Luxusparfüms nachhaltig produzieren und damit Frauen in Marokko zu einem besseren Leben verhelfen? Amy Christiansen Si-Ahmed, Gründerin des Duftlabels Sana Jardin, hat einen Weg gefunden
Ihr Engagement für die Gleichberechtigung der Frau und ihren ausgeprägten Pionier-Geist hat Amy Christiansen Si-Ahmed von ihrer Großmutter Mary Pomeroy – eine Visionärin, die bereits in den 60er Jahren Frauen unterstützte und die Organisation United States Delegation for Friendship Among Women gründete. Amy Christiansen Si-Ahmed begleitete ihre Großmutter und später ihre Mutter auf ihren Reisen um die Welt und studierte schließlich selbst Sozialarbeit.
Nach 20 Jahren des Wirkens in New York, London und dem Nahen Osten gründete Amy vor zwei Jahren das Duftlabel Sana Jardin – das erste Dufthaus der Welt, das durch die Herstellung seiner hochwertigen Parfums ausgewählte Frauenkooperativen unterstützt. 2018 wurde die Amerikanerin für ihre sozialbewusste Herangehensweise an die profitorientierte Parfumproduktion mit dem renommierten Eco Beauty Award ausgezeichnet.
HEYDAY sprach mit der sozial engagierten Entrepreneurin über ihre Inspiration, ihre Arbeit in Marocco, die Hilfe zur Selbsthilfe und ihre Faszination für natürliche Aromen.
Vom sozialen Bereich ins knallharte Parfum-Business – unterschiedlicher könnten zwei Jobs kaum sein. Wie kam es zur Gründung deines Labels Sana Jardin?
Meine langjährige Arbeit mit Familien, Frauen, Kindern und alten Menschen hat mich sehr erfüllt. Das ist meine Passion. Schon als Kind wollte ich bedürftigen Menschen helfen. Ich habe viel im Ausland gelebt, vor allem Marokko hat es mir angetan. Die exotischen Gerüche dort haben mich sehr fasziniert. Ich fühlte mich von den reinen, natürlichen Düften angezogen, denen ich auf meinen Reisen um die Welt in den Gärten, Tempeln und Palästen begegnete. Dann habe ich festgestellt, dass es die Frauen sind, die die harte Arbeit bei der Parfumherstellung leisten. So war die Idee geboren. Jetzt kann ich meine Erfahrung im sozialen Bereich mit meiner Leidenschaft für Parfums verbinden und gehe dabei einen völlig neuen Weg. Denn Luxusunternehmen haben eine enorme Macht und sollten diese nutzen, um den sozialen Wandel voranzutreiben.
Wie sieht diese neue Herangehensweise im Detail aus?
Wir setzen sozusagen auf Hilfe zur Selbsthilfe. Denn meiner Meinung nach sind es nicht die Wohltätigkeitsprojekte, die etwas verändern werden, sondern der Handel selbst. Da muss sich etwas ändern. Bei Sana Jardin bieten wir den Blütenpflückerinnen in Marokko die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben. Dazu gehören transparente, nachhaltige Geschäftspraktiken wie Abfallreduzierung und die Stärkung unternehmerischer Fähigkeiten. Im Zuge dessen haben wir die Beyond Sustainability-Bewegung ins Leben gerufen. Traditionell werden bei der Ernte von Rosen-, Jasmin- und Orangenblüten die Arbeiterinnen nur kurzfristig beschäftigt und dafür auch noch sehr schlecht bezahlt. Für die Zeit zwischen den Ernten gibt es kaum Alternativen. Darüber hinaus landen nach der Ernte und Destillation der ätherischen Öle jährlich 900 Tonnen Orangenblüten auf dem Müll. Ein unglaubliche Verschwendung. Wir bringen den Frauen bei, wie sie aus den Abfällen Duftkerzen oder Orangenblütenwasser herstellen können. Den Erlös dieser Produkte können sie zu 100 Prozent behalten. Dadurch stärken die Frauen ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit.
Inwiefern hat dich die Arbeit deiner Großmutter beeinflusst?
Sie hat an die Macht von Frauenfreundschaften geglaubt und sich für die Kommunikation von Frauen auf der Welt eingesetzt. Das ist der Schlüssel. Kommunikation! Frauen müssen sich zusammenschließen und sich gegenseitig unterstützen. Ohne meine Freundinnen wäre ich nicht da, wo ich heute bin. Sie haben mir viele Türen geöffnet. Dafür bin ich sehr dankbar.
Du bist nicht nur das Gesicht hinter einem Label, sondern arbeitest wirklich mit den Frauen vor Ort. Wie reagieren die Frauen?
Das ist sehr schön und inspirierend. Bei den Besuchen vor Ort wird mir bewusst, dass wir alle so viel gemeinsam haben, obwohl wir so unterschiedlich sind. Die Frauen sind immer sehr warmherzig und dankbar, obwohl sie harte Arbeit leisten. Die Blüten werden ja per Hand gepflückt.
Aber es gibt doch sicher noch viel zu tun…
Klar, auf jeden Fall. Es ist noch ein weiter Weg. Doch es ist auch ermutigend, die Entwicklung dieser Frauen in Marokko zu begleiten. Das schönste für mich ist zu sehen, dass die Frauen den Wunsch haben, weiter zu wachsen und sich nicht unterkriegen lassen.
Was rätst du anderen Gründerinnen?
Heutzutage herrscht viel zu viel Konkurrenzdenken zwischen Frauen. Doch wir sollten uns vernetzen und gemeinsam Dinge verändern. Frauen sind von Natur aus so stark und clever. Wir müssen dieses Vorteile nur nutzen und an uns glauben. Das Wichtigste ist, keine Angst zu haben, gesehen zu werden und zu wachsen.
Das Duftgeschäft ist knallhart, vor allem für ein junges Nischenlabel. Wie gehst du als Unternehmerin mit dem Druck, Selbstzweifeln und Sorgen um?
Ohne gute zwischenmenschliche Beziehungen wäre ich verloren. Menschen, auf die ich mich verlassen kann, sind das Wichtigste für mich. Sie geben mir Selbstvertrauen und helfen mir aus Krisen heraus. Das fängt bei meinem Team an und hört bei meinen Freunden und meiner Familie auf. ich glaube daran, dass man Probleme produktiv lösen kann, wenn man ehrlich darüber spricht. Mir hilft es auch ungemein, mich mit anderen Gründerinnen zu unterhalten, die in ähnlichen Situationen sind oder waren.
Nicht nur die neue Art der Herstellung macht die Sana Jardin-Düfte so besonders …
All unsere sieben Eau de Parfums verströmen die exotischsten Düfte der Natur und wurden von dem berühmten Parfumeur Carlos Benaim kreiert. Jeder Duft nutzt die heilende Wirkung von Pflanzen und beinhaltet hochkonzentrierte, ätherische Öle von hoher Qualität. Im Gegensatz zu vielen Großkonzernen verzichten wir auf Weichmacher, künstliche Farbstoffe, Parabene und Formaldehyde. Auch Tierversuche sind tabu.
Was kann jeder von uns tun, um die Welt ein Stück besser zu machen?
Ich glaube, dass Empathie die Lösung ist. Wir sollten unseren Kindern beibringen, dass jeder Mensch etwas in der Welt bewirken kann. Wenn er es will. Egal welche Hautfarbe er hat und wo er herkommt. Wir sind alle miteinander verbunden. Wir alle haben die Fähigkeit, etwas zu ändern. Die Aufgabe, Erkenntnisse und Werte wie diese zu vermitteln sollten wir Eltern, Kindergärten und Schulen nahelegen.
Der Sana-Jardin-Liebling der HEYDAY-Redaktion
Sie sind inspirierend, faszinierend, facettenreich und tragen poetische Namen wie Tiger By Her Side, Sandalwood Temple oder Nubian Music: Alle sieben Eau de Parfums von Sana Jardin verströmen die exotischsten Düfte der Natur und wurden von IFF Master Parfumeur Carlos Benaim kreiert. Sie enthalten natürliche ätherische Öle vin höchster Qualität und keinerlei Weichmacher, künstliche Farbstoffe, Parabene oder Formaldehyde.
Wir haben mal geschnuppert und uns für die Duftkreation Berber Blond entschieden – eine blumige Komposition mit der Essenz von Orangenblüte, Bergamotte und Neroli.