Mehr Jahre, mehr Leben – das ist das Motto von Sabine Fuchs (57) und Uli Heppel (57) aus München. Mit ihrem Blog Fuck the Falten und dem gleichnamigen Buch lassen uns die Freundinnen am ganz normalen Wahnsinn des Älterwerdens teilhaben – mal nachdenklich, mal frech und mit viel Humor. HEYDAY sprach mit den Autorinnen über ihre wilde Welt der Frauen über 50
Für alle, die immer mal wieder Sehnsucht nach dem Meer haben. Das Poster kannst du HIER kaufen.
HEYDAY: Liebe Sabine, liebe Uli, woher und wie lange kennt ihr euch?
Wir haben vor 30 Jahren zusammen studiert und kennen uns seit dieser Zeit. Wie das Leben so spielt, gingen wir nach dem Studium getrennte Wege. Sabine bekam Kinder und Uli startete mit ihrer Karriere erstmal durch – wir verloren uns eine Zeitlang aus den Augen. Wiedergetroffen haben wir uns tatsächlich durch Facebook. Sabine hat mich dort entdeckt und mich angeschrieben. Wir trafen uns zum Mittagessen und es war von Anfang an so, als hätten wir uns erst gestern gesehen.
Was macht ihr beruflich und seit wann gibt es euren Blog Fuck the Falten?
Wir sind beide Grafik-Designerinnen und hatten nach unserem Wiedersehen auch für eine Weile ein gemeinsames Büro. Allerdings ist Sabine 2017 erkrankt und arbeitet seither nur noch in Teilzeit in ihrem Job. Den Blog haben wir 2017 gegründet.
Wer hatte die Idee zum Blog?
Der eigentliche Anstoß kam von Sabine, aber wir hatten schon länger über ein gemeinsames Projekt nachgedacht. Als Sabine mit ihrer Tochter auf einem Blogger-Event war, kam sie danach mit der Idee, einen Ü50-Blog zu machen.
Inspiriert durch junge Blogger fanden wir es eine großartige Idee, einen Blog für 50+ zu gründen. Wir dachten damals total naiv, dass wir die ersten mit dieser Idee wären. Dabei gibt es ja eine ganze Menge an tollen Blogs für 50+.
„Toll am Älterwerden ist, dass wir nicht mehr alles ,müssen’. Wir müssen nicht mehr gefallen und wir müssen es nicht mehr allen recht machen“
Welche Themen beinhaltet der Blog?
Unser Blog ist ein Spiegel unseres Lebens. Wir schreiben hier über alles, was uns täglich so umtreibt. Die Themen des Älterwerdens und was das so mit sich bringt. Aber auch über Dinge, die uns gefallen oder inspirieren. Wir arbeiten auch mit externen Kolumnistinnen – etwa bei der wirklich beliebten Buchkolumne, geschrieben von Corinne Steinert oder dem Konsumkompass von Katharina Schickling.
Habt ihr ein bestimmtes Schema, nach dem ihr die Themen des Blogs aufteilt und an wen richtet sich euer Blog hauptsächlich?
Wir bringen jede Woche einen Artikel und wechseln uns damit ab. Dabei haben wir manche Beiträge thematisch aufgeteilt. Uli ist zum Beispiel die Expertin für die DIY-Themen und Sabine hat jahrelang Kochbücher gemacht und ist total fit in Ernährungsfragen. Ansonsten haben wir einen Redaktionsplan und teilen uns die Themen auf. Unser Blog richtet sich an all die Frauen da draußen, die mit den gleichen Themen konfrontiert sind, wie wir selbst. Und das sind ganz schön viele. Denn wir sind die wirklich große Gruppe der Babyboomerinnen.
Welche Themen interessieren eure Leserinnen am meisten?
Es sind die gleichen Themen, die auch uns interessieren. Die immerwährende Freude am Leben, Neuanfänge, Neuausrichtungen, der Auszug der Kinder. Geschichten von tollen Frauen in unserem Alter; Gedanken, wie wir unser Leben nachhaltiger leben können; Beautythemen, die das Alter so mit sich bringt und natürlich auch, als Gesundheitsthema, die Wechseljahre.
„Wer am Montag scheiße aussieht, hatte ein geiles Wochenende“
Ein Zitat aus dem Blog Fuck the Falten.
Hat es euch jemals Probleme bereitet, älter zu werden?
Das mit „nein“ zu beantworten, wäre schlichtweg gelogen. Mit dem Älterwerden hat ja wohl jeder immer wieder so seine Probleme, nicht wahr? Aber wir versuchen es mit Humor zu nehmen und diese Themen nicht zu massiv werden zu lassen. Das gelingt ganz gut, wenn man nicht alles immer so ernst nimmt. Und dann sind wir ja zu zweit und tauschen uns natürlich auch ständig aus.
Ab wann habt ihr euch gedacht: „Jetzt gehöre ich beim besten Willen nicht mehr zu den Jungen“?
Was genau bedeutet denn die „Jungen“? Ist Alter nicht relativ? Natürlich gehören wir nicht mehr zu den Youngsters. Aber darüber sind wir auch nicht unglücklich. Kleine Episode am Rande: Sabine hat sich das erste Mal nicht mehr jung gefühlt, als sie mit 29 auf einem Techno-Festival die Tochter einer älteren Freundin getroffen hat, die sie völlig entsetzt gefragt hat, was sie hier macht.
Was nervt euch am älter werden? Was findet ihr toll daran? Welche Chancen eröffnen sich vielleicht erst später im Leben?
Toll daran ist, dass wir nicht mehr alles „müssen“. Wir müssen nicht mehr gefallen und wir müssen es nicht mehr allen recht machen. Viele Dinge kann man einfach gelassener sehen und das führt zu einer unglaublichen Freiheit. Aber natürlich gibt es auch Dinge, die nerven. Schlaflose Nächte zum Beispiel oder auch, dass man nicht mehr immer so leistungsfähig ist, wie früher. Das Wichtigste ist aber die Erkenntnis, dass man eh nicht jedem gefallen kann – und das macht frei! Auch das Wissen, dass man gar nicht mehr versuchen muss perfekt zu sein, entlastet ungemein und sorgt für Gelassenheit und Selbstsicherheit.
„Es geht jetzt darum, die Welt mit unserem Altwerden zu konfrontieren, damit die nächste Generation von Frauen der heutigen Art von Altersdiskriminierung nicht mehr ausgesetzt ist“
Wie habt ihr euch verändert mit den Jahren? Gibt es etwas, dass ihr aus euer Jugendzeit vermisst?
Es gibt Veränderungen. Körperlich und auch geistig. Natürlich verändert sich dein Körper. Damit muss man sich auch erstmal arrangieren. Dafür gibt es aber auch mentale und geistige Veränderungen, die wir als Gewinn sehen. Aus der Jugendzeit vermisst man einfach das Gefühl, alle Zeit der Welt zu haben für alles, was man noch erleben möchte.
Was können jüngere von älteren Frauen lernen und umgekehrt?
Jüngere Frauen können von älteren Frauen lernen, dass sie ihr Aussehen nicht so in den Fokus stellen sollten und dass es nicht darauf ankommt zu gefallen. Ältere Frauen können sich von den jüngeren gerade bei den feministischen Themen deren Selbstverständnis abschauen.
Auf eurem Blog stellt ihr viele Frauen vor. Nach welchen Kriterien sucht ihr sie aus?
Frauen, die wir toll finden, weil sie etwas Neues angefangen haben, Frauen deren Style uns inspiriert, Frauen, die es verdienen, dass über sie geschrieben wird.
Ihr habt gemeinsam ein Buch geschrieben. Worum geht es darin?
Im Buch geht es um ähnliche Themen, wie auf unserem Blog – Kinder, das große Loslassen, alte Eltern und die Veränderungen, die das Älterwerden mit sich bringt. Das Buch kam zu uns: Eines Tages rief uns eine Literaturagentin an, die schon länger unseren Blog verfolgt hatte und schlug uns vor, ein Buch zu veröffentlichen.
Der Untertitel lautet „Wild bleiben statt alt werden“. Was bedeutet das für euch?
Immer wieder neue Dinge auszuprobieren – für uns gibt es kein „dafür bin ich zu alt“! Außerdem neugierig zu bleiben, sich von jungen Frauen inspirieren zu lassen, aber auch, sich Dinge zu trauen, bei denen man sich eventuell auch blamieren könnte.
„Es geht jetzt darum, die Welt mit unserem Altwerden zu konfrontieren (Wechseljahre, graue Haare, Falten), damit die nächste Generation von Frauen der heutigen Art von Altersdiskriminierung nicht mehr ausgesetzt ist“
Wie und wo seht ihr euch in Zukunft?
Den Blog sehen wir auch als unser Altersprojekt. Da wir beide uns vorstellen können, für eine Zeit als Digitale Nomaden im Ausland zu leben, könnte Uli beispielsweise aus ihrem Traumhaus in Frankreich schreiben und Sabine aus Griechenland.
Was steht demnächst auf eurem Plan?
Wir haben tatsächlich gerade den Vertrag für unser nächstes Buch unterschrieben. Außerdem sind wir gerade mit unserem Online-Shop durchgestartet – wir sind also ganz gut beschäftigt.
Glaubt ihr Frauen ab 40 / 50 brauchen mehr Sichtbarkeit?
Wir sind beide freiberuflich tätig. So können wir unsere Sichtbarkeit selbst steuern. In den festangestellten Jobs würden wir uns schon mehr Frauen auch jenseits der 50 wünschen, die sichtbar bleiben. Frauen ab 40 haben unserer Meinung nach heute kein Problem mehr mit der Sichtbarkeit.
Was können wir alle für mehr Sichtbarkeit von Frauen über 50 tun?
Laut bleiben, sich davon verabschieden, dass man jederzeit gefallen muss. Es geht jetzt darum, die Welt mit unserem Altwerden zu konfrontieren (Wechseljahre, graue Haare, Falten etc.), damit die nächste Generation von Frauen der heutigen Art von Altersdiskriminierung nicht mehr ausgesetzt ist.
Ein paar unserer Lieblingssprüche von dem Fuck the Falten Instagram Account:
Das erste Buch von Sabine Fuchs und Uli Heppel kannst du HIER bestellen.
Über die Macherinnen von Fuck the Falten
Als Grafikdesignerinnen teilten sich die Freundinnen, die sich einst im Studium kennenlernten, zwei Jahre lang in München-Schwabing ein Büro. Gemeinsam hoben sie den Blog Fuck The Falten aus der Taufe und schrieben das Buch Fuck the Falten. Wild bleiben statt alt werden. Das zweite Buch der beiden ist bereits in Planung. Sabine Fuchs lebt mit ihrem Mann in einem Münchener Vorort; sie hat zwei erwachsene Töchter. Uli Heppel lebt mit ihrem Sohn in München.