Unter diesem Motto hat flaconi eine digitale Empowerment-Kampagne gestartet und feiert damit die individuelle Anmut eines jeden Menschen. HEYDAY traf zwei der Protagonisten, die mit gängigen Klischees über das Aussehen aufräumen.
Egal wer du bist oder wie du aussiehst: Du bist schön! Auch dann, wenn du nicht dem von der Gesellschaft diktierten Schönheitsideal entsprichst. So lautet das Credo der neuen Kampagne des Beauty-Onlineshops flaconi, der damit ein Zeichen gegen den immer noch sehr präsenten Jugend- und Schlankheitswahn setzt. HEYDAY sprach mit Katja Pärli (60), Model und Yogalehrerin, und Harald Schindel (58), ehemaliger Stadtrat und heute internationales Bestager-Model, über die vielen Facetten von Schönheit, über Perfektionismus, und nicht zuletzt über die Vorteile, die das Alter mit sich bringt …
HEYDAY: Wie habt ihr euren Weg zum Modeln gefunden?
Katja: Ich bin erst vor 14 Jahren zum Modeln gekommen, also sehr spät. Es passierte zufällig, als ich gemeinsam mit meiner Tochter nach einer Agentur für sie gesucht habe. Ich begleitete sie zu einem Vorstellungsgespräch, und da kam der Agentur-Inhaber auf mich zu und fragte mich, ob er Fotos mit mir machen dürfe. Ein paar Wochen später wurden die Ergebnisse auf der Website veröffentlicht.
Harald: Durch eine Miniskus-OP vor drei Jahren. Zu dem Zeitpunkt habe ich mit meiner Freundin ausgemacht, dass ich mich nicht mehr rasieren werde. Also ließ ich mir einen Bart wachsen. Meine Ex-Frau hat mich daraufhin angesprochen, ob ich nicht modeln will. Ihre Frage hat mich verblüfft. Mit 56 anfangen zu modeln? Naja, also habe ich zwei, drei Agenturen angeschrieben. Aber ehrlich gesagt ohne irgendwelche Erwartungen. Dann kamen direkt Einladungen nach Berlin. Meine Größe stimmte, mein Bart kam gut an, meine grauen Haare auch irgendwie. Und dann kam auch schon über Instagram die erste Einladung zur New York Fashion Week.
Was gibt euch das Modeln?
Katja: Modeln ist mein Hobby und für mich ein Zeichen der Selbstakzeptanz. Früher hatte ich große Probleme mit meinem Wohlbefinden und meinem Körper generell. Ich war ein ganz dünnes Mädchen. Als mein Körper weiblicher wurde, und die Brüste plötzlich größer waren, kam ich nicht damit klar. Und jetzt bekomme ich vor allem von Frauen so viele Komplimente. Das Modeln ist ein Weg, die Vergangenheit hinter mir zu lassen und im Einklang mit mir selbst zu leben. Genau deshalb genieße ich das Hobby jede Sekunde. Vorher habe ich mich unsichtbar machen wollen. Jetzt tue ich das nicht mehr.
Harald: Modeln ist für mich eine Art, mich selbst zu erfüllen und neu zu erfinden, um nicht in Routinen zu verfallen. Die Modewelt ist für mich komplett neu. Ich lerne neue Menschen kennen, erlebe immer wieder neue Eindrücke und irgendwie erfahre ich auch Neues über mich selbst.
„Mit dem Alter habe ich die Macht bekommen, mein eigenes Leben zu gestalten und zu bestimmen.“
Katja Pärli
Model zu sein heißt, einem Schönheitsideal zu entsprechen. Was bedeutet Schönheit für euch?
Katja: Schönheit ist individuell. In jedem Menschen, dem ich begegne, versuche ich immer das Schöne zu sehen. Jeder Mensch hat Schönheit in sich und ist schön. Ich glaube man ist schön, wenn man einen guten Zugang zu sich selbst hat. Dann braucht man auch kein tolle Mode und nicht viel Make-up. Meiner Tochter habe ich immer gesagt: Du brauchst eine Jeans und ein weißes Tanktop, mehr nicht. Den Rest trägst du in dir. Es geht nur um das, was man in sich trägt. Genau das ist auch mein Credo mit 60.
Harald: Es gibt kein klassisches Schönheitsideal. Wir sind alle schön. Jeder auf seine Art und Weise. Man ist schön, wenn man sich in seiner Haut wohlfühlt. Wie man zu sich selbst steht – das ist das Entscheidende. Außerdem ist Schönheit relativ. Früher wurde ich wegen meiner langen Nase gehänselt. Heute kommen Menschen zu mir und sagen mir, wie toll und charakteristisch meine Nase sei. Früher war ich sehr schlank und hatte eben nicht den muskulösen Arnold-Schwarzenegger-Körper. Heute werden Models gesucht, die aussehen wie ich damals.
Wie steht ihr zum Thema Schönheitsoperationen und Perfektionismus?
Katja: Ich persönlich würde mich nie solchen Behandlungen unterziehen. Auch, weil ich mich nach einem Eingriff stets fragen würde, wie ich eigentlich „wirklich“ aussehe, und wie sich mein Körper ohne OP natürlich verändert hätte. Meine Neugier ist dafür viel zu groß.
Harald: Ganz drastisch gesagt: Ich finde, das ist Raubbau an der eigenen Gesundheit. Mir kann man nicht erzählen, dass solche Eingriffe keine gesundheitlichen Folgen haben. Ich bin der Ansicht, dass jeder Körper schön ist, so wie er ist. Man braucht keine Bemalungen, Aufspritzungen oder ähnliches. Man sollte zu seinem Körper stehen und seine eigene Schönheit erkennen. Und ja, ich weiß, dass es für viele nicht leicht ist, an diesen Punkt zu kommen. Ich kann aber aus der Erfahrung mit meiner Nase sagen, dass es möglich ist.
Über Katja
Die geborene Dortmunderin Katja Pärli (60) hat eine Tochter und arbeitete als Kunsthistorikerin, bevor sie begann, sich intensiv mit Yoga zu beschäftigen. Mithilfe ihrer Spiritualität hat sie den Weg zur Selbstakzeptanz gefunden. Seit über zehn Jahren steht die leidenschaftliche Tangotänzerin als erfolgreiches Model vor der Kamera. Ihre Instagram-Seite hat sie gerade erst eingerichtet und freut sich über jeden neuen Follower.
Wie habt ihr gelernt, zu euch selbst zu stehen und euch zu akzeptieren?
Katja: Aufgrund meiner Probleme hatte ich mir früher nach außen hin eine Fassade aufgebaut, die selbstbewusst wirkt. Aber auch jetzt noch habe ich oft Momente, in denen ich überhaupt nicht selbstbewusst bin. Generell hat mich die Liebe gelehrt, selbstbewusst zu sein. Liebe in verschiedenen Formen – auf familiärer und freundschaftlicher Ebene. Freunde, die ich seit meiner Kindheit habe und die mich mit all meinen Schwächen lieben. Dann vor allem die bedingungslose Liebe zu und von meiner Tochter. Das Gefühl, so angenommen zu werden, so wie ich bin. Aber auch in beruflicher Hinsicht kann man Liebe erfahren. Denn Respekt, Akzeptanz und Wertschätzung der Arbeit und des Engagements sind auch eine Art von Liebe.
Harald: Eigentlich war ich schon immer sehr selbstbewusst. Außerdem habe ich ganz tolle Leute um mich herum, die mich darin bestärken. Einmal meine Lebensgefährtin und dann meine zwei Söhne (13 und 25). Aber auch Menschen, die mich in der U-Bahn ansprechen und sagen: Hey, ich folge dir auf Instagram, weil ich es super cool finde, was du machst. Dieses Feedback bestärkt mich.
Jeder Mensch hat Selbstzweifel, mal stärker, mal weniger stark. Man muss nur einen Weg finden, mit ihnen umzugehen. Wie geht ihr mit Selbstzweifel um?
Katja: Ich versuche, gnädig mit mir selbst umzugehen und denke darüber nach, warum ich in der Vergangenheit diese oder jene Entscheidung getroffen habe. In diesem Fall ist es gut, nicht zu stark mit sich ins Gericht zu gehen. Irgendwann findet man die Antwort – dass es Sinn machte, eine bestimmte Entscheidung zu treffen. Außerdem ist es wichtig, anderen Menschen vergeben zu können. Dabei sollte man aber immer erst bei sich selbst anfangen.
Harald: Ich denke darüber nach, wer oder was die Zweifel auslöst. Welche Meinung gerade so viele andere Meinungen in Frage stellt und vor allem weshalb. Ich versuche dann positiv zu bleiben und nach vorne zu blicken.
„Früher wurde ich wegen meiner langen Nase gehänselt. Heute kommen Menschen zu mir und sagen mir, wie toll und charakteristisch meine Nase sei.“
Harald Schindel
Über Harald
Vom Stadtrat von Saarbrücken zum international gefragten Model: Der zweifache Vater Harald Schindel (58) posiert wie ein Profi für große Kampagnen, hat über 30.000 Follower auf Instagram, und bewegt sich auf dem Laufsteg neben jüngeren Kollegen, als hätte er nie etwas anderes gemacht.
Weshalb haben so viele Angst vor dem Älterwerden?
Katja: Ich selbst wollte niemals in einen Alltagstrott verfallen und hatte – wie viele andere auch – Angst davor, zu stagnieren, stehen zu bleiben und mich nicht mehr weiter entwickeln zu können. Gleichzeitig begleitet einen die Angst vor den vielen Veränderungen, vor allem vor den körperlichen. Die habe ich natürlich auch stark wahrgenommen. Beim Blick in den Spiegel habe ich nur gedacht: Das kann doch nicht wahr sein. Das ist nicht mein Körper! Aber das Älterwerden mit seinen Veränderungen ist der Lauf der Dinge. Den Alterungsprozess kann man nicht aufhalten.
Harald: Ich glaube, einerseits spielen Routinen und der Alltag eine wichtige Rolle. Man altert schneller und baut dadurch schneller ab. Andererseits sind auch Krankheiten ein Thema. Für mich wäre zum Beispiel die Diagnose Demenz eine Katastrophe. Und dann wahrscheinlich der Tod. Seit meiner Kindheit und auch jetzt noch habe ich davor Angst. Aber das Alter ist viel mehr, als nur das.
Hat dich das Alter eingeschränkt oder im Gegenteil sogar bestärkt? Was sind die positiven Aspekte des Alterns?
Katja: Mit zunehmendem Alter wurde mein Leben selbstbestimmter. Ich konnte Dinge machen, die mir andere früher verboten hätten, wie zum Beispiel das Modeln. Mit dem Alter habe ich die Macht bekommen, mein eigenes Leben zu gestalten und zu bestimmen. Ich bin gelassener und habe gelernt, mich selbst zu akzeptieren. Dinge anzunehmen oder auch loszulassen, die ich nicht ändern kann. Alles hat seinen Zweck.
Harald: Das Alter schränkt mich gar nicht ein. Das, was mir jetzt Spaß macht, kann ich auch noch mit 65 oder 70 machen. Ich muss nur gesund bleiben. Das ist das Wichtigste. Aber daran kann man arbeiten. Alles andere schränkt mich nicht ein. Ich fühle mich weder wie 60 noch 58. Ich fühle mich einfach jung und genieße die Erfahrungen, die vielen Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen. Ich kann anderen Menschen Ratschläge geben, aufgrund meiner vielen Erfahrungen. Ich schätze vor allem die Gelassenheit und Souveränität. Ich mache etwas, ohne mir den Kopf darüber zu zerbrechen, ob es richtig ist. Und ich bin viel mutiger. Früher habe ich dunkle Sachen getragen, sehr viel Schwarz, mal Weiß, aber nie Farbe. Heute trage ich Rot, Grün und Gelb. Ich stehe mehr zu mir selbst.
Auf was freut ihr euch noch im Leben?
Katja: Aufs Sterben (lachend). Oh Gott, das hört sich ganz komisch an. Aber ich weiß, dass es ein toller Zustand sein wird. Genau wie das Leben jetzt. Und ich freue mich auf meine Enkelkinder, die ich hoffentlich bald bekommen werde.
Harald: Auf vieles! Weitere neue Menschen und Charaktere, neue Reisen und unbekannte Orte und natürlich viele Erfahrungen.
Was würdet ihr anderen Menschen mit auf den Weg geben?
Katja: Es ist wichtig, einen Zugang zu sich selbst und dem eigenen Körper zu finden. Das kann zum Beispiel durch Yoga, Meditation oder Tanzen geschehen. So kommt man seinem Inneren näher. Wenn man diesen Zugang zu sich selbst aufbaut, ist das der Beginn der Selbstakzeptanz. Natürlich kosten Yoga- oder Meditationsstunden Geld, aber ich bin überzeugt, dass das eine gute Investition ist. Solche Dinge sind wirkungsvoller als Schönheitsoperationen oder Anti-Aging Cremes. Sein Inneres zu nähren und auf sich zu achten, ist das Wichtigste. Das zahlt sich langfristig mehr aus. Außerdem sollte man nicht stagnieren, sondern sich immer weiterentwickeln.
Harald: Mein Tipp: Sich nicht bremsen lassen. Einfach machen, worauf man Lust hat. Den Weg gehen, den man gehen mag. Und vor allem den Satz „Oh, ich werde älter“ aus dem Kopf streichen. Age is just a number. Man ist nur so alt, wie man sich fühlt. Das ist das Entscheidende!
Über die Kampagne
In dem emotionalen Kampagnenfilm von flaconi erzählen acht selbstbewusste Charakter-Typen ihre persönliche Empowerment-Story und berichten, wie sie Schönheit für sich selbst definieren. „Uns war wichtig, authentische Reaktionen einzufangen. So ist die Idee entstanden, ohne Drehbuch zu arbeiten und unsere Kampagnengesichter in einer Casting-Situation ganz spontan ihre Beauty-Story erzählen zu lassen”, sagt Corinna Nachtigall, Head of Brand & Communications bei flaconi. Unter dem Hashtag #empoweryourbeauty kann jeder Teil der Kampagne werden und einen persönlichen Empowerment-Clip teilen. Das Video zur Kampagne findet ihr HIER. Alle weiteren Infos dazu HIER