Wie Bewegung und Sport bei Brustkrebs helfen

Gesponserter Artikel in Kooperation mit Estée Lauder Companies

Bewegung als Medizin – neue Studien belegen, dass körperliche Aktivitäten nicht nur bei der Vorbeugung, sondern auch bei der Genesung von Brustkrebs eine wichtige Rolle spielen. Deswegen war das Thema Sport und Bewegung auch das Fokus-Thema der diesjährigen Brustkrebs-Kampagne von Estée Lauder Companies. HEYDAY hat mit drei Expertinnen gesprochen…

Die Journalistin Petra Thaller, Gründerin der gemeinnützigen Organisation Outdoor against Cancer (OAC).

Während ihrer Krebstherapie startete die Journalistin Petra Thaller ihr Lebenswerk Outdoor against Cancer (OAC). Das Ziel: Menschen mit Krebsdiagnose Werkzeuge an die Hand zu geben, um die Krankheit gut durchzustehen und im Anschluss gesund zu bleiben.

Brustkrebs ist mittlerweile die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Rund zwölf Prozent aller neuen Krebsdiagnosen weltweit lauteten 2020: Brustkrebs. Brustkrebs hat 2020 mit schätzungsweise 2,3 Millionen Neuerkrankungen Lungenkrebs erstmals übertroffen. In Deutschland erkranken rund 69.000 Frauen jährlich an einem Mammakarzinom. Betrachtet man das über die Lebenszeit, ist jede achte Frau davon betroffen. Der Kampf gegen Brustkrebs ist heute wichtiger denn je – auch wenn trotz der steigenden Zahlen heute weniger Frauen an Brustkrebs sterben als es noch vor 20 Jahren der Fall war. Je früher die Krankheit erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Heilungsperspektiven. Denn durch Fortschritte in der Therapie haben sich die Überlebenschancen für die Betroffenen deutlich verbessert.

Die Wirkung von Bewegung auf Brustkrebs

Neueste medizinische Studien haben jetzt gezeigt, dass Sport und Bewegung einen direkten Einfluss auf die Entstehung von Krebs, den Verlauf einer Krebserkrankung und das Rückfallrisiko haben kann. Doch nicht nur das: Experten gehen davon aus, dass sportlich aktive Menschen ihr Risiko an Krebs zu erkranken durchschnittlich um 20 bis 30 Prozent reduzieren können. Tritt die Krankheit dennoch auft, haben Patient:innen, die vor ihrer Erkrankung regelmäßig Sport getrieben haben, nachweislich ein geringeres Risiko einen Rückfall zu erleiden. Wir haben mit drei Frauen gesprochen, die zum Thema „Die Wirkung von Sport und Bewegung bei Brustkrebs” einiges erzählen können…

Die Journalistin Petra Thaller, Gründerin der gemeinnützigen Organisation Outdoor Against Cancer (OAC), im HEYDAY-Interview.
Foto: Jürgen Thaller

Auf einer Skitour während ihrer Chemotherapie hatte Petra Thaller die Idee zu Outdoor against Cancer. Seit 2015 setzt sie sich mit ihrer Organisation europaweit für Akzeptanz, Umsetzung und Angebotssicherung von Outdoor-Aktivitäten und Sport im Kampf gegen Krebs ein. Die Outdoor- und Videokurse von OAC haben bereits eine Vielzahl an Frauen und Männern bei der Genesung unterstützt.
www.outdooragainstcancer.de

HEYDAY: Liebe Petra, was waren deine ersten Gedanken, als du damals deine Krebsdiagnose bekommen hast? Wie haben deine Familie und Freunde reagiert? 

Petra Thaller: Nun, das ist lange Zeit her, und ich bin ein Mensch, der nach vorne sieht. Ich war nüchtern, rational, und wusste, dass ich das alles durchstehen und schaffen kann. Und ganz ehrlich: Glücklicherweise weiß man unmittelbar nach Diagnose nicht, was auf einen zukommt und das ist auch gut so. Step by step, little by little und die Finger weg von irgendwelchen Foren, in denen Krebspatient:innen ihr Leid über andere ergießen und damit Frischdiagnostizierte in die Tiefe der Angst reißen. Den Kindern, damals 19 und 18, haben wir es getrennt mitgeteilt: Mein Ex-Mann Jürgen hat es unserem Sohn und ich unserer Tochter gesagt. Ich habe nie einen Zweifel daran gelassen, dass ich das überlebe – nie! Und damit hatte niemand so richtig Angst, und das hat mich wiederum beflügelt.

Du hast dich als sehr leistungsfähig bezeichnet, als du deine Chemo gemacht hast. Woher nimmst du deine Stärke? 

Für mich kommt einfach nichts anderes in Frage. Ich habe Stärke in die Wiege gelegt bekommen. Natürlich prägt das Leben – aber das würde wieder bedeuten, zurückzublicken. Ich sehe überwiegend nach vorne und sehe auch die positiven Möglichkeiten. Ich wurde einmal gefragt, wie ich meine Krebserkrankung im Nachhinein beurteile. Damals gab ich die Antwort: „Hätte ich gewusst, wie wichtig Outdoor Against Cancer für Deutschland, Europa und die Welt ist, hätte ich schon früher Krebs bekommen.“ Und der Erfolg gibt mir Recht: Seit dem 4. Oktober 2021 sind wir offizieller Unterstützter der Nationalen Dekade gegen Krebs, einer Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.

Wie kam es zu der Idee von Outdoor Against Cancer?

Zur Idee kam es auf einer Skitour mit meinem lieben Bergfreud Andreas Ried. Er hatte die Idee, mit anderen Krebspatient:innen in die Berge zu gehen. Andi sah, wie gut es mir nach jeder Skitour ging. Ich war gut gelaunt und strotze vor positiver Energie – auch wenn ich natürlich langsamer war als vor der Chemotherapie. Aber es ging mir gut. Und so ließ mich der Gedanke nicht mehr los, endlich mit all meinem Wissen, meinem großartigen Netzwerk und meiner Energie etwas wirklich Nützliches zu machen. So entstand Outdoor Against Cancer, kurz OAC. Eine spannende Reise begann. Unser erster großer Stopp Over war 2016, kurz nach der Gründung, in Brüssel bei der Europäischen Kommission.

Wir sitzen viel zu viel und bewegen uns viel zu wenig. Wie genau hilft Sport bei Krebserkrankungen? 

Tatsache ist, dass Outdoor-Bewegung und Sport sich positiv auf sämtliche Prozesse im Körper auswirken. Die Stimmung steigt, die Angst weicht, das Immunsystem wird gestärkt, Nebenwirkungen werden abgemildert und Betroffene vertragen die Therapie leichter. Selbst wenn Menschen vor der Krebsdiagnose keinen Sport gemacht haben, ist genau dann der richtige Zeitpunkt damit zu beginnen – und bitte nie wieder damit aufzuhören! Dann sind die Aussichten auf eine gesunde Zukunft deutlich erhöht, und zwar um bis zu 67 Prozent. Wenn also ein:e Krebspatient:in mit unserem Programm – sei es in Gruppen vor Ort oder mit den digitalen Angeboten – die empfohlenen Sport- und Bewegungsanleitungen konsequent nutzt, ist die Prognose noch deutlich besser. Das Schöne daran: Krebspatient:innen nehmen ihre Lebensausrichtung selbst in die Hand und leisten dadurch einen großen Beitrag zur eigenen Salutogenese.

Das Team von Outdoor against cancer
Family Business: Zum Team von Outdoor against Cancer (OAC) gehören u.a. Petras Sohn, Sportwissenschaftler Joshua Thaller, sowie Luis und Lana, Freunde der Familie, ebenfalls angehende Gesundheits- und Sportwissenschaftler.

Welche Vorteile hat der Outdoor-Sport in der Gruppe?

Unsere Gruppen vor Ort sind immer gemischt: Krebspatient:innen in Behandlung und nach abgeschlossener Behandlung, deren Familien und Freund:innen. Verschiedene Leistungsstadien trainieren bei uns zusammen. So sehen Teilnehmer:innen in Behandlung immer positive Vorbilder, die den gesamten Behandlungsprozess durchlaufen haben und fit und gesund sind. Sie erfahren, wie wohltuend die Outdoor-Trainingsangebote sind und damit wird die extrinsische Motivation „Ich muss Sport machen, um gesund zu werden und zu bleiben“ zur intrinsischen Motivation. Unsere Trainings machen Spaß und damit bleiben die Leute am Ball und gesund.

Welche Veränderungen kannst du an deinen Teilnehmer:innen beobachten? 

Eindeutig Lebensstilveränderungen. Beim ersten Mal kommen die Teilnehmer:innen oft mit dem Auto. Bereits beim ersten Training entwickelt sich eine spannende Gruppendynamik. Neue Teilnehmer:innen werden von den alten Hasen und den Trainer:innen einfach mitgerissen, lachen und haben Freude. So kommt es, dass sie alle – ausnahmslos – ihren Lebenstil verändern. Diese Veränderung geht in Richtung mehr Outdoor-Sport und Bewegung, gesunde Ernährung und demzufolge auch mehr psychisches Wohlbefinden. Hierfür gibt es den wunderbaren Ausdruck Psychological Well-being. Selbst das Bewusstsein für eine gesunde Natur rückt in den Fokus der Teilnehmer:innen. So lassen sie ihr Auto stehen und erledigen die meisten Dinge zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Mission accomplished!

„Selbst wenn Menschen vor der Krebsdiagnose keinen Sport gemacht haben, ist genau dann der richtige Zeitpunkt damit zu beginnen – und bitte nie wieder damit aufzuhören!”

Petra Thaller

„Egal ob Krebspatient:in oder gesunder Mensch – wir müssen alle auf unser Körpergewicht achten. Denn zu viel Körperfettanteil wirkt als Katalysator für eine mögliche Krebserkrankung”

Hast du einen Tipp für andere Betroffene?

Hier kann ich jedem unser erstes OAC-Buch ans Herz legen: Wie Bewegung und Sport in der Natur im Kampf gegen Krebs helfen. Schnellere Genesung. Mehr Lebensqualität. Bessere Prognosen. Dort findet ihr auf Seite 16-19 meinen Neun-Punkte Plan. Der Plan macht Mut und nimmt die Angst. Punkt 4. möchte ich hier zitieren: „Sie haben Fragen? Fragen Sie einen Mediziner! Wenn das Bein Ihres Esstisches kaputt ist, gehen Sie ja auch nicht zum Schneider!“

Wie hat sich dein eigenes Leben seit der Krebsdiagnose verändert? 

Nachdem das Leben immer ein Prozess ist, kann ich nicht sagen, wie sich mein Leben verändert hat. Denn ich weiß ja nicht, wie es gelaufen wäre, wenn ich keinen Krebs bekommen hätte. Ich kann nur sagen: „Mein Leben ist wunderbar. Ich arbeite mit einem internationalen Team zusammen, das nur ein Ziel hat: Menschen mit Krebsdiagnose Werkzeuge an die Hand zu geben, um die Krankheit gut durchzustehen und im Anschluss gesund zu bleiben. Familienmitgliedern und Freund:innen wollen wir mit unserer Unterstützung die Diagnose durch einen gesunden Lebensstil erleichtern. Gesunder Lebensstil bedeutet: Outdoor-Sport und Bewegung, gesunde Natur, gesunde Ernährung, Psychological Well-Being, Alkohol vermeiden – und nicht Rauchen.

Zum Abschluss habe ich noch ein Anliegen, worüber nicht so oft gesprochen wird, weil es einfach nicht gerne gehört wird. Egal ob Krebspatient:in oder gesunde Menschen –  wir müssen alle auf unser Körpergewicht achten. Denn zu viel Körperfettanteil wirkt als Katalysator für eine mögliche Entwicklung einer Krebserkrankung. Ein BMI von 18,5 – 24,9 bedeutet: Geringes Krebsrisiko bzw. normales Körpergewicht. Der BMI errechnet sich folgendermaßen: Körpergewicht in Kilogramm geteilt durch Körpergröße x Körpergröße in Meter.

Ihr habt aktuell zwei digitale Angebote: die OAC-Online-Fortbildung und kostenlose OAC-Trainingsangebote für Krebspatient:innen, deren Familien und Freund:innen. Hast du noch weitere Pläne?

Das wichtigste digitale Angebot aktuell ist unserer OAC-Fortbildung, die von der Europäischen Kommission und der Bundesärztekammer mit 60 Fortbildungspunkten zertifiziert wurde. Aktuell in folgenden Sprachen: Deutsch, Englisch, Griechisch, Türkisch, Portugiesisch und Französisch. Bis Ende 2021 sind Italienisch und Spanisch und 2022 noch weitere Sprachen geplant. Unsere OACatHome-Videos können alle Interessierten kostenlos downloaden und dann zeit- und ortsunabhängig, ohne Datenvolumen im Freien trainieren. Diese Videos sind während der Corona-Zeit entstanden und in vier Sprachen verfügbar. Und last but not least haben wir unser neuestes Baby: die OAC-App in Arbeit. Diese wurde gemeinsam mit unserem internationalen, interdisziplinären Advisory Board entwickelt. Mehr dazu möchte ich noch nicht verraten. Aber bleibt dran. Denn sie wird während des Garmin Health Summit am 28. und 29. Oktober in Lissabon gelauncht, wo ich auch als Speakerin zu sehen und zu hören bin.

ALLE INFOS ZUR GEMEINNÜTZIGEN ORGANISATION OUTDOOR AGAINST CANCER UND ZUR OAC-APP (ab 29. Oktober) FINDEST DU HIER.


HEYDAY: Liebe Stephanie, was waren deine ersten Gedanken, als du damals deine Krebsdiagnose bekommen hast und wie denkst du jetzt darüber? 

Stephanie Neumann: Als ich an einem Freitag nachmittag im Februar 2018 die Nachricht bekam, dass ich Brustkrebs habe, waren meine ersten Gedanken: „Du musst dich konzentrieren, du musst verstehen, was der Arzt sagt, und dir alles merken.” Logischerweise hat das nicht sehr gut geklappt. Ich habe meinen Onkologen nur mit großen Augen angestarrt und in meinem Kopf war totale Leere. Ich fühlte mich wie im Auge eines Sturms. Ich Zentrum war ich total ruhig und gefasst, während drum herum die Gedanken und Gefühle brausten. Ich dachte an alles und nichts auf einmal. Die Tatsache, dass ich plötzlich schwer krank sein sollte, obwohl ich keinerlei Beschwerden hatte, war total surreal. Heute denke ich: Wie habe ich das nur geschafft? Ganz allein in die Praxis mit diesem mulmigen Gefühl schon im Bauch, ganz allein in diesem Gespräch mit dem Onkologen und dann wieder ganz allein mit dieser Nachricht in der U-Bahn quer durch die Stadt nach Hause. Woher habe ich die Kraft genommen, meine Freunde, meine Familie und meinen Partner zu beruhigen, dass schon alles gut wird, obwohl ich das selbst ja gar nicht wissen konnte? Mein Onkologe hatte mir zwar gute Heilungschancen in Aussicht gestellt, aber im Grunde genommen hatte ich keine Ahnung. Wobei mir aber sofort klar war, dass sich gerade mein ganzen Leben änderte. Und so ist es auch gekommen. Alles ist anders.

Die Journalistin Stephanie Neumann, Gründerin von Yoga For Cancer und der Happie Haus App

Gemeinsam mit ehrfahrenen Experten entwickelte Stephanie Neumann die Happie Haus App – eine Wellbeing-App für Brustkrebsbetroffene, die helfen soll, diese schwere Zeit etwas leichter zu machen. www.happiehaus.com

Es gibt die Stephanie vor der Diagnose – das Rennpferd, wie mich meine alte Chefredakteurin immer genannt hat –, die 1000 Sachen auf einmal erledigt und der es nie schnell genug gehen kann. Und es gibt die Stephanie danach: ruhiger, langsamer, reflektierter und genießender, bewusster lebend. Es fühlt sich manchmal an wie zwei Leben, das vor der Diagnose und das danach. Natürlich bin ich immer noch ich, aber ich blicke anders auf die Dinge. Es macht etwas mit einem, wenn man in der Mitte des Lebens abrupt mit seiner Endlichkeit konfrontiert wird. Es setzt die Dinge in ein anderes Verhältnis. Natürlich denke ich nicht die ganze Zeit: Reg dich nicht über dies oder das auf, es gibt Schlimmeres. Ich rege ich mich manchmal auf oder ärgere mich über etwas. Aber es hat nicht mehr dieselbe Relevanz wie früher.

Du hast 2020 die Charity-Organisation Yoga for Cancer gegründet – wie genau hilft Yoga bei Krebserkrankungen und wie kann es präventiv helfen? 

Grundsätztlich ist erst einmal jede körperliche Betätigung ein Benefit. Alles, was hilft, Stress abzubauen, sowie Muskeln und Kreislauf aktiviert, ist gut. Es stärkt das Immunsystem und wirkt in gewisser Weise präventiv. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt mindestens 150 Minuten moderate, körperliche Aktivität pro Woche plus zwei Kräftigungseinheiten. Das Tolle an Yoga ist, dass es sowohl auf der körperlichen wie auf der geistigen und emotionalen Ebene etwas mit einem macht. Wer regelmäßig Yoga und Meditation praktiziert, der schläft zum Beispiel nachweislich besser. Das ist für alle Menschen, ob gesund oder krank, ein Vorteil.

Während einer Krebserkrankung gilt dabei Ähnliches: Jede körperliche Betätigung ist ein Plus. Dabei bringt Yoga mit seiner Mind-Body-Connection noch einige Pluspunkte mehr mit. Auf der körperlichen Ebene kann man ganz gezielt Nebenwirkungen der Therapien ansprechen, das heißt: Polyneuropathien entgegenwirken, Knochen und Muskeln stärken, die durch die Medikamente ebenfalls angegriffen werden und den Körper beim Entgiften unterstützen, den Lymphfluss anregen, Bewegungseinschränkungen durch Operationen verbessern und allgemein das geschwächte Immunsystem stärken. Auf der mentalen Ebene verbessert sich das Körpergefühl und allgemeine Wohlbefinden, man kommt wieder mehr in Einklang mit sich, was gar nicht so einfach ist, weil man erstmal durch die Diagnose und dann durch die starken Medikamente mit einem unbekannten Körper und ungewohnten Sorgen und Ängsten zu tun hat. Das Wunderbare an Yoga ist, dass es modifizierbar ist, sodass wirklich jeder Mensch Yoga machen kann. Das heißt: Alleine, wenn ich auf einem Stuhl sitze und mit der Einatmung die Finger ausstrecke und mit der Ausatmung die Fäuste balle, mache ich schon Yoga. 

Stephanie Neumann, Gründerin von Yoga For Cancer und der Happie Haus App, beim Yoga-Training
Wer regelmäßig Yoga praktiziert, stärkt Knochen und Muskeln, wirkt Sorgen und Ängsten entgegen und verbessert das Körpergefühl und das allgemeine Wohlbefinden

Yoga ist ja nicht nur reine Bewegung, sondern auch ein Mindset. Wie kann man Yoga gegen Sorgen und Ängste in der Krebsphase einsetzen? 

Mit Yoga bringe ich Körper, Geist und Seele in Einklang. Ich beruhige meine Gedanken, fokussiere mich auf das Jetzt, entschleunige und entstresse. Dabei aktiviere ich verschiedene Muskeln. Die Atmung ist beim Yoga sehr entscheidend. Sie stellt die Verbindung zwischen der physischen und der psychischen Welt her. Das Zwerchfell spielt hier eine besondere Rolle. Es ist ein sehr besonderer Muskel, der sich sowohl automatisch und unbewusst bewegt, als auch bewusst bewegt werden kann. Der Atem ist sozusagen die Brücke zwischen bewusst und unbewusst. Darauf bauen alle mir bekannten Atempraxen auf. In stressigen Momenten, bei Sorgen und Ängsten kann es schon helfen, eine Hand auf den Bauch zu legen, die Atmung natürlich kommen und gehen zu lassen und einfach mit den Händen nachzuspüren. Wer möchte, kann dabei den Fokus mehr auf die Ausatmung setzen. Das hilft beim Runterfahren. Wenn einem wirklich einmal alles zu viel ist und man hat das Gefühl, die Welt stürzt über dem Kopf zusammen, gibt es eine tolle Atemübung, die ich jedem nur ans Herz legen kann: Bhramari Pranayama, die Bienenatmung. Aufrecht sitzen, die Augen schließen, die Ohren mit den Händen verschließen und bei jeder Ausatmung ein summendes Geräusch mit den Lippen machen. Das beruhigt die Nerven unglaublich.

Welche Veränderungen kannst du an deinen Teilnehmerinnen beobachten? 

Sie haben nach der Yoga-Stunde immer ein Lächeln im Gesicht. Das ist für mich das größte Geschenk, da muss ich manchmal echt mit den Tränen kämpfen vor Freude.

„Wenn einem wirklich einmal alles zu viel ist, empfehle ich folgende Atemübung: Bhramari Pranayama, die Bienenatmung. Aufrecht sitzen, die Augen schließen, die Ohren mit den Händen verschließen und bei jeder Ausatmung ein summendes Geräusch mit den Lippen machen. Das beruhigt die Nerven unglaublich.“

Was rätst du Betroffenen, die gerade die Diagnose bekommen haben und total verzweifeln und nicht mehr klarkommen?

Zu wissen, dass man nicht alleine ist mit seiner Diagnose, denn in Deutschland erhalten rund 70.000 Frauen im Jahr die Neudiagnose Brustkrebs. Und dass es da draußen tolle Menschen und Hilfsangebote gibt, wie zum Beispiel die Happie Haus App. Niemand muss da alleine durch, lass dir helfen!

Erst hast du Happie Haus und Yoga for Cancer gegründet, jetzt eine App entwickelt. Wie sind diese Projekte miteinander verknüpft?

Meine Charity-Organisation Yoga for Cancer und die Happie Haus App sind beide parallel entstanden. Sie sind über die Jahre während meiner Genesung gewachsen, in meinem Kopf, in meinem Herzen und gemeinsam mit meinem Freund in unserem Wohnzimmer. Bis sie 2020 so konkrete Formen angekommen hatten, dass die Zeit gekommen war, damit nach draußen zu gehen. Beide Organisationen sind miteinander natürlich zum einen durch mich verbunden. Zum anderen dadurch, dass sie sich beide auf die Bereiche Wellbeing und Gesundheit fokussieren. Und bei beiden spielt Yoga eine entscheidende Rolle. Yoga for Cancer veranstaltet nach dem Motto „Tu du dir und anderen etwas Gutes“ virtuelle Yoga-Charity-Events, deren Erlöse an Krebsorganisationen gespendet werden. Mit unseren Online-Events schaffen wir ein skalierbares Angebot, das heißt, es können sehr viele Menschen teilnehmen. Und genau das wollen wir: So vielen Menschen wie möglich die Benefits von Yoga zugänglich machen. Das heißt, in gewisser Weise engagiert sich Yoga for Cancer damit in der Prävention.

Die Happie Haus App hingegen richtet sich als konkretes Hilfsangebot an Brustkrebsbetroffene. Zusammen mit Experten haben wir ein ganzheitliches Mind-Body-Programm entwickelt, das therapiegleitend eingesetzt werden kann. Eine Wellbeing-App für Brustkrebsbetroffene sozusagen, die helfen soll, diese schwere Zeit etwas leichter zu machen und ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Wir bieten eine Mischung aus Live-Sessions (Yoga, Meditation, psychoonkologische Gruppensitzungen, aber auch Kochen, Tanzen und Schminken), informativem, immer abrufbarem Content (z.B. Tipps, wie man mit den Nebenwirkungen der Chemo umgeht) und kleinen Lifehacks, die einem das Leben leichter machen. Ob eine Kopfmassage, die Erleichterung bei Hitzewallungen verschafft, oder eine Atemübung, die die Nerven beruhigt, die perfekte Lunchbox während der Chemo (man sitzt da ja so einige Stunden) oder schöne Ideen für Haaralternativen – wir bieten eine unterhaltsame Lifestyle-Mischung, wobei wir immer darauf achten, welches Problem wir mit unserem Angebot lösen.

So kann sich jeder das aussuchen, was sich richtig anfühlt. Oder man probiert etwas Neues aus, wie zum Beispiel zuckerfreie Plätzchen backen. Egal, für welches Angebot man sich entscheidet, der Empowerment-Effekt, den die App mit sich bringt, ist ein sehr entscheidender Faktor. Die Frauen sollen das Gefühl haben, das sie etwas für sich tun können und nicht nur die Patientin sind, in die literweise Medikamente laufen, die von Wartezimmer zu Wartezimmer und von Chemo-Raum zu Ultraschall geschickt wird. Ich kann rausgehen und aktiv etwas tun, damit es mir besser geht.“ 

ALLE INFOS ZUR APP HAPPIE HAUS FINDEST DU HIER. MEHR ZU YOGA FOR CANCER – EINFACH HIER KLICKEN…

Happie Haus App von Stephanie Neumann
Happie Haus App von Stephanie Neumann
Happie Haus App von Stephanie Neumann

So sieht sie aus, die App von Happie Haus

Wie Stephanie Neumann nach ihrer Krebsdiagnose durch die schwerste Zeit ihres Lebens kam, erzählt sie uns exklusiv im Interview. HIER nachlesen!


Sport als Medizin?
Das sagt die Expertin

Wir haben Prof. Dr. med. Barbara Schmalfeldt aus Hamburg befragt, was es mit der Wirkung von Bewegung aus medizinischer Sicht auf sich hat, und welche Erfahrungen sie mit ihren Patient:innen gemacht hat

Inwiefern kann Sport zur Prävention und therapiebegleitend bei einer Krebserkrankung helfen? Was kann man mit Bewegung alles erreichen? 

Wir wissen heute aus teamlogischen Studien aus den USA und Europa, dass durch körperliche Aktivität und Sport das Risiko an Brustkrebs zu erkranken signifikant gesenkt werden kann. Insgesamt wird geschätzt, dass durch Veränderung des Lebensstils ca. 20 Prozent der Brustkrebserkrankungen verhindert werden könnten. Sport alleine leistet einen Beitrag von 5,5 Prozent. Das heißt: Durch regelmäßige Bewegung können 5,5 Prozent der Postkrebse verhindert werden. Empfohlen ist eine körperliche Aktivität mit einem metabolischen Äquivalent, das 3-5 Stunden Spazierengehen pro Woche mit moderater Geschwindigkeit entspricht. Wir wissen heute aber auch aus Studien, dass durch regelmäßige körperliche Aktivität nach Brustkrebserkrankungen das Rückfallrisiko und auch das Risiko, an der Erkrankung zu Versterben, signifikant gesenkt werden kann. In den verschiedenen Studien lag die Risikoreduktion zwischen 20-24 Prozent. Den höchsten Benefit hatten Frauen, die sich vor der Erkrankung wenig bewegt haben und anschließend ihre körperliche Aktivität deutlich gesteigert haben. Gerade Frauen über 50 Jahre profitieren von einer Steigerung der körperlichen Aktivität nach einer Diagnose. Darüberhinaus hat körperliche Aktivität auch eine positive Auswirkung auf die Schlafqualität, die Lebensqualität und die körperliche Fitness. Sport reduziert Ängste nach einer Krebserkrankung und reduziert das Erschöpfungslevel. Weiterhin wird das Risiko für ein Lymphödem gemindert.

Welche Sportarten eigen sich besonders bei Krebserkrankungen?

Empfohlen werden dreimal pro Woche moderates Ausdauertraining wie Schwimmen, Walken, am Strand spazierengehen oder auch Jogging. Auch Radfahren ist geeignet. Wieso aber auch Erotik oder Hip-Hop? – Wichtig ist, dass die Bewegung Freude macht. Neben Ausdauertraining ist zweimal pro Woche kräftigendes Gerätetraining empfohlen. Dieses kann vor allem während einer Chemotherapie den Gleichgewichtssinn schärfen und die Muskelkraft verbessern. In eigenen Studien konnten wir die positive Auswirkung auf die Lebensqualität, die körperliche Kraft, die Ausdauer und auch die Häufigkeit von Post-Diagnose-Depressionen feststellen. Zudem waren wir an der Auswertung einer Studie beteiligt, die eine signifikante Reduktion der Brustkrebssterblichkeit durch Sport und Bewegung feststellen konnte.

Welche Vorteile hat der Outdoor-Sport in der Gruppe?

Sport im Freien und in der Natur entspannt und beruhigt. Gerade während der Corona Pandemie ist Outdoor-Sport oft die einzige Möglichkeit gewesen, sich in der Gruppe körperlich zu betätigen. Ein weiterer Vorteil: Er ist einfach durchzuführen. Sport in der Gruppe hat außerdem einen weiteren entscheidenden Vorteil: Die Teilnehmer:innen motivieren sich gegenseitig und können parallel soziale Kontakte knüpfen, die wiederum positive Auswirkungen auf den Verlauf der Erkrankung haben.

Viele Betroffene sind nach einer Diagnose wahrscheinlich erst einmal wie gelähmt. Wie findet man die Motivation und den Antrieb für Bewegung?

Wichtig ist, dass durch die Therapeuten bereits vor der Diagnose auf die Bedeutung von Bewegung und Sport hingewiesen wird. Während des stationären Aufenthaltes findet eine physiotherapeutische Anleitung statt, welche die Patient:innen durchführen sollten. Übrigens hat jeder Patient und jede Patientin auch Anspruch auf ein Bewegungsrezept. Zudem wird der Kontakt zu Selbsthilfegruppen hergestellt, die ebenfalls zu Sport und Bewegung raten. Patienten erhalten zusätzlich konkrete Angebote zu Sport und Bewegung, zum Teil über hauseigene Sportgruppen. Weiterhin bieten die lokalen Krebsgesellschaften vielseitige Sportprogramme an.

Was raten Sie Betroffenen und was Familienmitgliedern und Freunden? 

Hier ist eine professionelle Hilfe von ganz entscheidender Bedeutung. Diese besteht aus psychoonkologischer Unterstützung, zusätzlich unterstützenden Maßnahmen wie Sport und sozialen Kontakten. Outdoor Sport in der Gruppe ist eine essenzielle Maßnahme, um gegen eine Depression anzugehen. Ich rate Familien und Freunden, zu Sport und körperliche Aktivitäten zusammen mit den Erkrankten. 

Frau Prof. Dr. med. Barbara Schmalfeldt im Interview mit Heyday Magazine
Frau Prof. Dr. med. Barbara Schmalfeldt ist seit Juli 2015 Direktorin der Klinik und Poliklinik für Gynäkologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Ihre Schwerpunkte sind die operative Gynäkologie und die gynäkologische Onkologie. Unter dem Stichwort „Individualisierte Medizin“, bietet sie stets eine auf den Patienten und seinen Tumor speziell abgestimmte Therapie an. Vor allem die Entwicklung schonender OP-Methoden, neuer operativer Verfahren und zielgerichteter Therapien stehen hier im Vordergrund. Neben ihrer Tätigkeit als Klinikdirektorin, Leitung des gynäkologischen Krebszentrums und seit 2020 stellvertretende Leitung des Zentrums für Operative Medizin, engagiert sich Frau Prof. Schmalfeldt in den verschiedensten Organisationen wie z. B. als Mitglied des Vorstandes der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Mitglied des Vorstandes Universitäres Cancer Center Hamburg (UCCH).

Die ESTÉE LAUDER BRUSTKREBS-KAMPAGNE
#TimeToEndBreastCancer

ESTÉE LAUDER Flower Ribbon in New York City
Die pinkfarbene Schleife als Symbol für den Kampf gegen Brustkrebs – im Bild die Pink-Ribbon-Aktion vor einigen Jahren in New York

1992

rief Evelyn H. Lauder die Brustkrebs-Kampagne ins Leben, die als Erkennungszeichen die pinkfarbene Schleife trägt und alljährlich im Oktober stattfindet. Die Kampagne wirbt in mehr als 70 Ländern durch gezielte Aktionen für mehr Bewusstsein für die Krankheit und ihre Heilungschancen durch Früherkennung. So konnten große Fortschritte im Kampf gegen die Krankheit erzielt werden. Dennoch bleibt noch viel zu tun, bis Brustkrebs endgültig besiegt ist. Dieses Jahr steht das Thema „Sport
und Bewegung“ im Fokus der Brustkrebs-Kampagne.

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