Mid-Love-Crisis

Ach, könnte man doch mit Liebeskummer mal schnell zum Arzt gehen, wie bei einer Magenverstimmung! – Kein Problem, für schmerzende Herzen gibt es die Liebeskummerpraxis der Diplom-Psychologin Silvia Fauck. Also Tränen trocknen und einfach mal ausprobieren? HEYDAY fragte nach …

Spaß beiseite – wir alle wissen, dass Liebeskummer eine ernste, wirklich das gesamte Dasein eines Menschen konsumierende Befindlichkeit sein kann. Er kann weitaus heftiger schmerzen als ein physische Verletzung und sich sehr viel länger hinziehen. Das muss aber nicht bedeuten, dass man sich im Falle des Falles keine Hilfe suchen kann.

Silvia Fauck kann ein Lied davon singen – und entschloss sich daher, anderen Menschen als Liebeskummer-Expertin und Beziehungsberaterin Hilfestellung in der Not anzubieten. Sie hob 2004 ihre Liebeskummerpraxis aus der Taufe, die heute in Berlin ansässig ist.
Jetzt hat sie ein Buch über ihre Erfahrungen mit liebskranken Menschen in der Lebensmitte geschrieben. In Mid-Love-Crisis gibt sie „Beziehungstipps für Fortgeschrittene“. Sie weiß, was sich zwischen Frauen und Männern in einer Langzeit-Beziehung verändert wenn wir älter werden, was alles falsch laufen kann, und wie man Beziehungsfallen vermeidet. Ihre Praxis-Erkenntnisse zeigen auf, wie es gelingen kann, mit dem Partner glücklich zu werden und auch zu bleiben.

All dies hat HEYDAY neugierig gemacht. In Berlin sprachen wir mit Silvia Fauck über ihren Alltag in der Liebeskummerpraxis, ihre gesammelten Erkenntnisse und ihr neues Buch.

HEYDAY: Dein eigener jahrelanger Herzschmerz hat dich zu der Entscheidung gebracht, eine Praxis für Liebeskummer zu eröffnen …

Silvia Fauck: Schon vor meinem Liebeskummer hatte ich in Hamburg an der Paracelsus Schule einen Kurs als psychologische Beraterin absolviert und 2001 eine Praxis für alltägliche Lebenskrisen eröffnet. Dann wurde ich 2003 von meinem Partner verlassen und entschied mich ein Jahr später, mich auf das Thema Liebeskummer zu spezialisieren. Die Praxis wurde unbenannt in Liebeskummerpraxis. Später habe ich mein erarbeitetes Konzept als Silvia Fauck Liebeskummerpraxis schützen lassen.

Worauf liegt der Fokus in deiner Praxis?

Es kommen Menschen, die frisch verlassen wurden. Menschen, die sich während einer Beziehung „versehentlich“ verliebt haben und ratlos gegenüber ihren Gefühlen sind. Alle möglichen Partnerprobleme landen hier in der Praxis. Einsamkeit. Und natürlich Alltägliches wie zum Bespiel Ärger mit Kindern, Schwiegereltern, Jobfragen etc.

Du bist jetzt sozusagen Expertin in Sachen Liebeskummer. Was zeigt Dir deine Arbeit mit gebrochenen Herzen und hoffnungslosen Klienten?

Liebeskummer ist sehr umfassend und kann schwere gesundheitliche Probleme auslösen. Von psychologischen Problemen ganz abgesehen. Man muss sehr viel Geduld mit sich selbst haben, um aus dem Tief herauszukommen. Trauerarbeit ist sehr anstrengend, aber extrem wichtig. Ansonsten wird man vom Kummer immer wieder eingeholt. Gespräche mit der Familie und Freunden drehen sich oft nur im Kreis. Daher ist ein wertfreier Berater sehr hilfreich für die Verarbeitung. Natürlich ist es ein wunderbares Gefühl, den Klienten helfen zu können.

Viele versuchen im Nachhinein, gescheiterte Beziehungen schlecht zu reden, damit ein Gefühl der Besserung eintritt, und zerstören auf diese Weise schöne Erinnerungen an den Partner. Wie versuchst du deinen Patienten zu helfen?

Immer erst einmal zurück an den Anfang denken, da war mit dem Blick durch die rosarote Brille noch alles super. Dann tritt der Alltag ein, und Probleme tauchen auf. Das ist völlig normal. Da hat nicht der eine oder andere Schuld. Schuldzuweisungen müssen aufgearbeitet werden. Ich gehe mit meinen Klienten das Thema durch, mache Übungen schriftlicher Art – und wir reden, reden, reden, das ist mega wichtig. Für meine Praxis habe ich ein eigenes Kartenspiel entworfen, damit werden Fragen gelöst – und der Klient sieht klarer! Außerdem gebe ich Tipps und Ratschläge zur individuellen Situation jedes Paares.


Tipps, Tricks, Einsichten und weise Ratschläge rund um den Liebeskummer – anhand von vielen Fallbeispielen aus ihrer Liebeskummerpraxis leistet Diplom-Psychologin Silvia Fauck Hilfestellung zur Festigung von langjährigen Beziehungen. Ihr neuer Ratgeber Mid-Love-Crisis ist online direkt beim Piper Verlag und natürlich auch im gut sortierten Buchhandel erhältlich.


Gibt es auch Spannungen in Beziehungen, weil ein Partner denkt: „Ich habe etwas verpasst“ oder „Vielleicht gibt es ja noch etwas Besseres“?

Das ist ein großes Thema unserer Zeit. Man will sich nicht mehr festlegen, ist stets auf
der Suche nach etwas Besserem. Das hat uns das Internet eingebrockt.

Meist führen erst radikale Schnitte wie eine Trennung oder Scheidung im Leben dazu, einen Neuanfang zu wagen, oder Veränderungen vorzunehmen. Warum raffen wir uns nicht dazu auf, gemeinsam mit unserem Partner etwas zu verändern, bevor es zu spät ist?

Es liegt oft daran, dass meist ist nur einer der beiden Partner zu einer Veränderung bereit ist. Und es fehlt fast immer an der Kommunikation. Die Ehe – oder eine dauerhalfte Partnerschaft – lebt von der Kommunikation. Das hat schon Dr. Jessica Griffin, eine berühmte Therapeutin aus den USA, erkannt.

Hauptsache knackig-jung – so heißt es heute. Anti-Aging hier, Botox da, ein neuer Porsche und abends durch die Kneipen ziehen – das sind Maßnahmen, die Frauen wie Männer ergreifen, um sich jugendlich und somit attraktiv zu fühlen. Wie stehst Du zum Jugendwahn?

Ich lehne den Jugendwahn natürlich ab. Aber diese Klientel landet auch nur ganz selten bei mir in der Praxis. Meist handelt es sich dabei um eine klassische Midlife Crisis, die Krise in der Mitte des Lebens. Männer brauchen dann eine junge Geliebte und einen Porsche. Frauen entdecken plötzlich Yoga oder eine andere Art von Selbstverwirklichung.

Dein Tipp bei akutem Herzschmerz, oder wenn man merkt, dass man in einer Beziehung nicht mehr glücklich ist?

Reden, reden, reden! In der Not Hilfe von außen holen. Zu einem Coach oder Berater gehen – das bringt Aufklärung.

Was ist der größte Fehler, den man im Zuge einer Trennung machen kann?

Man kann ganz viel falsch machen. Um das konkret zu beantworten muss man die persönliche Geschichte der Partner kennen, denn die zwischenmenschliche Dynamik eines jeden Paares ist einzigartig. Da helfen dann auch nur individuell angepasste Ratschläge und Tipps.

Worauf kann man nach dem elenden Herzschmerz hoffen?

Natürlich wird es mit der Zeit wieder leichter, auch mal glücklich zu sein. Man lernt aus dem Kummer, sich besser zu schützen und in Zukunft zu vermeiden, für einen Partner sein eigenes Leben aufzugeben. Sich selber wieder wichtig nehmen, so lautet hier die Devise.

Wann würdest du empfehlen, direkt Deine Praxis aufzusuchen, und wann reicht ein Blick in Dein Buch?

Meine Faustregel ist: Wer sechs Wochen lang nicht essen und nicht schlafen kann, der muss sich Unterstützung von außen holen. Nicht Mama oder Papa, nicht die Freunde, sondern sich einem wertfreien Berater anvertrauen – das bringt Klärung und beendet den akuten Liebeskummer.


Über Silvia Fauck

Silvia Fauck, Jahrgang 1953, ist eine sehr erfahrene psychologische Beraterin, Coach, Buchautorin, Mediatorin und Medienexpertin. Nach ihrer Ausbildung an der Paracelsus Schule Hamburg eröffnete sie im März 2001 eine Praxis in der Hansestadt, 2006 zog die Liebeskummerpraxis nach Berlin. Inzwischen hat sie 50 Partnerpraxen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Sie ist bekannt als Autorin sowie durch zahlreiche Radiobeiträge und Fernsehauftritte, unter anderem ist sie die ausgewiesene Expertin in Sachen Beziehungsfragen beim Privatsender RTL. Informationen zum Beratungsangebot in der Liebeskummerpraxis gibt es HIER.


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