„Ich möchte, dass Frauen für ihr Wohlbefinden kämpfen!“

Astrid Müller (56) macht sich für Frauen im Midlife stark. In ihrem ersten Sachbuch klärt die Autorin über Hormongesundheit sowie deren Zusammenhang mit chronischen Symptomen und Krankheiten auf. Zudem unterstützt sie Frauen dabei, die Hilfe zu finden, die sie benötigen. Denn als sie selbst in jungen Jahren eine rätselhafte Erkrankung entwickelte, war sie auf sich allein gestellt. In ihrem HEYDAY-Erfahrungsbericht erzählt uns Astrid, wie lange sie nach den richtigen Antworten suchte – bis sie durch einen Zufall endlich herausfand, was ihr fehlte…

TEXT: Astrid Müller, FOTOS: Leonie Prasch, Instagram

HEYDAY-Erfahrungsbericht von Autorin Astrid Müller
Astrid möchte Frauen neugierig auf ihr Midlife machen. Sie will uns dazu inspirieren, jenseits von Selbstoptimierung und medizinischer Bagatellisierung unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit unter die Lupe zu nehmen. Denn nur wer die eigenen Beschwerden anerkennt kann selbstbestimmte Therapie-Entscheidungen treffen.

Ich war bereits lange krank, als mit Ende Dreißig neue Symptome auftraten und eskalierten, kaum dass ich die Vierzig kreuzte. Keine Ärztin erkannte meinen Zustand, bis ich selbst herausfand, dass ich längst in den Wechseljahren war. Und doch war es so viel mehr als diese Lebensphase, die mich krank machte: Ich begriff, dass mir zeit meines Lebens Hormone gefehlt hatten.

Besonders brenzlig wird es in einer solchen Situation für Frauen, die es bereits gewohnt sind, mit ihren Symptomen nicht ernst genommen zu werden. Es ensteht die Gefahr, dass Frauen-typische Beschwerden beim Arzttermin durch Gaslighting und Bagatellisierung heruntergespielt werden. Die Frauen haben keine andere Erwartung mehr, als mit einer Anregung zur Selbstoptimierung nach Hause geschickt zu werden. Tipps zum Lebensstil wie etwa Yoga oder Sport werden angeraten und gehen an der Ursache für die schwächelnde Gesundheit vorbei. Für viel zu viele Frauen sind „gute Ratschläge“ anstelle von ursächlicher Diagnostik längst Alltag geworden. Das muss sich ändern!

„Ich möchte, dass Frauen für ihr Wohlbefinden kämpfen, und will ihren Aufstand anzetteln. Ich möchte Frauen sagen hören: ‚Diese Antwort reicht mir nicht.‘ Ich will verstehen, warum ich diese Symptome habe‘“

Keine Befunde, keine Testergebnisse

Auch ich war eine dieser Frauen, denen suggeriert wurde, sie seien eine eingebildete Kranke, ein Hypochonder, eine Psychosomatikerin. Viele Jahre lang gab es für mich keine Befunde und keine Testergebnisse. Es wurde am falschen Ende danach gesucht, deshalb erschlossen sich keine erkennbaren Ursachen für meine Leiden. Und immer wieder das Argument, ich sei zu jung für solche Beschwerden.

Das sah ich genauso. Ich war definitiv zu jung dafür, seit meinem 12. Lebensjahr an schwerstem PMS zu leiden, oder mit 23 an einem extremen Reizdarmsyndrom mit Fieber und Kolik-artigen Druckschmerzen zu erkranken – ein Leiden, das damals noch keinen medizinischen Namen hatte. Ehrlich gesagt war ich auch mit 27 Jahren zu jung, um mit gespenstischen Erschöpfungssymptomen sowie chronischer, sich allmonatlich neu entzündender Sinusitis und Neurodermitis zu leben.

Allerdings schien das erst der Anfang zu sein, denn mit 31 kippte meine Fähigkeit zu verdauen nach einer Antibiotikagabe. Binnen drei Wochen verlor ich über zwölf Kilo an Gewicht und hatte derartige Schwächeanfälle, dass ich keinem Gespräch mehr folgen, lesen oder ferngucken konnte – geschweige denn arbeiten. Als meine Ärztin mir gestand, dass ich „austherapiert“ sei, wusste ich, dass sie falsch lag.

Der innere Kompass

Das Wort austherapiert und viele andere Wörter, die ich während meiner Suche hörte, ließen mich aufbegehren. Ich begann, meinem inneren Kompass zu folgen, ohne zu wissen, dass ich einen besaß.

Ich recherchierte und war bereit, ungesunde Lebensweisen aufzugeben, Nahrungsumstellungen zu erlernen und Körperarbeit zu praktizieren. Ich ging in Therapie mit Nährstoffen und ganzheitlichen Anwendungen. Das war schwer, vor allem, weil ich so schwach war. Doch die kleine innere Heilerin in mir jubilierte, denn ich wurde endlich selbstwirksam.

„Das Wort ‚austherapiert‘
ließ mich aufbegehren!“

Anfangs fühlte ich mich trotz meiner Schwäche heroisch und stark. Es gab kein ärztliches Diktat mehr in Sachen Diagnostik und Therapie. Nun entschied ich autonom, welche Untersuchungen und welche Therapien ich anwandte. Das gab mir die Macht über meinen schwächelnden Körper zurück.

Meine Kreativität half mir dabei: Ich tauchte tief in die Arbeit mit dem Material Ton ein – für mich wie eine Art Autotherapie: Wenn meine Hände den feuchten Ton berührten und formten, hatte ich keine Schmerzen mehr. Ich war nicht länger in Sorge, was aus mir werden sollte, ob ich je wieder arbeiten könnte. Mit der formbaren Erde zwischen meinen Fingern fragte ich mich nicht länger, ob ich ewig mit neuen Krankheiten würde leben müssen. Da waren nur der Ton und ich. Rückblickend weiß ich, dass ich in der Keramik mindestens genauso viel über mich lernte, wie in einer Psychotherapie.

Mit den Beschwerden in die Offensive gehen

Kontakt halten konnte ich nur noch sporadisch, und das auch nur mit Menschen, denen ich wirklich nahestand. So verschwanden die weniger wichtigen Sozialkontakte aus meinem Leben. Es wurde konzentrierter und damit heilsamer. Ich versteckte mich nicht mehr hinter einem Wohlbefinden, das ich nicht hatte, sondern ging mit meinen Beschwerden in die Offensive, wie ich es zuvor noch nie getan hatte.

Ehrliche Krankheit wird in einer Hochleistungsgesellschaft wie der unserer kritisch gesehen. Doch mir ging es um Authentizität. Einerseits trennte ich mich von Menschen, die mir nicht guttaten und lernte gleichzeitig in dieser Zeit solche kennen, die kränkelten, wie ich. Sie suchten genauso nach Antworten, vor allem die Frauen. Auch sie schlüpften im Gesundheitssystem durch die Maschen – solange, bis sie ernsthaft und chronisch erkrankten.

HEYDAY-Erfahrungsbericht von Autorin Astrid Müller

Der Austausch mit diesen Frauen war und ist für mich bis heute eine große Bereicherung. Damals gelang es mir, mit meinem veränderten Lebensstil – hochbasische und zuckerfreier Ernährung, Nährstoffe, Yoga und Meditation – langsam wieder auf die Beine zu kommen.

Doch als ich es nach sieben Jahren wagte, wieder eine Vollzeitstelle anzutreten, zu der ich pendelte, erwies sich das als Dauerstress. Meinen gesunden Lebensstil konnte ich kaum noch aufrecht halten und meine Gesundheit kippte erneut. Ich entwickelte eine weitere Autoimmunerkrankung und strandete mit schwersten Gelenkschmerzen in einer Reha-Klinik. Weitere zwei Jahre später fand ich mit eskalierenden Symptomen heraus, dass ich in den Wechseljahren war.

Nachdem mich mehrere Gynäkologinnen abgewiesen hatten, las ich ein Buch über die natürliche Hormontherapie und fand quasi mein ganzes Leben, meine gesamte Krankengeschichte wieder. Als Early Bird in den Wechseljahren zu sein hatte ich vermutet, doch was mich schockierte, war, dass ich ohne es zu wissen, an jahrzehntelangem Hormonmangel gelitten hatte.

„Ich las ein Buch über natürliche Hormontherapie und fand quasi mein ganzes Leben, meine gesamte Krankengeschichte wieder”

Der Umbruch – endlich!

Nun konnte ich endlich heilen: Durch eine sanfte Therapie mit bioidentischen Hormonen und Nährstoffen wurde ich wie von Geisterhand nach zwanzig langen Jahren wieder gesund. Ich fühlte mich in den Wechseljahren vitaler, als ich es als junge Frau je gewesen war. Meine Beschwerden klangen rasch ab, der Reizdarm war wie weggewischt und meine Autoimmunerkrankungen gingen komplett in Remission. Akute Entzündungen, Gelenkschmerzen, Schlafstörungen, Wutanfälle – alles war wie weggeblasen.

Wieder war es meine Kreativität, die mich beflügelte. Ich fühlte mich so fit, dass ich einen beruflichen Neuanfang wagte: Nach einer Reise durch Südostasien begann ich mein erstes Buch Erleuchtung für Zweifler zu schreiben – ein abenteuerlicher spiritueller Trip nach Thailand, Laos und Kambodscha.

Währenddessen recherchierte ich zu Hormongesundheit und teilte meine Erfahrungen mit Frauen, die Symptome hatten. Sie fanden mit der bioidentischen Hormontherapie ebenso zurück zu Gesundheit und Wohlbefinden wie ich.

Sanfte Therapie

Erschöpfung, Depressionen, schlechter Schlaf? Rätselhafte Entzündungen, Schmerzen, Gewichtszunahme? – Immer mehr Menschen fehlen Hormone, ohne dass sie es wissen. Obwohl viele Symptome nachweislich mit Hormonmangel in Verbindung stehen, werden unter anderem Schmerz- und Schlafmittel, Psychopharmaka und Cortison verordnet. Dabei können die Beschwerden erfolgreich mit natürlichen Hormonen behandelt werden.
Anhand von Aussagen Betroffener und medizinischen Hintergründen zeigt das Buch von Astrid Müller, wie Hormonmangel erkannt und schonend behandelt werden kann – und wie Gesundheit und Wohlbefinden sich endlich wieder einfinden.

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Was das Wissen um den Zusammenhang von Sexualhormonen und Frauengesundheit angeht, ist die deutsche Medizin bis heute ein Neandertal. Schon kleinste Verschiebungen unserer Hormonbalance bringen uns neben die Spur. Doch im Studium oder gar in der Facharztausbildung lernen Ärztinnen keine Hormonheilkunde. Die Bedeutung unserer Sexualhormone für das Wohlbefinden und unsere Gesundheit steckt bis heute noch in den Kinderstrümpfen.

Ich wollte meine Erfahrungen mit der bioidentischen Hormontherapie in einem Buch teilen. Es sollte ein Buch von Patientinnen für Patientinnen werden – kein durch die Ärztebrille gefilterter medizinischer Ratgeber

Deshalb habe ich das Buch Hormonchaos. Viele Symptome eine Ursache geschrieben, das 2023 erschien. Inzwischen halte ich Vorträge zu Midlife- und Hormongesundheit und engagiere mich bei der Initiative #wirsind9millionen, die sich aktiv für Frauengesundheit und Wechseljahre starkmacht. In Berlin hänge ich Poster auf, die die Wechseljahre enttabuisieren sollen und ich bin im Deutschen Bundestag vor Ort, wenn dort eine Podiumsdiskussion zu Frauengesundheit und den Wechseljahren stattfindet.

Mittlerweile konnte ich viele Frauen aufklären, ihnen zu nötigen Informationen für ihre Hormongesundheit verhelfen und ihnen die Angst vor dem Midlife und der natürlichen Hormontherapie nehmen. Denn spätestens in der Lebensmitte werden wir aufmerksam auf unsere Gesundheit und auf die weibliche Kraft, die in uns steckt.

„Spätestens in der Lebensmitte werden wir aufmerksam auf unsere Gesundheit und auf die weibliche Kraft, die in uns steckt“

Fünfzehn Jahre nach meinem Hormonmangel-Coming-Out beginnen sich die Gesellschaft und die praktizierende Medizin für Frauen im Midlife zu öffnen. Aber bis es umfängliches Wissen in den Arztpraxen, den Unternehmen und bei uns Frauen gibt, muss denen geholfen werden, die aktuell Beschwerden haben. Jede einzelne Frau, die wegen ärztlicher und eigener Unwissenheit leidet, ist eine zu viel. Das zu ändern ist eine Möglichkeit für Selbstermächtigung im Midlife – und das macht mich glücklich!


Mehr über Astrid Müller

Berlin ist Astrids Lebensmittelpunkt – dort studierte sie Sozialpädagogik und Public Health/Gesundheitswissenschaften. Mit Fokus auf Gesundheitsförderung und Quartiersmanagement engagierte sie sich bei NGOs, der Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit, der Technischen Universität Berlin und in der freien Wirtschaft.
Astrid ist die Autorin diverser Bücher, nach Reiseberichten schreibt sie heute Sachbücher und Romane. Sie berät zudem Unternehmen im Gesundheitsmanagement mit dem Schwerpunkt Hormongesundheit und Menopause.

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