„Frauen sind eher bereit, sich ihren Verletzungen zu stellen“

Conscious Uncoupling ist ein modernes Coaching-Format zur Trennungsverarbeitung. Die Therapeutin Dorothea Behrmann hilft damit Paaren in Deutschland – online und in drei Sprachen. Welche Erfahrungen die Hamburgerin bisher gemacht hat, und wie sie in Corona-Zeiten lebt und arbeitet, haben wir sie in unserem HEYDAY-Interview gefragt      

Conscious Uncoupling unsplash Heyday Dorothea Behrmann
Foto: Jenny Marvin/ Unsplash
Dorothea Behrmann Conscious Uncoupling
Paartherapeutin Dorothea Behrmann

HEYDAY: Dorothea, die Corona-Krise hat uns alle auf eine harte Probe gestellt. Du bist mit Mann und Hund nach den langen Wochen der Isolation erstmal nach Sylt gefahren. Wie hast Du den Lockdown erlebt?

Dorothea Behrmann: Mir ist die Umstellung zu Anfang schwer gefallen, vor allem was die Häuslichkeit anbelangt. Ich gehe sonst gerne viel raus, ins Fitness-Studio, Essen, ins Kino, etc. Mit der Zeit habe ich mich daran gewöhnt und auch zu Hause viel Sport gemacht und mich online weitergebildet.

Welche beruflichen Herausforderungen und Neuerungen gab es für Dich während dieser Zeit? Als Online-Coach warst Du ja zumindest technisch schon vor der Krise bestens gerüstet…

Ja, ich bin wirklich froh, das Online- Format schon vor der Corona-Krise für mich entdeckt zu haben. So konnte ich Menschen und Paaren helfen, die während des Lockdowns eingesperrt waren und dadurch Beziehungsstress hatten, sie schnell und unkompliziert per Skype oder Zoom unterstützen. Bei uns in Deutschland wurde das Online-Format ja erst „zwangsweise“ durch die Kontaktbeschränkungen auch im Coaching-Bereich zur neuen Normalität.

Du bist als Paartherapeutin auf die Conscious-Uncoupling-Methode spezialisiert, die aus den USA kommt und vor allem durch die Schauspielerin Gwyneth Paltrow und den Musiker Chris Martin bekannt wurde. Was hat es damit auf sich?

Conscious Uncoupling ist eine neue, moderne Methode aus den USA für die emotionale Verarbeitung von Trennungen. Die Methode ist kompakt und lösungsorientiert angelegt, damit schmerzhafte Trennungen schnell wieder in eine bessere und glücklichere Zukunft münden können. Dabei werden ungesunde Beziehungsmuster aufgedeckt, bearbeitet und aufgelöst. Auch Kinder profitieren sehr davon, wenn sie durch die friedliche Trennung der Eltern Stabilität und Sicherheit erfahren.

„Die Methode Conscious Uncoupling ist kompakt und lösungsorientiert angelegt, damit schmerzhafte Trennungen schnell wieder in eine bessere und glücklichere Zukunft münden können”

Dorothea Behrmann

Worauf kommt es dabei an? Welche Voraussetzungen sollten Paare dafür mitbringen?

Conscious Uncoupling findet in Einzel-Sitzungen statt, damit der Klient die volle Aufmerksamkeit bekommt, die bei der Verarbeitung von Trennungsschmerz benötigt wird. Bei dieser Arbeit kommt es vor allem auf die Bereitschaft zur ehrlichen Selbstreflektion an – sich dem Liebeskummer zu stellen und auch den eigenen Beitrag zum Scheitern der Beziehung klar zu erkennen, um sicher zu gehen, dass so etwas nie wieder passiert. Wenn ein Paar sich trennt, gibt es in der Regel Gewinner und Verlierer. Conscious Uncoupling unterstützt den, dem es schlechter geht, in der Regel den Verlassenen.

Wie läuft das ganz konkret? Es dauert angeblich sechs Wochen?

Die Methode ist sehr kompakt angelegt und funktioniert am besten durch eine verabredete zeitliche Begrenzung. Daraus ergibt sich ein geordneter Trennungsprozess. In einer Einführungssitzung geht es um die ausführliche Darstellung der persönlichen Trennungssituation, um daraufhin in fünf weiteren Sitzungen mit festgelegten Themenkreisen zielgerichtet die Problematik der Trennung aufzulösen. In einem wöchentlichen Turnus kann eine friedliche Lösung der Trennungssituation bereits in sechs Wochen erfolgen. 

Wie hoch ist die Erfolgsquote?

Wenn Erfolg daran bemessen wird, wie frei man sich vom ehemaligen Partner fühlt und auch die Bereitschaft entwickelt, sich wieder auf eine neue Beziehung einzulassen, dann ist Conscious Uncoupling immer erfolgreich. Es kommt auf jeden Einzelnen an, auch zu vergeben, das Vergangene hinter sich zu lassen und aus den Fehlern zu lernen.

Was ist Deine Erfahrungen: Sind es eher die Frauen oder die Männer, die den Wunsch verspüren, Conscious Uncoupling auszuprobieren?

Eindeutig: Ja. Frauen sind eher bereit, sich ihren Verletzungen zu stellen und sind motivierter, aus den Fehlern zu lernen. Ihnen fällt es leichter, Gefühle zu artikulieren und Hilfe anzunehmen.

„Frauen sind eher bereit, sich ihren Verletzungen zu stellen und sind motivierter, aus den Fehlern zu lernen. Ihnen fällt es leichter, Gefühle zu artikulieren und Hilfe anzunehmen”

Dorothea Behrmann

Welche Rolle übernimmst Du dabei konkret? Siehst Du Dich als eine Art Scheidungs-Coach?

Ich unterstütze meine Klienten dabei, die Trennung emotional besser zu verarbeiten. Die Umsetzung einer Scheidung ist nicht Thema beim Conscious Uncoupling. Dafür gibt es Mediatoren und Fach- Anwälte. Jedoch vereinfacht die Methode eine spätere (formelle) Scheidung, wenn es gelingt, durch das Coaching einen respektvollen, wohlwollenden Umgang der Trennenden zu ermöglichen. Das spart Geld, Zeit und Nerven für alle Beteiligten. Dazu gehört auch ein konstruktiver Dialog über das neue Miteinander, auch in Bezug auf die Kinder.

Kannst Du ein positives Beispiel aus Deiner Praxiserfahrung nennen?

Da war zum Beispiel ein Ehepaar, das gemeinsam erfolgreich ein Unternehmen führt. Durch Conscious Uncoupling ist es gelungen, die Emotionalität der Trennung herauszunehmen und somit eine neue Form der Partnerschaft auf beruflicher Ebene einzugehen. Davon profitierten das Führungs-Duo, die Mitarbeiter und das Unternehmen an sich.

Du hast die Methode quasi von der Pieke auf bei der Conscious-Uncoupling-Initiatorin Katherine Woodward gelernt. Wie war das für Dich?

Es war ein spannender und abenteuerlicher Prozess für mich, das Training komplett online und auf Englisch zu absolvieren. Ich habe dabei viele interessante Menschen mit ganz anderen Lebenskonzepten in den USA kennengelernt, auch der Zeitunterschied war eine Herausforderung.

Privat bist Du verheiratet und lebst in Hamburg in einer Art Patchwork-Familie mit Hund. Muss Dein Mann nicht ständig Sorge haben, dass Du Conscious Uncoupling auch mal selbst anwenden könntest?

(lacht) ... Ich bin sehr glücklich verheiratet und hoffe natürlich, dass es niemals zu einer Trennung kommt. Falls doch, lebe ich nach dem Motto: „Heirate nur einen Mann, von dem Du Dich auch gut trennen kannst“.

Wie bist Du überhaupt zur Paartherapie gekommen? Ursprünglich hast Du in der Tourismusbranche gearbeitet, sprichst drei Sprachen fließend und hast die Welt gesehen. Wie kommt man da auf einmal zu solchen seelischen Problemzonen?

Wie es manchmal so geht im Leben … In Barcelona lief mir Joan Garriga, ein in Spanien sehr bekannter Therapeut und Buchautor, über den Weg. Ich habe sein Seminar besucht und schon bin ich der Arbeit mit menschlichen Beziehungen verfallen.

Du bietest Dein Coaching nicht nur online, sondern auch dreisprachig an. Welche Erfahrungen hast Du da bereits gemacht?  

Meine Mehrsprachigkeit kommt besonders bei der Arbeit mit bi-nationalen Paaren zum Tragen. Gefühle lassen sich besser in der Muttersprache ausdrücken. Ich biete meine Coachings in Deutsch, Englisch und Spanisch an.

Aktuell arbeitest Du auch mit daran, Conscious Uncoupling im deutschsprachigen Raum bekannter zu machen. Was sind Deine Pläne für 2020/21?

Der Corona-Lockdown hat viele Paare zusammengeschweißt, aber auch viele andere entzweit. Ich bemerke schon heute ein sehr viel breiteres Interesse an Hilfsangeboten bei Trennungen. Hierfür stehe ich zur Verfügung.

Dorothea, vielen lieben Dank für Deine Zeit und das ausführliche Gespräch.

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Dorothea Behrmann Conscious Uncoupling

Weitere Informationen zu Dorothea Behrmann und der Methode Conscious Uncoupling gibt es in Deutsch, Englisch und Spanisch auf der Webseite der Hamburger Paartherapeutin unter www.uncoupling.eu

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