unsplash, privat, PR

Artikel in Kooperation mit Wechseljahre-verstehen.de

HEYDAY x Wechseljahre-verstehen.de: Beate Münch
HEYDAY x Wechseljahre-verstehen.de: Beate Münch

Frauen aus der HEYDAY-Community: (v.l.) Beate, Pamela und Iris teilen mit uns die Erfahrungen, die sie in den Wechseljahren gemacht haben. Wichtige Informationen rund um das Thema Wechseljahre und die Behandlung mit bioidentischen Hormonen findet ihr HIER

In Deutschland sind derzeit zwölf Millionen Frauen zwischen 40 und 60 Jahre alt – und damit am Beginn oder bereits mitten in den Wechseljahren. Das Fatale: Viele Frauen wissen gar nicht, dass sie in den Wechseljahren sind und kämpfen sich im Auf und Ab der Hormone durch ihren Alltag.

Woran das liegt? Daran, dass das Thema nach wie vor zu wenig besprochen wird. Die meisten Frauen trauen sich nicht, offen darüber zu reden – vor allem im beruflichen Kontext sind die Wechseljahre immer noch ein Tabuthema. Überdies werden die Wechseljahre fast ausschließlich mit Hitzewallungen assoziiert. Viele Anzeichen sind sehr subtil und werden häufig nicht mit den Wechseljahren in Verbindung gebracht – sowohl von den Betroffenen als auch von den Ärztinnen und Ärzten. Deshalb ist Aufklärung so enorm wichtig. Wenn Frauen besser über ihren Körper Bescheid wissen, die Symptome erkennen und mit ihren Ärzten klar über Behandlungsmethoden wie z.B. mit einer Hormonersatztherapie (HRT) mit bioidentischen Hormonen sprechen können, wird sich die Lebensqualität der Betroffenen langfristig verbessern. Denn wie wir durch diese Phase im Leben gehen, ist entscheidend für unsere Gesundheit im Alter.

Ab Mitte 40 beginnt die Phase der Wechseljahre. Die Menopause, also die letzte Regelblutung, tritt bei den meisten Frauen in den Jahren zwischen 49 und 55 ein

Die Phasen der Wechseljahre

Was viele Frauen immer noch nicht wissen: Die Wechseljahre beginnen nicht erst mit dem Ausbleiben der Regelblutung, sondern viel früher. Die Phase des hormonellen Umbruchs beginnt meistens im Alter von Mitte 40. Es gibt drei Phasen: die Prämenopause, die Perimenopause mit der Menopause und die Postmenopause. In der Perimenopause beginnt erst der Progesteron-Wert zu sinken und später dann auch der Östrogen-Wert. Kann unser Körper Progesteron und Östrogen nicht mehr eigenständig produzieren, gerät alles aus dem Lot. Grund hierfür ist der ausbleibende Eisprung. Zum Verständnis: In der Pubertät beginnen die Eierstöcke die beiden Sexualhormone Östrogen und Progesteron zu produzieren – der Start des monatlichen Zyklus. Im Laufe des Lebens sinkt Monat für Monat der Vorrat der Eizellen, die von Geburt an mitgegeben wurden. Die Menopause bezeichnet die letzte Blutung im Leben einer Frau. Die Postmenopause markiert dann die letzte Phase.

Die vielen Symptome der Wechseljahre

Man geht heute von über 40 Symptomen aus, die mit dem Hormonchaos in Zusammenhang stehen können. Bereits in der Prämenopause können starke, schmerzhafte und lange Blutungen, verstärktes PMS, veränderte Körperfettverteilung, Wassereinlagerungen, trockene Augen sowie Stimmungsschwankungen oder Brain Fog auftreten. Mit der Veränderung des Hormonhaushalts in den Wechseljahren kommt häufig der Schlaf aus dem Lot. Mit der Zeit kann es sein, dass Beschwerden wie Kopfschmerzen bis hin zu Erschöpfung, trockene Haut und Schleimhäute sowie Gelenk- und Muskelschmerzen, Harninkontinenz oder Schmerzen beim Sexualverkehr hinzukommen. Ferner gibt es auch Beschwerden, von denen man nicht vermuten würde, dass sie mit den Wechseljahren zusammenhängen. Herzrasen, Angstzustände und Depressionen zählen dazu.

Zwischen 40 und 60 Prozent aller Frauen klagen über zu wenig oder schlechten Schlaf in den Wechseljahren

Die richtigen Stellschrauben für ein gesundes Älterwerden 

Die gute Nachricht: Wir sind den Veränderungen unseres Körpers nicht hilflos ausgeliefert. Gezielte Maßnahmen wie eine hormonfreundliche Ernährung mit viel grünem Gemüse, Eiweiß und Ballaststoffen, wenig Zucker und Alkohol sowie regelmäßigem Muskelaufbau, genügend Ruhephasen und eine gute Schlafqualität können uns helfen, wieder in Balance zu kommen.

Aus der essbaren Yamswurzel werden die bioidentischen Hormone Estradiol und Progesteron gewonnen

Bei starken Beschwerden ist eine individuell angepasste Hormonersatztherapie (HRT) mit natürlichen Hormonen eine effektive und nebenwirkungsarme Möglichkeit, die Symptome zu lindern. Dabei werden dem Körper bioidentische Hormone zugeführt, die in ihrer chemischen Struktur exakt gleich sind wie diejenigen, die der weibliche Körper zuvor in größeren Mengen produziert hat. Der Pflanzenstoff Diosgenin ist die Basis für die Herstellung der bioidentischen Hormone Estradiol und Progesteron. Er findet sich in größeren Mengen in der Yamswurzel. Wichtig ist, sich ausführlich von einer Ärztin oder einem Arzt beraten und untersuchen zu lassen.

Mehr Infos zum Ablauf und zur Umsetzung einer Hormonersatztherapie findest du HIER


Drei Frauen aus der HEYDAY-Community berichten von ihren Erfahrungen mit den Wechseljahren

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Pamela Harig (52),
Goldschmiedemeisterin aus Santanyí

Fotos: Elia Nedkov

„Ich bin zuerst nicht auf die Idee gekommen, dass Wassereinlagerungen, Angstzustände und mein Blähbauch mit einem Hormonmangel zusammenhängen könnten“

  • So habe ich gemerkt, dass ich in den Wechseljahren bin 
    Mit Mitte 40 fing es an, dass ich nachts schweißgebadet aufgewacht bin. Darauf folgten Wassereinlagerungen und plötzlich habe ich kein Obst mehr vertragen. Selbst bei kleinen Portionen blähte sich mein Bauch auf wie ein Ballon. Mit der Zeit wurde meine Stimmung immer schlechter. Obwohl mein Schmuckgeschäft gut lief, spürte ich große Zukunftsängste und eine ständige innere Unruhe. Dann ließ ich meinen Hormonstatus beim Frauenarzt checken. Und siehe da: Progesteron-Mangel, einhergehend mit einer Östrogen-Dominanz. Ich war also in den Wechseljahren.
  • Symptome, die ich nicht zuordnen konnte
    Ich bin zuerst nicht auf die Idee gekommen, dass all meine Symptome mit einem Hormonmangel zusammenhängen könnten. Ferner wurden bei mir eine Schilddrüsen-Unterfunktion und eine Histamin-Unverträglichkeit festgestellt. Dass diese Beschwerden häufig parallel zu den Wechseljahren auftreten, verblüffte mich. Es folgten extreme Erschöpfungszustände. Das ging so weit, dass ich teilweise nur noch halbe Tage arbeiten konnte. Doch nachts konnte ich nicht schlafen – eine skurrile Mischung.
  • Zurück ins Gleichgewicht
    Ich habe viel recherchiert. Als ich mit der Hormonersatztherapie begann, ging es mir nach kurzer Zeit schon viel besser. Als zu meinen Symptomen eine Schilddrüsen-Unterfunktion hinzukam, wandte ich mich mit meinem selbst angeeigneten Wissen konkret an einen Arzt, der mir passende Schildrüsenhormone verschrieb. Ich machte eine Auslass-Diät, ließ Lebensmittel weg, die ich nicht vertrug. Insgesamt achte ich heute darauf, nur frische Nahrung und wenig tierische Produkte zu essen, wenig Alkohol (wegen des Histamins) zu trinken und meine Hormone immer strikt anzuwenden. Ich merke auch, dass sich mein Körper verändert – vor allem den Muskelabbau spüre ich. Zum Ausgleich mache ich Gewichtstraining, Yoga und Ausdauersport.
  • Meine Erfahrungen mit der Hormonersatztherapie
    Ich kann eine Hormonersatztherapie mit bioidentischen Hormonen nur empfehlen. Ich kann mein Leben wieder genießen. Ich freue mich darüber, dass es neue Studien dazu gibt und immer mehr Frauen von dieser Behandlung erfahren und sie in Anspruch nehmen. Wichtig ist, dass man Ärzte findet, die einen erst nehmen und denen man vertraut. Mein Tipp: Geht regelmäßig zu eurem Arzt oder zu eurer Ärztin, um die Wirksamkeit der Therapie zu kontrollieren und gegebenfalls anpassen zu lassen.

Beate Münch (58), Künstlerin aus Mainz

Fotos: Ilka Hofmann

„Ich möchte Frauen dazu ermutigen, selbstbewusst bei ihrem Arzt oder ihrer Ärztin aufzutreten. Denn auch mir wurde oft gesagt: ‚Da müssen Sie durch‘“

  • So habe ich gemerkt, dass ich in den Wechseljahren bin 
    Begonnen hat es mit Anfang 40 mit körperlichen Schmerzen in den Beinen und in den Knie- und Sprunggelenken. Die Ärzte konnten keinen Zusammenhang zu den Wechseljahren herstellen. Wenn ich das Thema angesprochen habe, hieß es oft: „Älter werden wir doch alle, damit müssen Sie sich abfinden!“ Das Älterwerden war nicht mein Problem, aber dieses Nicht-ernst-genommen-Werden schon. Wo bleibt denn da meine Lebensqualität? Als meine Periode sehr unregelmäßig wurde und dann noch Hitzewallungen dazu kamen, war mir dann klar: Ich bin in den Wechseljahren.
  • Symptome, die ich nicht zuordnen konnte
    Schmerzen in den Beinen und Gelenken, Hitzewallungen und Schlafunterbrechungen sind bei mir am häufigsten aufgetreten; dazu kamen starke Stimmungsschwankungen. Von jetzt auf gleich konnte meine Stimmung von einem Extrem in das andere kippen. Ich war eine Zumutung für mich selbst und die Menschen in meiner Umgebung. Das hat mich erschreckt und ich habe mich damit absolut nicht wohlgefühlt. Doch meine Frauenärztin lachte nur und sagte: „Wir haben doch alle mal einen schlechten Tag.“ Nur: Das war nicht bloß ein schlechter Tag – gefühlt war es mein neuer Normalzustand.
  • Zurück ins Gleichgewicht
    Mehrfach habe ich die Ärztinnen gewechselt und meist nur gehört: „Da müssen Sie durch“ oder „Machen Sie mal Urlaub!“ Daraufhin habe ich begonnen, zum Thema Wechseljahre zu recherchieren. Nach langem Suchen und Ausprobieren fand ich vor zwei Jahren das Buch Woman on fire. Daraufhin buchte ich einen Termin bei Dr. Sheila de Liz und bekam nach ausführlicher Untersuchung und Beratung Hormonersatzpräparate verschrieben. Für meinen seelischen Ausgleich mache ich 3–4 Mal pro Woche Yoga und meditiere. Ich ernähre mich gesund und abwechslungsreich. Ich achte darauf, ausreichend zu schlafen und mich an der frischen Luft zu bewegen. Für alle, die sich kraftlos fühlen, habe ich übrigens gerade einen Guide entwickelt, mit dem wir Frauen mit mehr Energie in den Tag starten können.
  • Meine Erfahrungen mit der Hormonersatztherapie
    Ich kann die Hormonersatztherapie nur empfehlen: Innerhalb von vier Wochen waren meine Beschwerden weg! Ich bin begeistert! Seit zwei Jahren bin ich jetzt dabei und es geht mir gut.

Iris Müller (47),  iPhone Videografin und Fotografin aus St. Gallen

Fotos: privat, Rik Beemsterboer (oben re.)

„Dank der Hormonersatztherapie bin ich wieder in meiner Kraft. Ich bin wieder glücklich und liebe mein Leben. Dieses Wissen gebe ich weiter. Deswegen rede ich mit all meinen Freundinnen über die Menopause“

  • So habe ich gemerkt, dass ich in den Wechseljahren bin 
    Bei mir begannen die Symptome in der Coronazeit, was die Situation zusätzlich verkomplizierte. Zuerst traten Stimmungsschwankungen und starke Schweißausbrüche auf, was für mich schwer zuzuordnen war. Ich war mir nicht sicher – war das nur eine Phase oder steckte mehr dahinter? Es war eine frustrierende Zeit, weil meine Ärzte die Symptome nicht einordnen konnten und mir vorschlugen, mich einfach mit dem Altern abzufinden. Einer sagte sogar: „Ich kenne Frauen, wie Sie. Stellen Sie sich ein altes Auto vor, das zu stottern anfängt.“ 
  • Symptome, die ich nicht zuordnen konnte
    Schlafen wie ein Baby kann und konnte ich zum Glück immer, doch neben den Hitzewallungen hatte ich vorwiegend mit Ängsten zu kämpfen. Diese Unsicherheit hat mich sehr belastet und mein tägliches Leben beeinträchtigt. Damals habe ich auf Frauen in meinem Umfeld gehört, die keine Hormone nehmen wollen und der Meinung waren, dass wir da alle einfach durch müssen. Es kam der Punkt für mich, an dem meine Lebensqualität so beeinflusst wurde, dass ich gezwungen war, dem Thema selbst auf den Grund zu gehen.
  • Zurück ins Gleichgewicht
    Meine Informationsquelle war das Hörbuch Woman on Fire von Dr. Sheila de Liz (u.a. HIER auf Spotify). Die Empfehlungen von Dr. de Liz eröffneten mir neue Perspektiven. Mit der Unterstützung meines Lieblingsapothekers besorgte ich mir die empfohlenen Hormonpräparate. Das war der Gamechanger schlechthin. Außerdem achte ich auf eine ausgewogene Ernährung. E-Biking und das Laufband haben mir geholfen, meine Energie zu steigern und Stress abzubauen. Zudem verzichte ich auf Alkohol, lasse mich regelmäßig massieren und mache an den Wochenenden wirklich frei. Mein Learning: Einfach mal alle Fünfe gerade sein lassen.
  • Meine Erfahrungen mit der Hormonersatztherapie
    Insgesamt kann ich sagen: Es war ein langer Weg, aber die Ergebnisse sind definitiv motivierend. Die Hormonersatztherapie mit bioidentischen Hormonen hat mir geholfen, mein hormonelles Gleichgewicht wiederzufinden. Dank der Hormone bin ich wieder in meiner Kraft. Ich bin wieder glücklich und liebe mein Leben. Ich fühle mich jünger und meine Haut ist ein Traum. Dieses Wissen gebe ich weiter. Deswegen rede ich mit all meinen Freundinnen über die Wechseljahre.

Das sagt die Expertin

HEYDAY sprach mit der gynäkologischen Endokrinologin Dr. Imke Mebes

Frauengesundheit liegt ihr sehr am Herzen: Die gynäkologische Endokrinologin und Wechseljahre-Expertin Dr. Imke Mebes berät und behandelt Frauen in den Wechseljahren – für ein gesundes Leben im Alter

HEYDAY: Woran können Frauen erkennen, dass sie bald in den Wechseljahren sind? 

Dr. Imke Mebes: Das ist in der Tat gar nicht so einfach. Die ersten Symptome können sehr subtil sein und sich z. B. durch leicht veränderte Zyklusqualitäten äußern, wie zunehmendes PMS oder ein etwas unruhiger Schlaf. Diese Veränderungen können bereits Ende 30, Anfang 40 beginnen und sind natürlich individuell. Der Zyklus ist dann meist noch regelmäßig. Das heißt: Ein regelmäßiger Zyklus ist kein Ausschluss einer beginnenden Veränderung im Rahmen der Wechseljahre.

Was sind die meistunterschätzten Symptome, die am häufigsten auftreten? 

Viele Frauen kennen die bekannten Symptome wie Hitzewallungen, Schweißausbrüche oder Schlafstörungen. Es gibt jedoch sehr viele andere Symptome, die in unterschiedlicher Intensität und frei kombinierbar auftreten können. Die Listen sind lang. Viele Frauen beschreiben eine veränderte Libido oder dünner werdendes Haar und vermehrten Haarausfall. Aber auch Knochenschmerzen, Gedächtnisstörungen und Stimmungsschwankungen sowie ein verändertes Körpergefühl mit Gewichtszunahme können eintreten.

Wie kommen Frauen wieder raus aus dieser Krise?

Ich denke, eine ganzheitliche Betrachtung der Beschwerden und der Lebenssituation ist wesentlich. Sicherlich ist es nicht sinnvoll, sofort an eine medikamentöse Therapie zu denken und zu hoffen, dass damit alles wie weggewischt ist. Wir Frauen sollten die Wechseljahre als einen Lebensabschnitt erkennen, der Veränderungen mit sich bringt. Diese erst einmal fast komplett als negativ anzusehen, empfinde ich als zu einseitig betrachtet. Ich glaube, dass eine umfassende Aufklärung über mögliche Symptome und Veränderungen im Zusammenspiel mit guter Unterstützung einen wesentlichen Bestandteil dessen ausmacht, die Wechseljahre auch als Abschnitt in der Lebensmitte zu verstehen, den Frauen sehr gut annehmen können.

Wann ergibt eine Hormonersatztherapie mit bioidentischen Hormonen Sinn?

Die Therapie ist dann sinnvoll, wenn Beschwerden bestehen, die man auf anderem Wege nicht so therapieren kann, dass es zu einem ausreichenden Wohlbefinden kommt. Es gibt die berühmte Drei-Drittel-Regel: Ein Drittel der Frauen empfinden nur milde Symptome, ein weiteres Drittel mittlere Beschwerden, die z.B. auch mit einem pflanzlichen Therapieansatz behandelt werden könnten, und ein Drittel der Frauen empfinden eine erhebliche Beschwerde-Symptomatik. Hier sehe ich die HRT gut platziert. Viele Frauen beschreiben innerhalb kürzester Zeit einen verbesserten Schlaf, reduzierte Hitzewallungen und weniger Schweißausbrüche. Die Frauen berichten, dass sich ihre Lebensqualität verbessert hat – und darum geht es letztlich auch.

„Es gibt die berühmte Drei-Drittel-Regel: Ein Drittel der Frauen empfindet nur milde Symptome, ein weiteres Drittel mittlere Beschwerden und ein Drittel hat eine erhebliche Beschwerde-Symptomatik“

Wie genau wirkt eine bioidentische HRT und wie wird sie angewendet?

In der kombinierten HRT mit bioidentischen Hormonen wird das Östrogen Estradiol zusammen mit Progesteron angewendet. Je nach individueller Beratung der Patientin wird festgelegt, welche Präparate am geeignetsten sind. Das Estradiol soll partiell den Östrogenmangel ausgleichen und reduziert merklich die bereits genannten Beschwerden. Zudem ist ein prophylaktischer Effekt auf den Knochenabbau nachgewiesen. Das Progesteron, auch Gelbkörperhormon genannt, regelt die Umwandlung der Schleimhaut bei vorhandener Gebärmutter und hat auch eine Reihe weiterer Effekte. Zum Beispiel wirkt Progesteron Schlaf-anstoßend. Diese Kombination der bioidentischen HRT ist auch eine überaus häufige Kombination.

Wann ist das ideale Alter für den Therapiebeginn mit einer bioidentischen HRT? Ist es auch irgendwann zu spät?

Je früher Frauen damit beginnen, desto mehr profitieren sie von der Hormonersatztherapie. Dazu gibt es auch gute Studien. Experten sprechen hier von dem Goldenen Fenster. Das besagt, dass man maximal zehn Jahre nach Eintritt der Menopause mit einer HRT begonnen haben soll. Die Vorteile einer rechtzeitigen Anwendung sind ein effektiver Schutz der Knochen sowie der Gefäße. Wenn eine Frau schon zu lange in der Postmenopause ist, kann es leider zu spät sein.

Welche Nebenwirkungen gibt es bei einer HRT? 

Grundsätzlich ist die HRT nebenwirkungsarm. Es gibt jedoch auch Frauen, die berichten, dass sie, insbesondere in den Anfangstagen oder Wochen, ein Brustspannen empfinden oder ein Unterleibsziehen. Auch eine minimale Zwischenblutung und Kopfschmerzen können ebenso auftreten.

Warum hat die HRT immer noch einen schlechten Ruf und warum haben so viele Frauen immer noch Bedenken?

Wir Endokrinolog:innen und Gynäkologen:innen arbeiten stetig daran, die HRT wieder in ein besseres Licht zu rücken. Dazu muss man sich nur die Veröffentlichungen der letzten Jahre ansehen. Grund der Besorgnis war die berühmte WHI-Studie, die das Verschreibungsverhalten anschließend maßgeblich beeinflusst hat und bis heute dazu führt, dass alte und vor allem veraltete Grundsätze immer noch in den Köpfen sind. Zudem erfährt die Hormonlehre leider in der fachärztlichen Ausbildung nicht immer den Stellenwert, die sie meines Erachtens verdient. Eine HRT hat viele Vorteile und trotzdem sollte man die möglichen Risikofaktoren benennen und diese besprechen. Ich erlebe diese Skepsis in der Praxis immer wieder. Zum Glück kann ich vielen Bedenken begegnen und Frauen in den Wechseljahren gute Unterstützung leisten.

„Wir Endokrinolog:innen und Gynäkolog:innen arbeiten stetig daran, die HRT wieder in ein besseres Licht zu rücken. Dazu muss man sich nur die Veröffentlichungen der letzten Jahre ansehen“

 

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Wichtige Informationen rund um das Thema Wechseljahre und die Behandlung mit bioidentischen Hormonen findest du HIER

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