Schnelllebigkeit und Überproduktion finden wir nicht nur beim Essen und in der Mode. Auch in der Kosmetikindustrie wird immer schneller und günstiger produziert. Warum wir unbedingt auf Fast-Beauty verzichten und stattdessen auf nachhaltige und faire Marken setzen sollten …
Fast-Beauty – das gleiche Phänomen und Problem wie in der Mode auch: billige, auf Masse produzierte Kosmetikprodukte mit oft zweifelhaften Inhaltsstoffen und unter undurchsichtigen Umständen hergestellt. Getarnt als vermeintliche Schnäppchen suggerieren uns diese Produkte, dass wir sie unbedingt brauchen. Auch wenn der Badezimmerschrank überquillt, weil wir zig verschiedene Cremes und die selben Nagellackfarben in zehnfacher Ausführung besitzen. Genau diesen Ton brauche ich noch! Dabei muss uns klar sein, dass Produkte, die wir ohne nachzudenken für wenig Geld kaufen, sicherlich nicht zur langen Verwendung gedacht sind. Schließlich müssen sie möglichst kostengünstig hergestellt werden. Wie bei Fast-Fashion geht es bei Fast-Beauty schlicht und ergreifend um schnellen Konsum. Auf Kosten der Umwelt, der Tiere und unserer Gesundheit.
Ein wichtiger Punkt, der Fragen aufwirft, ist die Herstellung. Wie in der Mode auch sind weder die Arbeitsbedingungen, noch die Produktionsorte Themen, über die gesprochen wird. Der Account Estée Laundry (@esteelaundry) hat sich zum Ziel gesetzt, Missstände in der Beauty-Industrie aufzudecken und auf Instagram publik zu machen. Die Themen reichen von Plagiatsfällen und gefakten Produkt-Reviews von Konsumenten über grenzwertige Werbestrategien bis hin zu Mobbing von Angestellten. Geschützt von der Anonymität des Internets berichten Menschen aus aller Welt von ihren Erfahrungen und Erlebnissen. Das Feedback zeigt, dass es noch viel zu tun gibt, was Transparenz, Aufrichtigkeit und Nachhaltigkeit in der Kosmetikbranche angeht.
NACHHALTIGE NAGELLACKE VON KESTER BLACK
Obwohl der globale Trend in Richtung tierversuchsfrei geht – in der EU darf seit 2013 keine an Tieren getestete Kosmetik mehr verkauft werden – gibt es Schlupflöcher. So sind in 80 Prozent der Länder weltweit immer noch grausame Tierversuche erlaubt. In China waren sie bis vor kurzem sogar rechtlich vorgeschrieben, ausnahmslos. Aktuell verlangt die chinesische Regierung für jedes importierte Produkt Tierversuche. Das heißt, wenn eine europäische Firma auf dem chinesischen Markt verkaufen möchte, muss sie sich beugen. Die Produkte dürfen dann nicht nur dort, sondern auch bei uns vertrieben werden. Auch wenn eine Firma von sich behauptet, keine Tierversuche durchzuführen, kann sie diese bei einem ausländischem Unternehmen in Auftrag geben.
Ein weiteres Schlupfloch ist, dass sich das EU-Verbot nur auf Inhaltsstoffe bezieht, die ausschließlich in Kosmetika verwendet werden. Doch viele Substanzen werden auch in anderen Produkten wie Medikamenten, Haushaltsreinigern und Wandfarben eingesetzt. Schon ist die Hintertür offen. Eine aktuelle Negativ-Liste mit Unternehmen, die Tierversuche durchführen, findet man auf den Webseiten von PETA, Beauty-without-bunnies oder Kosmetik-ohne-tierversuche.de. Denn Tierversuche für unsere Schönheit sind absolut indiskutabel und ethisch nicht vertretbar.
LIMITIERTE LIDSCHATTEN VON CHANTECAILLE UNTERSTÜTZEN VOM AUSSTERBEN BEDROHTE TIERE
„Es geht schlicht und ergreifend um schnellen Konsum – und zwar auf Kosten der Umwelt, der Tiere und unserer Gesundheit.„
„Bei Natural Spirits haben wir uns vom Blick in eine weite Landschaft leiten lassen, von einer tiefen Verbundenheit mit der Erde“
Jana Hofmann, Produktmanagerin Dr. Hauschka
Die Kosmetikindustrie schwimmt gerade auf einer grünen Welle. Doch die Firmen, die mitschwimmen, sind nicht immer ehrlich. Viele Konzerne betreiben Greenwashing. Um auf den Zug aufzuspringen, bezeichnen sie ihre Produkte als „clean“, „organic“, „bio“ oder „rein pflanzlich“, werben mit natürlichen Inhaltsstoffen wie Avocado oder Aloe Vera und versprechen Unmögliches. Sie gaukeln uns vor, ihre Produkte seien zweifellos natürlich und besonders gesund. Zwar dürfen Verbraucher laut Gesetz nicht getäuscht werden, doch leider sind Begriffe wie „bio“ nicht geschützt. Oft haben diese Cremes und Duschgele wenig mit Naturkosmetik gemein. Im Gegenteil: Sie können uns sogar schaden.
Aber mal ehrlich: Kann ein Lippenstift für einen Euro nachhaltig sein? Wenn wir wüssten, was in den Cremes und Make-up-Produkten, die wir täglich auf unsere Haut auftragen, wirklich steckt, würden wir wahrscheinlich die Finger davon lassen. Viele Beautyprodukte enthalten z. B. umweltschädliches Mikroplastik, das für den Verbraucher kaum zu identifizieren ist. Hinzu kommen andere bedenkliche Inhaltsstoffe wie Weichmacher, Silikone, synthetische Duftstoffe oder Mineralöle. Sie können die Haut austrocknen, Gifte im Organismus ablagern und Allergien und Krankheiten auslösen. Diese Substanzen stehen besonders im Verdacht, unserer Gesundheit zu schaden:
HERBSTFARBEN AUF NATÜRLICHER BASIS VON LAVERA
TENSIDE Sie sind vielseitig einsetzbar und überall zu finden. Tenside können sowohl säubern und Schaum erzeugen, sowie als Emulgatoren wirken und Stoffe miteinander vermischen. Einige von ihnen, die sogenannten PEG-Derivate, sind sehr agressiv und gelten als allergieauslösend. Sie trocknen die Haut aus, so dass die natürliche Schutzfunktion geschwächt wird und Schadstoffe leichter eindringen können. Außerdem werden PEGs häufig aus Erdöl-Derivaten hergestellt, die als krebserregenden gelten.
PARABENE Man findet sie in nahezu allen Kosmetikprodukten, von Zahnpasta bis Shampoo. Überall dort, wo Konservierungsmittel gebraucht werden. Parabene sollen verhindern, dass Kosmetika von Keimen befallen werden. Allerdings konnten Wissenschaftler bei einigen Parabenen eine erhöhte hormonelle Aktivität nachweisen. Insbesondere, da sie über die Haut leicht aufgenommen werden können. Außerdem werden sie in Verbindung mit Burstkrebs gebracht. Die Forschungen sind aber noch nicht soweit, die Auswirkungen abzuschätzen.
WEICHMACHER Dass Weichmacher, insbesondere Phthalate, schädlich sind, ist bekannt. Deswegen sind sie mittlerweile in Kinderspielzeug und Babyartikeln verboten. Um Zahnpastatuben oder Flaschen biegsam zu machen, werden Kunststoffen Weichmacher zugesetzt. Aber auch in Beautyprodukten wie Deos, Nagellack oder Cremes werden sie eingesetzt, um deren Konsistenz weicher zu machen. Weichmacher aus Parfüms werden über die Haut aufgenommen wird und gelangen in relevanten Mengen in den menschlichen Körper, wo sie hormonell wirksam sind. Weichmacher werden mit ADHS, verfrühter Pubertät, Diabetes, Fruchtbarkeitsstörungen und sogar mit Krebs in Verbindung gebracht.
SILIKONE Sie sind umstritten. Und das zu Recht. Silikone sind synthetisch hergestellte Polymere, die aus Kunststoffen hergestellt werden. Und zwar extrem günstig. Sie legen sich wie ein Film auf die Haut und um jedes einzelne Haar und sorgen so für für glänzende Haare und faltenfreie Haut. Doch der Pflegeeffekt ist nur vorgetäuscht. Die dauerhafte Silikonschicht quillt die Haut auf und verhindert, dass Vitamine, Mineralstoffe und Antioxidantien wirken können. Sind die Schutzmechanismen der Haut gestört, kann es zu Hautirritationen kommen. Außerdem sind Silikone biologisch schwer abbaubar und gelangen über den Abfluss in unser Grundwasser.
DUFTSTOFFE Klar, Kosmetik soll gut riechen. Doch leider haben viele Duftstoffe ihre Schattenseiten: Kontaktallergien, Schwellungen, Reizungen der Haut oder der Atemwege. Außerdem sind sie von der Umwelt nur schwer abbaubar und reichern sich im Körper an. Vor allem synthetische Duftkomponenten können zusammen mit anderen Stoffen zu gefährlichen Mischungen werden. Lediglich 26 Duftstoffe mit besonders hohem Allergiepotenzial müssen mit ihrem INCI-Namen (Internationale Nomenklatur für kosmetische Inhaltsstoffe) auf der Verpackung genannt werden. Produkte, die wieder abgewaschen werden, müssen erst deklariert werden, wenn die Konzentration der bedenklichen Duftstoffe mehr als 0,01 Prozent beträgt. Bei Lotionen, Make-ups, Sonnencremes und Deos, die auf der Haut verbleiben, muss der Duftstoff bereits ab einer Konzentration von mehr als 0,001 Prozent angegeben werden.
MINERALÖLE Ähnlich wie Benzin oder Diesel werden sie aus Erdöl gewonnen, zig mal gefiltert und raffiniert. Im Gegensatz zu pflanzlichen Ölen ist Mineralöl wie Paraffin oder Vaseline nicht nur besonders günstig, sondern auch lange haltbar. Die Gefahr: Mineralöle legen eine Art undurchdringbaren Film auf die Hautoberfläche. So können wichtige Nährstoffe nicht mehr in die Haut dringen. Darunter können sich Bakterien und Keime besonders gut vermehren. Einige Teste ergaben, dass aromatische Kohlenwasserstoffe, kurz MOAH (Mineral Oil Aromatic Hydrocarbons) krebserregend und erbgutverändernd sind. Darum sollten sie nicht in den Körper gelangen.
MIKROPLASTIK Die winzig kleinen Plastikteilchen sind eines der größten Umweltprobleme unserer Zeit und gelten als die unsichtbare Gefahr. Diese synthetischen Polymere gibt es in unterschiedlichen Formen. Viele Hersteller verwenden zwar keine festen Partikel mehr, wie z. B. für Peelings, dafür aber flüssige oder gelartige Mischungen, die in Haarsprays für Halt und in Cremes für eine geschmeidige Konsistenz sorgen. Oder sie dienen schlicht als günstiges Füllmittel. Die Folgen von flüssigen Kunststoffen für den Menschen sind noch relativ unerforscht. Toxikologen warnen, dass es zu Zellwachstumsveränderungen kommen könnte. Vor allem aber schaden die Tonnen von Mikroplastik unserer Umwelt und den Tieren. Im Endeffekt dem ganzen Ökosystem und somit auch uns.
MODERNE NATURKOSMETIK OHNE ÖKO-TOUCH: UND GRETEL
„Wenn wir wüssten, was in den Cremes und Make-up-Produkten, die wir täglich auf unsere Haut auftragen, wirklich steckt, würden wir wahrscheinlich die Finger davon lassen. „
CHEMIEFREIE HAUTPFLEGE- UND MAKE-UP-SERIE RMS BEAUTY VON VISAGISTIN ROSE-MARIE SWIFT
Doch was können wir tun? Es ist wie in allen anderen Bereichen auch: Wir müssen unser Bewusstsein schärfen. Das heißt: Wir müssen genauer hinschauen und uns die Zeit nehmen, Konsumartikel zu hinterfragen. Woher kommen meine Produkte? Wer stellt sie her? Was enthalten sie? Wen unterstütze ich mit meinem Kauf? Benötige ich wirklich 20 rote Nagellacke? Slogans wie „Geiz ist geil“ scheinen ausgedient zu haben. Laut einer Studie der Markt- und Mediaforschungsabteilung von GroupM, empfinden über 50 Prozent der Deutschen Werbung mit grünen Botschaften als positiv und möchten ihre Lebensgewohnheiten dementsprechend nachhaltiger gestalten.
Eine Möglichkeit ist die CodecheckApp, die sich als digitaler Einkaufsberater bewährt hat. Mit der Smartphone-Kamera scannt die App den Barcode von Kosmetik und Lebensmitteln und entlarvt so Produkte mit schädlichen Inhaltsstoffen. Nach EU-Recht müssen alle Bestandteile von Pflege- und Kosmetikprodukten in einer bestimmten Reihenfolge und Form auf dem Produkt selbst oder auf der Verpackung auflistet werden. Diese einheitliche Kennzeichnung erfolgt gemäß der INCI-Richtlinie. Welche Stoffe als bedenklich oder gesundheitsgefährdend eingestuft werden, findet ihr auf der INCI-Liste.
Bei Beautyprodukten lohnt es sich, auf natürliche Alternativen umzustellen. Denn über unsere Haut können bedenkliche Zusatzstoffe, zu denen es kaum Langzeitstudien gibt, in unsere Körper gelangen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Labels, halten sich zertifizierte Naturkosmetikmarken an gewisse Richtlinien und sind ihren Kunden gegenüber transparent. Damit Verbraucher „echte“ Naturkosmetik von Möchtegern-Produkten unterscheiden können, gibt es folgende, vertrauenswürdige Naturkosmetiksiegel: NATRUE, BDIH, ECOCERT, DEMETER und VEGAN. Somit ist Naturkosmetik nicht nur gesünder, sondern auch umweltschonender und fairer zu Mensch und Tier.
„Ich versuche, genauer hinzuschauen und kaufe weniger als vor Jahren. In meinen Beruf als Make-up-Artistin arbeite ich lieber mit einem kleineren Sortiment, dafür aber ausschließlich mit Produkten von guter Qualität. Das bedeutet manchmal auch mehr Geld auszugeben. Wenn mir etwas unklar ist, frage ich bei den Firmen nach.“
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