„Ich erzähle meine Geschichte ganz offen, denn dadurch kann ich Frauen ein echtes Vorbild sein“

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Auch wenn die ganze Welt zusammenbricht: Das Leben geht weiter – und kann gemeistert werden! Zu dieser Erkenntnis kam Dagmar von Renner (69), die einst zur gleichen Zeit mit schwerer Krankheit, existenziellen Ängsten und der drohenden Trennung von ihrem Mann konfrontiert wurde. Heute kann sie berichten, wie man durch die Macht der Gedanken mehr Gelassenheit erlangt, und wie man sich selbst in den Fokus stellen kann, ohne dabei egoistisch zu sein.

Managerin und Muse: Dagmar von Renner im HEYDAY-Interview

Managerin und Muse: Dagmar von Renner,
fotografiert von Robert Rieger für das Madame Magazin

Dagmar von Renner managt seit 34 Jahren ihren Mann, den bekannten Werbe- und Kunstfotografen Ivo von Renner, für den sie auch unzählige Male als Model vor der Kamera stand. In unserem Gespräch erzählt Dagmar von ihrem bewegten Leben, in dem sie immer wieder schwere Schicksalsschläge wegstecken musste. So besiegte sie in jungen Jahren ihre Drogensucht ebenso, wie später den Krebs. Im Auf und Ab des Lebens hat sie gelernt, dass man sich vor Veränderungen nicht fürchten muss. Heute bieten Dagmar und Ivo von Renner diverse Seminare zum Thema „Perspektivwechsel“ an, in deren Rahmen die Kamera als Werkzeug für Persönlichkeitsentwicklung und Teambildung dient.

HEYDAY: Liebe Dagmar, was war der allererste Berufswunsch, an den du dich erinnern kannst?

Dagmar von Renner: Ich wollte Kindergärtnerin werden und habe sogar mal ein Praktikum im Kindergarten gemacht. Aber dann rutschte ich in die damalige Hippie-Drogenszene, und dann war das kein Thema mehr. 

Kannst du dich erinnern, was dich an dem Beruf fasziniert hat?

Ich war ein sehr einsames Kind. Ich hatte zwei ältere Geschwister. Meine älteste Schwester hat die Aufmerksamkeit unserer Eltern bekommen. Einfach, weil sie das erste Kind war, und mein älterer Bruder, weil er ein Junge war. Aber ich war die Dritte – unauffällig und nicht im Blickfeld meiner Eltern. Ich bin in einem Dorf im Sauerland aufgewachsen. In meiner Einsamkeit habe ich Babysitting gemacht, ging mit den Kindern aus der Nachbarschaft spazieren und spielte „Vater, Mutter, Kind“. So kam ich darauf, Kindergärtnerin werden zu wollen.

Das klingt nach einer schwierigen Kindheit...

Meine Eltern führten eine sehr konfliktreiche Ehe. Mein Vater ist Slowene, war also ein Ausländer und wurde als solcher in der Familie meiner Mutter nicht wirklich anerkannt. Meine Mutter war wiederum noch ein Kind, als er sie geheiratet hat, gerade 18 und unschuldig. Er war stark traumatisiert vom Krieg und konnte sehr aggressiv werden. Er trank viel und wenn er da war, hatten wir meistens Angst. Mein Vater war selbstständig als Generalvertreter für Holzbearbeitungsmaschinen tätig und finanzielle Schwierigkeiten schürten diese Konflikte dann noch mehr.

Meine Mutter hat sich nie dagegen gewehrt und hat uns Kinder auch nicht geschützt. Das konnte sie gar nicht. Sie war so sehr in den Ehekonflikt mit diesem immer wieder betrunkenen Mann verstrickt, dass sie ihre Aufgaben als Mutter kaum erfüllen konnte. Als Kind habe ich mich deshalb oft in andere Welten geträumt. 

„Als ich nach Berlin abgehauen bin, habe ich mich frei gefühlt. Allerdings bin ich von meinem coolen Hippie-Leben schnell in die Drogenszene abgerutscht – heute empfinde ich es als absolut unvorstellbar“

Mit 16 bist du dann ausgebrochen und hast dein Elternhaus verlassen…

Ja, ich habe dann – ganz typisch für diese Zeit – ein Leben als Hippie geführt. Bin abgehauen, nach Berlin – und dort dann so richtig in die Drogenszene abgerutscht. Ich war ein Junkie, und von Berlin aus ging es für mich einmal um die Welt. Ich fand das damals cool – heute empfinde ich es als absolut unvorstellbar.

Du hattest zu dem Zeitpunkt richtig harte Drogen konsumiert. Wie kamst du aus der Situation wieder heraus?

Ich hatte kaum noch Kontakt zu meinen Eltern. Doch schließlich haben sie reagiert und mich mit 23 in einer Anstalt untergebracht. Nachdem ich clean war, bin ich nach Hamburg gezogen, wo mein Bruder lebte. Ansonsten kannte ich dort niemanden. Genauso ein Umfeld brauchte ich aber für meinen Neustart, und Hamburg war Liebe auf den ersten Blick. Ich wusste sofort, dass ich hier bleiben würde.

Wer hat dir Halt gegeben?

Ich arbeitete nach dem Prinzip learning by doing in einer kleinen Werbeagentur und hatte einen fantastischen Chef, der mir total vertraute. Ich konnte meine Identität neu definieren – auch durch neue Freunde und ziemlich schnell lernte ich meinen Freund Michael kennen. Mit ihm hat sich dann auch eine Vision erfüllt. Denn ich habe als Mädchen immer von einem Mann geträumt, der Grafiker war und einen Alfa Romeo fuhr – und genau das tat Michael. Ich bin dann gleich zu ihm gezogen.

War es die große Liebe?

Die Beziehung sollte genau sieben Jahre lang halten. Dann habe ich gemerkt, dass es nicht passt. Also habe ich mich getrennt und wenig später habe ich Ivo, meinen heutigen Mann, kennengelernt. Eine Cousine beschrieb das mal ganz treffend: „Mit dem Michael ist die Dagmar erwachsen geworden und mit dem Ivo wieder jung.” 

Was hat sich in der neuen Beziehung für dich geändert?

Wir haben damals schnell geheiratet und ein Jahr danach angefangen zusammen zu arbeiten. Ivo ist Fotograf, ich manage ihn. Wir haben zusammen die internationale Werbung erobert. Es gab große Aufträge und wir arbeiteten viel in den USA. Dabei habe ich Ivo nicht nur den Rücken frei gehalten, sondern auch den Weg mit bereitet. Den Erfolg haben wir wirklich zusammen verdient und es lief wirklich gut.

Dennoch hatte ich immer finanzielle Ängste. Auch wenn ich die natürlich faktisch nicht hätte haben müssen, denn uns ging es sehr gut. Aber hinter dieser essenziellen Angst stecken auch die Erfahrungen aus meiner Kindheit. Das weiß ich heute. Doch irgendwann brachen die Aufträge und damit auch die Umsätze ein. Spätestens nach 9/11 wurde die Auftragslage deutlich schwieriger. Die Werbebranche hat sich massiv gewandelt und niemand zahlt mehr große Fotografen. Das Bild wurde vom Film abgelöst und die Honorare sind auf einen Bruchteil gesunken. Das hat mir sehr zu schaffen gemacht. 

Dagmar von Renner im Interview mit Heyday Magazine

Oben: Dagmar ist glückliche Mutter von zwei Söhnen. Rechts ein Motiv aus dem Jahr 1985: Dagmar rauchend in einem Hotel in Budapest – fotografiert von ihrem Mann Ivo von Renner. Den limitierten Fine Art Print kann man auch erwerben. Unten: Für das Jubiläum des Salon Magazins von Anne Petersen setzt sich das illustre Paar, Dagmar und Ivo von Renner, in Szene.

Dagmar von Renner im Interview mit Heyday Magazine

Das größte Geschenk in Dagmars Leben: Seit dem 16.4.1990 ist sie glückliche Mutter

„Als die Kinder aus dem Haus waren, war unsere Beziehung auf dem Nullpunkt. Selbst, als mein Mann von Trennung sprach, habe ich krampfhaft an unserer Ehe festgehalten“

Nachdem eure beiden Söhne geboren waren, habt ihr euch mit einem Traum von Haus im Speckgürtel von Hamburg ein tolles Idyll geschaffen…

Es ist wirklich das Paradies. Ivo hat sein Studio im Haus und unsere beiden Söhne konnten hier eine wunderschöne Kindheit verbringen. Wir haben mit Ivos Mutter zusammen gelebt und hatten immer zwei Assistenten im Haus – das war sehr idyllisch und eine ganz tolle Zeit.

Dann waren die Kinder plötzlich groß und sind ausgezogen. Hat das was verändert?

Ich war kein Empty-Nest-Fall. Ich konnte den Kindern wirklich Flügel verleihen. Das war kein Problem. Aber Ivo hatte plötzlich das Gefühl, ich würde ihn nicht managen, sondern bevormunden. Unsere Ehe war offen gesagt auf dem Nullpunkt, sodass mein Mann sogar über Trennung sprach. Ich allerdings nicht. Denn für mich stand das Konstrukt der Familie immer über allem. Ich hielt den Streit aus, bemühte mich immer wieder um Harmonie.  

Dagmar von Renner im Interview mit Heyday Magazine

Familie ist ihr heilig: Mittlerweile ist Dagmar auch Großmutter

Dagmar von Renner im Interview mit Heyday Magazine
Dagmar von Renner im Interview mit Heyday Magazine

Ob zu Hause oder von ihrem Mann Ivo in Szene gesetzt. Wir lieben den extravaganten Stil der Weltenbummlerin Dagmar.

„2011 trat mit meiner Krebsdiagnose ein Horrorszenario trat ein: Die finanziellen Sorgen waren präsenter denn je, meine Gesundheit stand auf Messers Schneide und meine Familie drohte zu zerbrechen“

Dagmars Style ist unkonventionell und bunt

Dagmar von Renner im Interview mit Heyday Magazine

Fotograf Robert Rieger inszenierte Dagmar mit ihrer Schwiegertochter Stella von Senger für das Madame Magazin.
Unten: Dagmar und Ivo auf einer Reise Mitte der Achtziger Jahre

Dagmar von Renner im Interview mit Heyday Magazine

Wie hat sich die Situation entwickelt?

Es konnte eigentlich nicht schlimmer kommen. Im Jahr 2011 bekam ich eine Krebsdiagnose, die alles veränderte. Ich hatte eine Leberzirrhose, weil ich eben lange drogenabhängig gewesen war. Als Folgeerscheinung trat eine spezielle Art von Blutkrebs auf. Natürlich brach für mich eine Welt zusammen. Ivo war zu sehr mit seinen Themen beschäftigt, als dass er für mich da sein konnte. Alles, was mir heilig war, stand auf der Kippe: Die finanziellen Sorgen waren präsenter denn je, meine Gesundheit stand auf Messers Schneide und meine Familie drohte zu zerbrechen. Aber die erste Frage, die ich mir stellte, als ich die Diagnose bekam, war: Was soll mir das sagen? 

Hast du die Antwort inzwischen gefunden?

Es war eine eindeutige Folge meiner Ängste, die ich zeitlebens hatte. Aber was meine Ehe anbetraf: Ich war hundertprozentig davon überzeugt, dass sie niemals zu einer Trennung führen würde, weil sie für mich ein absolut festgesetztes Konstrukt war. Nun war ich in meinem Glauben erschüttert und die Krebsdiagnose war für mich eindeutig der Hinweis darauf hin, dass etwas los ist. 

Welche Therapiemöglichkeiten hast du aufgesucht?

Neben der alternativen Medizin und der Schulmedizin habe ich alles Mögliche ausprobiert. Als Erstes eine Therapeutin für Psychosomatik – sie ist mit mir ganz stark in das Thema der existenziellen Ängste eingestiegen. Aber ich griff wirklich nach jedem Strohhalm, habe mit diversen Lebenslehrern gearbeitet und mir überall Affirmationen besorgt. Es war eine unglaublich schwere Zeit und ich war unfassbar unglücklich. Ich hatte Angst zu sterben. Aber von meinem Mann habe ich mich nicht getröstet gefühlt. Dafür war er zu sehr mit seinen eigenen Themen und unserer Ehekrise beschäftigt. 

„Ein Therapeut sagte mir damals: Solange du nicht mit dir alleine glücklich sein kannst, wirst du nie gesund“

Wie bist du mit der Doppelbelastung von Ehekrise und Krankheit umgegangen?

Das war ein langer und sehr schwerer Prozess, der mit vielen Ängsten besetzt war. Ivo und ich haben parallel eine Paartherapie begonnen, viel geredet – aber irgendwie war das alles nicht das Richtige. Dann gab es in einem Seminar ein Schlüsselerlebnis. Und zwar fragte ich den Coach, weshalb ich nicht gesund werde, obwohl ich doch so viel dafür tue. Da hakte er nach und fragte schließlich: „Wenn du dir vorstellst, dein Mann ist im Himmel, alles ist gut, deine Kinder sind in Australien. Auch bei ihnen ist alles gut, wie wäre das für dich?“ Und dann habe ich sofort gesagt: Schrecklich!

Daraufhin antwortete er: „Solange du nicht mit dir alleine glücklich sein kannst, wirst du nicht in die Heilung kommen.“ Und das war für mich der Weckruf! Das war wie ein Schlag ins Gesicht! Alles basierte bei mir auf meiner Familie und mein Glück hing absolut davon ab, wie es meinem Mann und meinen Kindern ging. Und das ist ja eigentlich auch gut. Aber vor alledem muss natürlich trotzdem die Selbsterhaltung stehen. Ich habe mich selbst aber nicht als wichtig genug erachtet.

Was hat sich für dich nach dieser Erkenntnis geändert?

Als Reaktion auf einen erneuten Streit bin ich 2014 in einer Blitzaktion ausgezogen. Und das war wirklich eine der wichtigsten Entscheidungen in meinem Leben. Sie war das Beweisstück dafür, dass ich in der Lage war, mich an erste Stelle zu setzen. Ich zog also mit meinem Hund in eine eigene Wohnung in Hamburg. Ich habe genau das gemacht, von dem ich immer dachte, dass ich es nie schaffen würde.

Ich blieb dann vier Monate weg, und in dieser Zeit habe ich wirklich geglaubt, dass wir uns trennen würden. Trotzdem wollte ich mir Zeit für diese Entscheidung nehmen, da wir immerhin schon über 30 Jahre zusammen waren. Auch auf Rückfragen von Freund:innen habe ich immer geantwortet: „Weiß ich noch nicht. Wenn ich weiß, was ist, dann entscheide ich mich. Aber momentan weiß ich es noch nicht.“ 

Wie bist du mit der Zeit, die du für dich alleine hattest, umgegangen?

Ich konnte das sehr genießen und konnte gut mit mir alleine sein. Aber dann drehte mein Mann Ivo komplett am Rad, weil er mit dieser Situation gar nicht gerechnet hatte – und gemerkt hat, dass das auch gar nicht das was, was er wollte. Die Sache mit der Trennung, das war nur Gerede – bei ihm steckten ganz andere Themen und Anliegen dahinter. Ich hingegen habe nie von Trennung geredet, habe sie dann aber durchgezogen. Damit ging es Ivo sehr schlecht. 

Dagmar von Renner im Interview mit Heyday Magazine

Fotoshooting für das Mode-Label Frisch: Dagmar mit Pailletten-Kleid,
Mantel aus Samt und bestickter Schlafmaske aus Seide und Brokat. Zum Interview mit dem Label und weiteren Kampagnenbildern mit Dagmar gibt es hier…

Dagmar von Renner im Interview mit Heyday Magazine
Dagmar von Renner im Interview mit Heyday Magazine
Dagmar von Renner im Interview mit Heyday Magazine
Dagmar von Renner im Interview mit Heyday Magazine

Ein Blick ins private Familienalbum zeigt Dagmar naturverbunden und in Partylaune mit ihrem Mann Ivo, wie z.B. im Sir Nikolai Hotel in Hamburg

Eure Karrieren sind ja untrennbar miteinander verwoben. Wie seid ihr auf professioneller Ebene mit der temporären Trennung umgegangen?  

Am Ende lebten wir ja nur vier Monate getrennt. Aber in dieser kurzen Zeit habe ich wirklich so gut ich konnte Abstand gehalten, und für die Firma nur das Nötigste gemacht. Überraschenderweise habe ich mir in dieser Phase zum ersten Mal in meinem Leben keine Gedanken um meine materielle Existenz gemacht. Stattdessen konnte die Situation, alleine in meiner Wohnung zu sein, mit der Zeit immer mehr genießen.

Irgendwann stand eine Ausstellung in Nizza an, und Ivo fragte mich, ob ich mitkommen würde. Ich war ohnehin auf den meisten Bildern zu sehen und so sagte ich zu. Natürlich hatten wir zu dieser Zeit getrennte Hotelzimmer, gefühlt war der Trip wie eine Businessreise unter Kollegen. Das hat aber dazu geführt, dass unser Umgang miteinander wieder deutlich respektvoller war – was sich extrem gut angefühlt hat. 

Hat deine Auszeit euch wieder neu zusammen gebracht?

Der letzte entscheidende Moment war für mich, dass Ivo sich für ein Transformations-Seminar entschied. Da wusste ich, dass es ihm nicht nur ernst ist, sondern dass er auch wirklich dazu bereit ist, einen neuen Weg einzuschlagen. Am Ende unserer Reise fragte mich Ivo, ob ich denn jetzt wieder nach Hause kommen würde. Aber ich war noch nicht so weit. Ich musste noch einmal eine Zeit in mich hineinhorchen und -fühlen – also bin ich aus Nizza zunächst in mein eigenes kleines Reich zurückgekehrt. Dort habe ich dann aber schnell gemerkt, dass sich die Wohnung nicht mehr nach meinem Zuhause anfühlt: Nach nur einer Nacht kehrte ich in unser gemeinsames Haus zurück. 

Was hat sich in eurer Beziehung seither verändert?

Ich habe Ivo damals ganz klar gesagt, dass meine Rückkehr jetzt nicht bedeutet, dass ich nun für immer bleibe. Ich sagte ihm: Ich sorge für mich und du sorgst für dich, und wir zwei sind im Austausch. Das hat sich bis heute nicht geändert. Seitdem sind sieben Jahre vergangen, und ich denke, das steht jetzt nicht mehr im Zweifel. Heute weiß ich: Ich schaffe alles auch alleine!

Wir haben übrigens immer noch getrennte Schlafzimmer und das genieße ich sehr. Gemeinsame Rituale kann man sich auch anders schaffen. So kommt Ivo morgens zum Beispiel zum Meditieren zu mir. Außerdem habe ich gelernt, dass ich viel früher die Stopptaste drücken, denn ich bin extrem harmoniebedürftig. Wenn es zum Streit kam, dachte ich immer: Jetzt lass die Diva mal Diva sein. Ich habe mich stets zurückgenommen, das war der große Fehler!

„Ich habe mich stets zurückgenommen, das war der große Fehler!“

dagmar und Ivo von Renner

Die Haltung zum Leben stimmt überein: Das Ehepaar hat die Höhen und Tiefen des Lebens gemeistert und sich als eingespieltes Team etabliert

Was ist in deinen Augen das Geheimnis einer langen Beziehung?

Die Haltung zum Leben, die Einstellung, die Werte – sie müssen übereinstimmen. Sonst hat man keine Basis. Ich könnte mit niemandem zusammen sein, der die AfD wählt, vielleicht sogar schon nicht mit einem CDUler. Die Temperamente können jedoch vollkommen konträr sein und auch die Leidenschaften oder die Hobbys. Ja, sogar die Lebensstile können konträr sein – das kann sich sogar bestenfalls ergänzen. Aber die Haltung zum Leben muss passen, sowie der gegenseitige Respekt und der grundsätzliche Respekt gegenüber dem Leben.

Wie geht es jetzt bei euch weiter? 

Nachdem es mit der Werbung so bergab gegangen war, haben wir uns wieder auf das Wesentliche konzentriert: die Kunst. Wir starteten Fotoworkshops und entwickelten zusätzlich ein Seminar, bei dem die Kamera das Werkzeug für Persönlichkeitsentwicklung und Teambildung ist. Im Zuge dessen stellte sich plötzlich heraus, dass ich bei der Konzeptionierung nun die wichtigste Person bin, da ich mein ganzes Leben einbringen kann. Denn bei den Seminaren ist die emotionale Komponente sehr wichtig! Wir waren bislang auch sehr erfolgreich. Aber Corona sorgte indessen erstmal für einen scharfen Einschnitt. Dennoch habe ich überhaupt keine Existenzängste mehr.

Das heißt, du bist jetzt nicht mehr ausschließlich die Managerin, sondern trittst auch selber auf?

Gerade öffne ich mich mehr und mehr und gehe mit meiner Geschichte und meiner Philosophie an die Öffentlichkeit, da ich gemerkt habe, dass ich für Frauen ein echtes Vorbild sein kann. Etwa bei Themen wie: Wie wird meine Beziehung im Alter? Was ist mein Style? Und das freut mich natürlich! Es macht mich glücklich, dass ich mit meinem Erfahrungsschatz Reaktionen auslösen und somit vielen helfen kann. Ich könnte theoretisch auch eine persönliche Beratung anbieten. Denn ich kann unglaublich gut im Zuhören. Ich habe vielerlei Ideen, und wir sind ja noch jung. Da kann noch so viel kommen!

Genau diese Einstellung feiern wir bei HEYDAY und wollen mit dieser Haltung unsere Leserinnen inspirieren und ihnen Mut machen. Veränderungen sind toll und man ist niemals zu alt…

Man ist so alt, wie man sich fühlt. Also ich fühle mich natürlich auch nicht wie 69 – ich fühle mich definitiv wie irgendwas zwischen 30 und 50. Alter ist vollkommen unwichtig und zum Glück immer weniger ein Thema.

Was schätzt du am Älterwerden? 

Das Vertrauen, das mit dem Alter stetig wächst. Inzwischen habe ich das hundertprozentige Vertrauen, dass für uns gesorgt ist. Es geschieht alles durch die Kraft der Gedanken. Mit dieser habe ich immer extrem gearbeitet, sei es durch Meditationen, in den Seminaren oder durch Bücher. Inzwischen habe ich so viele Beweise dafür, im Positiven wie im Negativen, dass ich weiß: Mit den Gedanken kann man alles erreichen!

„Inzwischen habe ich so viele Beweise dafür, im Positiven wie im Negativen, dass ich weiß: Mit den Gedanken kann man alles erreichen!“

Danke für dieses ehrliche und inspirierende Gespräch!


Mehr über Dagmar von Renner erfahren…

Dagmar auf dem Women’s Hub Day in Hamburg
Foto: Nicole Malonnek

Dagmar von Renner ist im Sauerland geboren und aufgewachsen. Sie managt ihren Mann, den Fotografen Ivo von Renner. Seit 2018 gestaltet sie gemeinsam mit ihm Seminare mit dem Schwerpunkt Perspektivenwechsel und steht seither selbst im Vordergrund. Kürzlich hat Dagmar ihre eigene Webseite gelauncht und zudem könnt ihr euch von ihrem Instagram-Account inspirieren lassen.

Übrigens: Auch als Model macht Dagmar eine gute Figur – nicht nur vor der Kamera ihres Mannes, sondern z. B. auch im Rahmen eines Mode-Shootings für das Label Frisch. Den HEYDAY-Bericht darüber findet ihr HIER.


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