Selbstbestimmte Schönheit – Freiheit oder Diktat?

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Alles ist möglich, alles scheint erlaubt. Zwar sind wir in Sachen Schönheit freier und diverser als früher, dennoch fühlen sich viele Frauen unter Druck gesetzt. Ob geschminkt, natürlich, mit Fillern, mit Falten, schlank oder kurvig – das weibliche Aussehen wird ständig kommentiert. HEYDAY hat drei Frauen aus der Community sowie eine Fachärztin gefragt, was sie über Selbstoptimierung, Beauty-Druck und den offenen Diskurs zum Thema Schönheitsbehandlungen denken

Artikel in Kooperation mit Juvéderm

Als die Öffentlichkeit über Sarah Jessica Parkers Alterserscheinung diskutierte, konterte die Schauspielerin: „Die Leute lästern immer – egal, ob ich was machen lasse, oder mich wie jetzt mit Falten und grauen Haaren zeige.“ Auch Madonna musste nach ihrem Auftritt bei der Verleihung der Grammys harsche Kritik über ihr Äußeres einstecken. Wir leben in einer Gesellschaft, die Menschen stark nach dem Äußeren bewertet. Doch sollten wir nicht längst akzeptieren, dass jeder Mensch seine ganz persönliche Definition von Schönheit hat, und diese auch ausleben darf?

Gerade erleben wir eine Trendwende. Schönheit ist diverser als früher: Wir sehen unterschiedliche Hautfarben, Frauen jedes Alters, verschiedene Körperfiguren, die Geschlechtergrenzen verschwimmen. Viele Frauen wünschen sich jetzt auch mehr Akzeptanz und Transparenz in Sachen ästhetische Behandlungen. Denn ein offenerer Diskurs trägt dazu bei, dass Tabus abgebaut und Transparenz gefördert wird. Den Wunsch nach Offenheit bestätigt der aktuelle Trend-Report von Allergan Aesthetics: 92 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass mehr Menschen offener über Behandlungen sprechen sollten – sowohl für das Gesicht als auch für den Körper.1 Auch Juvéderm, ein Filler-Hersteller, setzt sich für Offenheit und Transparenz bei Beauty-Treatments ein.

Selbstoptimierung muss nicht heißen, dass man ein Problem mit dem Altern hat. Was, wenn die Haut von Natur aus trocken ist, und schneller altert als die anderer Frauen? Was, wenn man sich in einer schwierigen Lebensphase befindet und einem die Probleme ins Gesicht geschrieben sind? Eine minimal-invasive Behandlung wie etwa mit einem Hyaluron-Filler4 könnte der Weg zu mehr Selbstwert sein – ähnlich wie eine vorteilhafte Frisur und strahlende Zähne. Man steht morgens auf und fühlt sich frischer und selbstsicherer. Das bestätigt auch die globale Studie von Allergan Aesthetics: 79 Prozent der Teilnehmer:innen sind der Ansicht, dass nicht-chirurgische Gesichts‐ und Körperbehandlungen das Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl stärken können.1
Wir haben mit drei Frauen aus unserer HEYDAY-Community und einer Fachärztin für Plastische und Ästhetische Chirurgie über Schönheitsideale, Selbstoptimierung und den offenen Umgang mit Schönheitsbehandlungen gesprochen.

92 % der Befragten sind der Ansicht, dass mehr Menschen offener über Behandlungen sprechen sollten, sowohl für das Gesicht als auch für den Körper.

QUELLE: Allergan Aesthetics. The Future of Aesthetics global trends report
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Vaya Wieser-Weber: Keynote-Speakerin, Coach, Moderatorin und Autorin

Vaya Wieser-Weber (50)

Vaya ist Keynote-Speakerin, Coach für emotional intelligente Führung und emotional intelligenten Vertrieb, Moderatorin und Autorin. Sie pendelt zwischen Hamburg, dem Unternehmenssitz ihrer Impulspiloten GmbH, und dem beschaulichen Kitzbühel, wo sie mit ihrer Familie lebt. In ihrem aktuellen Buch Scheiß auf Selbstoptimierung – und lebe lieber lustvoll gibt sie Tipps zu mehr Selbstliebe, Begeisterung und ganz neuer Lebensfreude. HIER geht es zu Vayas Instagram-Account

Vaya Wieser-Weber: Keynote-Speakerin, Coach, Moderatorin und Autorin
Vaya Wieser-Weber: Keynote-Speakerin, Coach, Moderatorin und Autorin

Fotos: Tanja Valérien, privat

„Schaff dir selbst eine Bubble, in der du dich wohlfühlst. Such dir Role Models, die dir entsprechen. Meins ist Madonna – obwohl ich nicht alles toll finde, was sie aktuell macht“

Vaya Wieser-Weber

  • Mein Aging-Motto 
    Ab 40 fängt man an, anders über die Dinge nachzudenken. Im besten Fall mischt sich eine gewisse Weisheit mit darunter. Was mir hilft, ist die Frage: Was wäre, wenn mein Leben bis zu meinem finalen Sprung über den Regenbogen so weiterginge? Wenn ich mir das gut und angenehm vorstellen kann – dann ist alles in Butter. Wenn nicht, liegt das Problem nicht in der fehlenden Selbstoptimierung oder Selbstliebe, sondern ganz woanders. Zum alt werden braucht man Mut! Aber ich sehe Strömungen, die ganz langsam anfangen, es uns einfacher zu machen, wie z. B. Instagram-Accounts, auf denen Frauen ihre grauen Haare feiern. Das finde ich fantastisch. Ich selbst habe aber noch keine Lust auf graue Haare!
  • Mein Umgang mit Selbstoptimierung 
    Ganz ehrlich – bei mir sind das immer Wellen. Ich nutze Selbstoptimierung nicht, um Dinge zu kaschieren. Denn ich lebe ein rundum schönes Leben. Ich neige aber dazu, gerne ab und an zu eskalieren. Dabei werfe ich jegliche Einschränkungen und Vorsätze für lustvolle Momente über Bord. Im Gegenzug schaltet mein Körper danach ganz von selbst um, und ich ernähre mich wieder streng vegan oder ketogen. Ich wäre happy, wenn die Zeiten des gesunden Essens nicht so schnell wieder aufhören würden. Aber ich genieße die anderen Zeiten auch sehr! Beide Seiten haben ihre eigenen Qualitäten. Ich hoffe, dass ich auch mit über 80 noch feiern, trinken und tanzen kann!
  • Meine Message 
    Schaff dir selbst eine Bubble, in der du dich wohlfühlst. Such dir Role Models, die dir entsprechen. Meines ist Madonna – obwohl ich nicht alles toll finde, was sie aktuell macht. Dazu sollte jede Frau ihren eigenen Style finden – ob mit oder ohne OP. Mein Tipp zum Thema „Scheiß auf Selbstoptimierung“: Einfach mal wieder FKK-Baden oder in die Sauna gehen. Diese Orte bringen einen wieder super auf den Boden der Tatsachen zurück. Dort spielt sich das wahre Leben ab und es fallen eher die Menschen mit perfekten Körpern auf. Und ganz wichtig: Lebe lieber lustvoll!  

Liebe Vaya, wir leben in einer Gesellschaft, die Menschen nach dem Äußeren bewertet. Darf man als Frau heute noch optisch altern?

Man darf alles! Die Frage ist nur, ob deine Haut dick genug ist, damit die Reaktionen deines Umfeldes daran abprallen. Ich finde es zum Beispiel zum Kotzen, wie über Madonna und ihre faltigen Hände und ihren faltigen Hals abgelästert wurde. Noch schlimmer sind die Paparazzi, die nur darauf abzielen, solche sogenannten Skandal-Fotos zu schießen. Und die Magazine sowie deren Leser:innen, die solche Inhalte dann leider auch noch kaufen.

Vaya Wieser-Weber: Keynote-Speakerin, Coach, Moderatorin und Autorin

Trotz einer großen Freiheit verspüren viele Frauen Druck – einerseits zur Selbstoptimierung, andererseits zur Selbstliebe. Wie schätzt du die aktuelle Situation ein?

Ich kenne die unterschiedlichsten Abstufungen auf beiden Seiten und kann sagen: Alles, was übertrieben wird, ist ein Zeichen dafür, dass etwas nicht okay ist. Egal, ob übertriebene Selbstoptimierung oder Selbstliebe. Ob zu viel Yoga, positive Affirmationen oder Beauty-OPs – wenn diese Ansätze genutzt werden, um von Problemen und damit eigentlich anstehenden Veränderungen abzulenken, dann sollte man sich die Situation unbedingt genauer ankucken. Wir sollten lernen, uns bei großen, aber auch kleinen Baustellen im Leben Hilfe zu holen und so den Druck einfach rauszunehmen.  

Frauen neigen dazu, andere als Konkurrenz anzusehen und zu lästern. Wie erlebst du das in deinem Umfeld?

Es scheint leider so zu sein: Wenn eine Frau neu in einer Gruppe von Frauen auftaucht und mit ihrem Auftreten, Aussehen oder Styling auffällt, verfallen die anderen Frauen oft in den Modus, diese Frau zu meiden und über sie zu lästern. Ich tue mich da leichter, weil ich offen bisexuell bin. Treffe ich Frauen, die auffälliger, intelligenter, jünger sind als ich, schlüpfe ich automatisch in die maskuline Rolle. Die Spannungen erledigen sich damit meist von selbst. Marlene Dietrich hat es so formuliert: „At heart I am a Gentleman“. Generell lästere ich ungern und versuche, diese Form der Gespräche nicht selbst zu führen. Gleichzeitig grenze ich mich damit aber auch selbst aus der Masse aus. Oft bekomme ich dadurch kaum mit, was gerade so unter den anderen Frauen läuft, wenn es um Vergleiche und Lästereien geht.

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Body Positivity Influencerin Bianca

Body Positivity Influencerin Bianca

Bianca Benefeld (55)

„Ich bin keine Traumfrau. Ich bin echt!“ – Mit diesem Claim beschreibt sich die gebürtige Brasilianerin auf Instagram. Bianca setzt sich für mehr Körperakzeptanz und Selbstliebe in unserer Gesellschaft ein. Dass sich Bianca in ihrer Haut wohlfühlt, strahlt sie auf ihren Fotos aus. Die Body Positivity Influencerin wohnt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in der Nähe von Düsseldorf. HIER geht es zu ihrem Instagram-Account.


  • Mein Aging-Motto 
    Im Alter bekommen Dinge wie Akzeptanz, Selbsterkenntnis und andere Werte mehr Raum. Fragt man eine ältere Frau, wie alt sie gerne wäre – wenn sie es sich aussuchen könnte – würde sie wahrscheinlich antworten: zwischen 25 und 30 Jahre – aber mit ihrem heutigen Wissen und dem Schatz an Erfahrungen. Warum sagt sie das? Weil erst mit der Reife die wahre Selbsterkenntnis kommt. Man lernt, Nein zu sagen, ohne sich schuldig zu fühlen. Und man kennt seinen Körper und sich selbst jetzt viel besser als früher.
  • Mein Umgang mit Selbstoptimierung
    Irgendwann kommt man an einen Punkt im Leben, an dem man merkt, dass es einfacher ist, sich selbst zu akzeptieren, als zu versuchen, sich selbst immer weiter zu optimieren. Das bedeutet aber nicht, dass man komplett aufhört, sich zu optimieren, sondern man legt die Latte nicht mehr ganz so hoch. Ich finde, jede Frau sollte das tun, was sie glücklich macht. Wenn du dich nach einer Behandlung in einer Schönheitsklinik wohler fühlst, dann solltest du es tun.
  • Meine Message 
    Sei ein glücklicher Mensch, urteile nicht und vergleiche dich nicht. Versuche, etwas zu tun, was dich glücklich macht. Umgebe dich mit Menschen, die ehrlich und integer sind und die dich immer unterstützen. Denn das macht glücklich. Und ganz wichtig: Sei dankbar. Ich glaube, dass wir aus schlechten Situationen viel Positives generieren können und auch sollten. Liebe dich, bewundere dich, feiere dich, habe Spaß mit echten Freunden und gönne dir dein Leben.

Liebe Bianca, du stehst in Öffentlichkeit und deine Fans lieben es, wie du deinen Körper feierst. Wie gehst du mit Druck von außen um?

Druck entsteht, wenn wir ihm Raum geben. Ein Mangel an Selbstvertrauen und Selbstliebe erzeugt Unsicherheit. Und je unsicherer wir uns fühlen, desto mehr Stereotypen werden geschaffen. Kritik wird es immer geben. Aber von dem Moment an, in dem dir Kritik egal wird, verliert sie an Kraft.

„Selbstliebe bedeutet für mich Dankbarkeit. Ein dankbarer Mensch ist glücklich und muss sich nicht mit anderen vergleichen“

Bianca Benefeld
Body Positivity Influencerin Bianca
Fotos: privat

Warum schaffen viele Frauen es nicht, sich so anzunehmen, wie sie sind?

Weil wir uns immer mit anderen vergleichen. Ich habe an vielen Orten auf der Welt gelebt. Und ich habe festgestellt, dass vor allem jene Frauen toxisch sind, die alles haben und gleichzeitig total unglücklich sind. Andererseits brauchen und suchen wir aktiv nach Anerkennung von außen. Das ist auch gut. Denn wir sind soziale Wesen und können nicht nur in unserem eigenen Kokon leben. Schließlich sind wir ein Teil dieser Welt. Daher müssen wir lernen, uns selbst zu lieben und uns gleichzeitig der Welt stellen.

Wie hast du es geschafft, dich selbst zu lieben?

Selbstliebe ist die Antwort auf viele unserer Unsicherheiten und Probleme. Für mich bedeutet Selbstliebe vor allem Dankbarkeit. Ein dankbarer Mensch ist glücklich und muss sich nicht mit anderen vergleichen. Leider schafft nicht jeder Mensch, Selbstliebe auf natürliche Weise zu entwickeln. Deswegen sollte meiner Meinung nach Selbstliebe schon zu Hause beginnen.

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Yoga-Expertin und Autorin Elena Lustig

Elena Lustig (54)

Als Pro-Age-Expertin und Yoga-Lehrerin hat Elena Lustig einen ganz eigenen Blick auf Themen wie Körperwahrnehmung und Selbstliebe. Elena, die auch als Autorin, Podcasterin und Coach arbeitet, ist dafür bekannt, kein Blatt vor den Mund zu nehmen, wenn es um Gleichberechtigung und Jugendwahn geht. In ihrem aktuellen Buch Pro Age Life hat sie kluge Denkanstöße und konkrete Tipps für ein gesundes Älterwerden parat. Elena lebt mit ihrer Familie in Berlin. HIER geht es zu Ihrem Instagram-Account.


  • Mein Aging-Motto 
    Für mich bedeutet älter zu werden, besser zu werden. Auf allen Ebenen. Was nützt mir die jugendliche Schönheit, wenn ich innerlich nicht bei mir bin? Ich finde es schade, dass das Selbstwertgefühl bei Frauen oft mit Schönheit und Äußerlichkeiten zusammenhängt. Warum ziehen wir unser Selbstbewusstsein beim Älterwerden nicht aus finanzieller Unabhängigkeit, Gestaltungsfreiheit in Beruf und Privatleben, guten Beziehungen zu Kindern und Freund:innen und einem gesunden Körper? Selbst, wenn uns Gesundheit und Fitness irgendwann im Stich lassen: Es gibt so vieles, wofür es sich lohnt zu leben. Beim Thema gutes Älterwerden sollte der Beauty-Doc nur ein kleiner Neben-Aspekt sein – wenn überhaupt.
  • Mein Umgang mit Selbstoptimierung 
    Um einen gewissen Status quo zu erhalten, müssen wir mit zunehmendem Alter immer mehr investieren: Muskelaufbau, Dehnung, glatte Haut, natürlich aussehende, nicht ergraute Haare. All das kostet – nicht nur Geld, sondern vor allem Zeit. Da ich Zeit für die kostbarste Ressource halte, die wir beim Älterwerden haben, lasse ich meine Haare nicht mehr färben, mache täglich 30 Minuten Yoga, esse gesund und schlafe viel. Das war’s. Letztendlich ist der Versuch der Selbstoptimierung immer ein Kampf gegen die Vergänglichkeit und den können wir nicht gewinnen. Ich persönlich empfinde alle Menschen als schön, die von innen heraus strahlen.
  • Meine Message 
    Seid so, wie ihr seid. Und wenn ihr nicht wisst, wer ihr seid, dann macht euch auf und findet es heraus. Wir Frauen sind Wundertüten. Es lohnt sich, tief hineinzuschauen und das hervorzuzaubern, was vielleicht bisher nicht sichtbar war. Traut euch, erlaubt euch eure heimlichen Wünsche auszuleben und euer Leben zu gestalten. Es gibt nichts Schlimmeres, als am Lebensende mit den Worten abzuschließen: Ach, hätte ich doch! Jetzt ist die Zeit. Unsere Ressource Zeit wird immer weniger und immer kostbarer. Also legt los!

„Wir Frauen sind Wundertüten. Es lohnt sich, tief hineinzuschauen und das hervorzuzaubern, was vielleicht bisher nicht sichtbar war“

Elena Lustig
Yoga-Expertin und Autorin Elena Lustig

Liebe Elena, Schönheit ist heute diverser als früher. Wir sehen unterschiedliche Hautfarben, Körper und auch Altersgruppen. Wie schätzt du diese Trendwende ein?

Die grauhaarigen und faltigen Frauen, die wir in der Öffentlichkeit sehen, sind meistens besonders gut aussehend. Was wissen wir schon, ob sie etwas haben machen lassen oder nicht? Was, wenn ich als Frau einfach nur altere, eventuell dicker werde und keine wunderschönen, grauen Haare habe, sondern eine undefinierte Melange, und wenn ich nicht in Schönheitsoperationen investiere?

Ich finde, wir sind gut beraten, wenn wir lernen, mit unseren Veränderungen umzugehen und unseren Lifestyle dementsprechend anzupassen – ohne Druck aufkommen zu lassen. Und mal Hand aufs Herz: Wann gab es im Leben einer Frau jemals den Moment, in dem sie sich komplett so angenommen hat, wie sie ist – in hundertprozentiger Selbstliebe, egal ob jung oder alt? Man kann mit den Komplexen von Frauen sehr viel Geld verdienen, das dürfen wir nicht vergessen!

Erlebst du es, dass Frauen offen und selbstbewusst mit dem Thema Schönheitsbehandlungen umgehen?

Ich finde es wesentlich besser, wenn Frauen offen dazu stehen. Dann ist klar, dass das nicht einfach nur gute Gene sind. Am schlimmsten finde ich es, wenn Yogalehrer:innen, die etwas haben machen lassen, ihr gutes Aussehen mit ihrer täglichen Yogapraxis erklären. Ihre Schülerinnen, für die sie ja auch ein Vorbild ist, müssen zwangsläufig ziemlich frustriert sein. Denn sie denken, dass ihre Lehrerin etwas kann, was sie nicht können. Yoga ist ein super Tool, weil es uns hilft, uns insgesamt gut zu fühlen. Das kann man uns auch ansehen. Allerdings ist Yoga kein Quick-Fix, sondern eine tägliche Aufgabe. Viele Menschen wollen aber schnelle Ergebnisse sehen, weswegen sie dann zu Fillern und anderen Methoden greifen.

Glaubst du, dass Frauen anders mit dem Älterwerden umgehen als Männer?

Ganz klar: Älterwerden ist ein Gender-Thema. Kürzlich habe ich im Vorgespräch zu meinem Podcast mit einer Schönheits-Chirurgin gesprochen: 80 Prozent ihrer PatientInnen sind weiblich. Von den 20 Prozent männlicher Patienten sind nur fünf Prozent Hetero. Der Druck, schön zu sein und zu bleiben, lastet also vor allem auf uns Frauen. Alt werden ja, aber wenn, dann bitte gut aussehen dabei.

Eine Frau hat bestimmte Dinge zu erfüllen: schön sein, jung sein, fruchtbar sein, anpassungswillig sein. Frauen, die gegen den Strom schwimmen, fallen auf und müssen das aushalten können – und nicht nur in finsterer Vergangenheit wurden sie dafür bestraft und sogar umgebracht. In allen Märchen sind Frauen, die machtvoll sind, zugleich alt und meistens hässlich. Die jungen Frauen sind schön und warten ab. Sie haben nichts zu tun oder zu melden. Das ist tief im Patriarchat verankert und wir Frauen folgen diesem Bild leider oft, ohne es zu wissen. Wenn optisches Altern von Frauen als Äquivalent zu mehr Macht gesehen wird, ist das für das Patriarchat natürlich bedrohlich und gefährlich. Es gibt nichts Wirkungsvolleres, als Frauen dazu zu bringen, sich selbst zu kontrollieren und ihr Älterwerden zu einem Problem zu machen. Wir sollten uns fragen: Lieben wir uns selbst wirklich mehr, wenn wir jünger aussehen? Liebt uns jemand anderes mehr, weil wir jünger aussehen? Und ist uns dieser Mensch dann wirklich wichtig …


Das sagt die Expertin

Dr. med. Tina Peters, Fachärztin für Plastische und Ästhetische Chirurgie
Schönheit ist individuell. Dr. med. Tina Peters, Fachärztin für Plastische und Ästhetische Chirurgie und allgemeine Chirurgie mit eigener Praxis in Hamburg, berät täglich Frauen und Männer in Sachen Aussehen und Wohlbefinden. Ihr Ziel: Sie möchte ihre Patient:innen glücklich machen.

Wer mehr über Unterspritzungen und andere Schönheitsbehand-lungen wissen möchte, bekommt bei Juvéderm HIER alle nötigen Infos.

Viele Frauen sprechen von Beauty-Druck und Jugendwahn. Darf man heute als Frau noch optisch altern?
Das Thema des „Alterns in Würde“ ist ein sehr selbstbestimmtes Thema. Natürlich darf man optisch altern, auch ohne Beauty-Behandlungen. Jede Frau darf für sich ihre eigene Würde festlegen – die eine eben ohne Falten, die Nachbarin oder beste Freundin mit. Natürlich gibt es einige Frauen, die sich selbst sehr unter Druck setzen. Aber im Großen und Ganzen empfinde ich die meisten Patient:innen als sehr relaxt.

Stehen Frauen heute eher zu ihren ästhetischen Behandlungen als früher?
Insgesamt hat sich hier in den letzten Jahren viel getan. Meines Erachtens gehen die Frauen mit Schönheitsoperationen heute viel entspannter um als noch vor einigen Jahren. Wir gehen doch auch zum Friseur, schminken uns und kaufen schöne Klamotten. Warum nicht auch Selbstoptimierung durch ästhetische Chirurgie? Ich sehe da keinen großen Unterschied. Außer vielleicht den, dass man durch die Schönheitsbehandlungen einen langanhaltenden Effekt hat.

Was sind aktuell die beliebtesten Behandlungen?
Aufgrund der vielen Video-Calls stehen die Gesichtsbehandlungen in vorderster Reihe – mit Hyaluronsäure und Botulinumtoxin, das „Liquid Lift“ sowie Oberlidstraffungen und Mini-Hals-Facelifts. Beim Video-Call sieht man sich plötzlich selber in Aktion und entdeckt Falten und erschlaffte Haut, die einem sonst vielleicht nicht aufgefallen wäre. Nach der Einführung der Maskenpflicht war auch ein großer Anstieg an Oberlidstraffungen zu verzeichnen2,3, da die Augen das Erkennungsmerkmal waren. Mit den Lockdowns waren Fettabsaugungen2,5 gefragt. Bei vielen hatten sich aufgrund des geringeren Kalorienverbrauches beim gemütlichen Einnisten zuhause zusätzliche Fettpolster angesammelt.

Vor allem minimal-invasive Behandlungen sind gerade sehr gefragt. Was kann man mit Fillern alles bewirken?
Es gibt verschiedene Arten von Fillern mit unterschiedlichen Eigenschaften.4,5,6 Das heißt, es gibt eine große Palette an Möglichkeiten. Mit Fillern kann man nicht nur Falten ausgleichen, sondern auch Volumen- und Kontur-verändernd arbeiten. Man kann Gesichter modellieren und unliebsame Formen korrigieren – wie z. B. Wangen aufpolstern, Lippen mehr Volumen geben oder die Nase korrigieren.4,5 Natürlich kann man auch Falten auffüllen und zusätzlich „Glow“ erzeugen, die Haut mit Feuchtigkeit versorgen und sie straffen.4,7,8

Was raten Sie Frauen ab 50?
Primär können wir im Gesicht sehr gut mit Hyaluronsäure arbeiten und dort Volumen hinsetzen, wo es weniger geworden ist, wie z. B. an den Wangen, den Schläfen, den Unterlidern oder auch den Lippen. Und zum Ausgleich kann man die „Jawline“, also die Kontur des Kinns und Kiefers definieren, sowie Oberlippenfältchen beseitigen.4,5 Mit fortschreitenden „Hängebäckchen“, wie sie von den Patientinnen gerne genannt werden, empfiehlt sich irgendwann dann im Verlauf häufig ein kleines Hals-Facelift.

Wie findet man im Dschungel der Möglichkeiten einen seriösen Anbieter?
Leider gibt es inzwischen viele Anbieter ohne richtige Ausbildung, die dementsprechend Komplikationen verursachen. Ein guter Weg ist, sich auf der Website unserer Fachgesellschaft, der Deutschen Gesellschaft für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie (www.dgpraec.de) umzuschauen. Die Ärzt:innen dort haben die Ausbildung zum „Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie“ in mindestens sechs Jahren Ausbildung innerhalb dieser Disziplin in dafür qualifizierten Klinken durchlaufen. Daher haben sie auch das notwendige Know-how, nicht nur die ästhetischen Eingriffe vorzunehmen, sondern auch mögliche Komplikationen korrekt zu behandeln. Vorsicht vor Begriffen wie „Schönheitschirurg“ oder „Arzt für Ästhetische Medizin“ – das sind ungeschützte Begriffe, die den Patient:innen falsche Tatsachen vorgaukeln.

Was zeichnet eine gute Behandlung aus?
Als Allererstes natürlich, dass die Patient:innen danach glücklich sind! Grundvoraussetzung ist eine gute Beratung und das Herausarbeiten der Wünsche der Patient:innen. Außerdem sollte auf die hygienischen Voraussetzungen geachtet werden und das Benutzen qualitativ hochwertiger, zertifizierter Produkte sollte selbstverständlich sein.

1 Allergan Aesthetics, Studie „Consumer Beauty Insights“ 2021 – REF-83962.
2 Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen, VDÄPC. Behandlungsstatistik 2022 (letzter Abruf 23.03.2023).
3 Krug H et al. Dtsch Arztebl 2021; 118: A-1096 / B-903.
4 John HE und Price RD. Patient Preference and Adherence 2009; 3:225-30.
5 Goodman GJ et al. Plast Reconstr Surg 2015; 136(5 Suppl):139S-48S.
6 Guardia C et al. Facial Plast Surg 2022; 38(2):116-23
7 Papakonstantinou E et al. Dermaendocrinol 2012; 4:253-8.
8 Bukhari SNA et al. Int J Biol Macromol. 2018; 120(Pt B):1682-95.

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