Gechillt ins neue Lebensalter

Mitjam Kluka

Ungeschönt, ehrlich und ermutigend – so kommt der Ratgeber Das neue 40 der Autorinnen Leoni Hof und Priska Amstutz daher. Das gemeinsame Buchprojekt der Vollblutjournalistinnen ist ein Mutmacher in Sachen Älterwerden. Ihre erklärte Mission: Frauen, die mitten im Leben stehen, endlich in den Fokus rücken

Leoni Hof und Prisca Amstutz, die Autorinnen des Ratgebers „Das neue 40 – Alles kann, nichts muss”

Fotos: Mirjam Kluka

Die Journalistinnen Leoni Hof und Priska Amstutz feiern den neuen Lebensabschnitt ab 40

Noch nie war 40 zu sein so spannend wie heute. Besonders für Frauen ergeben sich gerade jetzt oftmals ganz neue Perspektiven – sei es beruflich, familiär oder auch körperlich. Jetzt kann frau sich nochmal neu erfinden! Mit ihrem Buch Das neue 40 – Alles kann, nichts muss laden uns die Schweizer Journalistinnen Priska Amstutz (44) und Leoni Hof (42) dazu ein, die 40 und alles, was danach kommt, nicht zu fürchten, sondern zu feiern! Die Autorinnen schreiben über Liebe, Freundschaft, Karriere- und Finanzplanung, über Mode, Gesundheit, körperliche und hormonelle Veränderungen, Beauty und Ernährung. Ehrliche Themen, die Frauen wirklich interessieren, und das auch gerne mal mit einem Augenzwinkern. Dazu haben sie etliche spannende Frauen befragt, die in Essays und Porträts ihre Einstellung, Inspiration und jede Menge Ideen weitergeben. Das Buch soll Mut machen und jeder Frau in dieser Lebensphase mitgeben: Das Beste kommt noch! HEYDAY hat mit Leoni Hof über das Buch gesprochen und gefragt, was dieses Alter so besonders macht.

HEYDAY: Liebe Leoni, woher kennen Priska und Du euch eigentlich?

Leoni Hof: Wir haben einige Zeit als Kolleginnen in einer Redaktion zusammengearbeitet, wir wussten also, worauf wir uns einlassen, als wir uns entschlossen, ein Buch zusammen zu schreiben.

Wie kam es zu der Idee für das Buch?

Priska trug sich schon eine ganze Weile mit dem Gedanken und fragte mich schließlich, ob ich Lust hätte dieses Projekt mit ihr zusammen zu realisieren. Ich habe direkt zugesagt, weil ich zum einen die Thematik so spannend fand und es zudem schon immer mein Wunsch war, ein Buch zu schreiben. Mit Priska konnte ich mir das gut vorstellen. Wir haben uns dann auch sofort ans Exposé gemacht. Durch meine Arbeit als Kulturredakteurin hatte ich schon eine Vorstellung, bei welchem Verlag unser Buch gut aufgehoben wäre. Schlussendlich hat es genau bei diesem auch mit dem Vertrag geklappt. Mit dem ersten Tag des Schweizer Lockdowns kam dann das Go. Das war ein ziemliches Wechselbad der Gefühle.

Wie kann man sich die Zusammenarbeit zu zweit an einem Buch vorstellen?

Im Nachhinein betrachtet ging das tatsächlich erstaunlich flott und reibungslos vonstatten. Die Pandemie hat die Arbeit allerdings schon erschwert. Wir konnten uns selten physisch treffen. Geholfen hat allerdings, dass wir beide eine genaue Vorstellung von dem hatten, was wir wollten, und dass uns ähnliche Themen interessieren. Viele der im Buch vorkommenden Gespräche führten wir digital. Trotz des Displays zwischen uns waren sie tief und innig. Dieses Buch entstand in einer besonderen, einer schwierigen Zeit. Vielleicht war uns gerade deshalb so wichtig, ein ermutigendes Zeichen zu setzen.

Gab es auch mal Reibereien? Und wenn ja, wie schafft man es trotzdem weiterhin gut zusammen zu arbeiten?

Tatsächlich gab es keine. In dieser sowieso schon anstrengenden Zeit – zwischen Job, Corona, Lockdown, Homeschooling – waren wir sehr fokussiert und haben einander vertraut. Wir hätten das Buch sonst gar nicht realisieren können. Es waren schlicht keine Kapazitäten für Reibereien übrig (lacht). Außerdem ergänzen wir uns gut und sind beide recht unkompliziert. Wir waren sehr auf die Sache konzentriert und hatten große Freude daran, unser Projekt voranzutreiben.

„Wir wollen mit unserem Buch nicht vermitteln, dass ab 40 alles eitel Sonnenschein ist, aber wir wollen Mut machen, auch mit schwierigen Themen Frieden zu schließen”

Um was geht es in Eurem Buch, welche Themen werden behandelt? Was war Euch wichtig?

Es geht darum, wie es heutzutage ist, 40 und älter zu sein. Um das ganze Panorama an Themen, das sich diesbezüglich eröffnet. Dabei sind wir von verschiedenen Lebensmodellen ausgegangen. In diesem Alter haben Frauen entweder keine Kinder, eines, zwei oder viele. Kleine Kinder oder welche, die gerade ausziehen. Einen Job, der sie erfüllt oder überhaupt nicht. Ebenso wollten wir das Thema der finanziellen Vorsorge und das der sexuellen Erfüllung nicht außer Acht lassen. Möglicherweise hat man da vorher nicht richtig hinsehen wollen – aber mit 40+, ist definitiv der Moment gekommen, in dem man dies tun sollte. Eventuell tauchen die ersten gesundheitlichen Probleme auf oder das Gefühl, die Partnerschaft neu überdenken zu müssen. Diese verschiedenen Facetten wollten wir aufzeigen und gleichzeitig vermitteln, wie viel noch möglich ist. Entstanden ist dabei nicht nur ein Buch der Themen, sondern eines der Begegnungen.

Priska Amstutz, Co-Autorin des Ratgebers „Das neue 40 – Alles kann, nichts muss”
Priska Amstutz, Co-Autorin des Ratgebers „Das neue 40 – Alles kann, nichts muss”

MIt der persönlichen Einstellung „Alles kann, nichts muss” schaut die Autorin Priska Amstütz entspannt in die Zukunft

Nach welchen Kriterien habt Ihr Eure Interview-Partnerinnen ausgesucht?

Das war eine subjektive Auswahl. Wir haben Frauen angefragt, die wir aus verschiedensten Gründen toll finden: weil sie Power verkörpern, sich nicht unterkriegen lassen, kontrovers sind oder ein spannendes Unternehmen aufbauten. Natürlich gibt es unzählige andere Frauen, die wir hätten befragen können. Anhand unserer Auswahl kann man sicherlich sehen, in welcher Bubble wir selbst so unterwegs sind. Außerdem haben wir mit Frauen gesprochen, die Expertinnen auf ihrem jeweiligen Gebiet sind – seien es Finanzen, Sex, Beziehungen oder Gesundheit. Wir wollten Themen behandeln, die uns selber umtreiben. Uns war es wichtig, dass die vorgestellten Frauen wahrhaftig sind, offen mit uns sprechen und uns so an ihren Erfahrungen teilhaben lassen.

Was wollt ihr mit dem Buch erreichen?

Wir wollen Frauen über 40 sichtbar machen. Mut zusprechen, unterhalten und inspirieren. Beim Schreiben stellte sich bei mir ein wahnsinnig tolles Gemeinschaftsgefühl ein. Ich fühlte mich den Frauen in meinem Alter sehr verbunden. Das ist es, was ich unter Empowerment verstehe: sich füreinander zu interessieren, ehrlich miteinander zu sein. Letztendlich treiben uns alle ja ähnliche Themen um. Diese offen anzusprechen und uns gegenseitig zu unterstützen macht uns allen das Leben leichter. Das würden wir gerne auch jüngeren Frauen mitgeben.

Was sind die Themen, die Frauen in diesem Alter besonders umtreiben?

Das sind eine ganze Menge, ein ganzer Strauß an Fragen: Kann ich noch mal was ganz anderes machen mit meinem Leben? Wo bleibe ich zwischen Job und Familie? Wie gehe ich damit um, dass meine Eltern plötzlich alt und auf Hilfe angewiesen sind? Wie kümmere ich mich um die finanzielle Vorsorge? Was kommt körperlich mit den Wechseljahren auf mich zu? Wie verändert sich mein Körper? Wie date ich, wenn ich das schon lange nicht mehr gemacht habe? Wie finde ich einen neuen Partner? Will ich das überhaupt – eine feste Partnerschaft? Will ich noch ein Kind? Oder lieber einen anderen Job? Was kommt da noch?

Was ist bei Frauen 40+ heute anders als früher, was ist unverändert geblieben?

Wir sind offener. Wir reden über die Wechseljahre, über unsere Lust oder das Fehlen davon. Das Bewusstsein, dass man gewohnte Wege doch noch mal verlassen kann, ist sicher stärker ausgeprägt. Dass wir selbst bestimmen, was sich gehört und was nicht. Wir sind nicht mehr so abhängig. Uns ist es nicht mehr so wichtig, es allen recht zu machen. Wir nehmen uns selbst wichtiger, als das Frauen vermutlich in vorherigen Generationen getan haben. Unverändert geblieben sind die Lebensfragen – nur wagen wir heute, diese auch zu stellen.

Leoni Hof, Co-Autorin des Ratgebers „Das neue 40 – Alles kann, nichts muss”

Seit 15 Jahren schreibt die Journalistin Leoni Hof über Menschen, die für etwas brennen. Sie liebt spannende Gesprächspartner und fesselnde Geschichten – und mit genau dieser Leidenschaft setzt sie sich für das aktuelle Buchprojekt mit dem Älterwerden auseinander.

Cover des Ratgebers „Das neue 40 – Alles kann, nichts muss”

Früher nahm man die Dinge vielleicht eher als gegeben hin. Heute hinterfragen wir stärker. Wir sind vernetzter, können uns umfassender informieren. Wir sind unabhängiger, sehen einen Ehemann (hoffentlich) nicht mehr als Altersabsicherung. Lassen uns bei der Gynäkologin nicht so einfach abspeisen. Nehmen die Dinge selbst in die Hand. Das Bewusstsein, dass vieles immer noch in Bewegung ist und wir vieles selbst steuern können, ist stärker ausgeprägt.

Gibt es immer noch Tabus, bzw. Klischees was Frauen ab 40 betrifft? „Dürfen” sie heute mehr als früher, kleiden sie sich anders? Und wie reagiert die Umwelt darauf?

„In ihrem Alter würde ich nicht mehr solch kurze Röcke tragen“, sowas hört man leider immer noch – und das meist von Frauen. Dennoch hat sich da etwas verändert. Als ältere Frau kann man beispielsweise einen jungen Partner haben. Hier kommt es aber stark darauf an, in welchen Kreisen man sich bewegt. Tendenziell gehen Frauen heute souveräner mit früheren Tabus um. Sie sind sich ihrer Freiheiten und ihres Einflusses bewusster. Leider funktioniert das nicht in allen Bereichen, so etwa auf dem Arbeitsmarkt. Da haben Mütter und ältere Menschen immer noch einen schweren Stand. Meiner Meinung nach wird der große Wert der Lebenserfahrung noch nicht angemessen geschätzt.

Authentisch und ehrlich: der Ratgeber für Frauen über 40 motiviert, öffnet neue Perspektiven und zeigt, dass man nie zu alt für Veränderung ist. Erhältlich ist der informative Ratgeber, der im Knesbeck-Verlag erschienen ist, HIER.

Altert frau heute anders, gehen Frauen heute selbstbewusster mit dem Altern um?

Das würde ich mir wünschen. Auf der einen Seite gibt es – vor allem auf Social Media – Bestrebungen, ältere Frauen sichtbar zu machen. Gleichzeitig sind wir einer Bilderflut an knitterfreien Gesichtern ausgesetzt. Jugendlich zu wirken ist angesagt. Ich persönlich finde es wunderbar, dass wir uns unsere Zornesfalten glätten lassen können. Genauso wunderbar ist es, das nicht für nötig zu erachten. Dieses „in Würde altern“ hat weder mit dem einen, noch mit dem anderen zu tun. Unser Äußeres ist nun mal das, was wir als erstes von einem Menschen wahrnehmen, das wird uns nie ganz egal sein, das ist auch gar nicht nötig. Es genügt schon, sich diesbezüglich eine gewisse Lässigkeit anzueignen.

Ich denke, dass man im Verlauf seines Lebens auf mehr achtet, als nur auf das Erscheinungsbild des Gegenübers. Langsam raus zu sein aus dem Reproduktionsrennen macht bestenfalls offener für die vielen anderen Facetten eines Menschen. Ja, ich glaube, dass Frauen heute das Älterwerden bewusster erleben. Dazu gehören auch Zipperlein und Verluste. Das Leben ist nun mal nicht schwarz oder weiss. Wir wollen mit unserem Buch nicht vermitteln, dass ab 40 alles eitel Sonnenschein ist, aber wir wollen Mut machen, auch mit schwierigen Themen Frieden zu schließen.

Gibt es heute mehr Frauen, die mit 40/50+ vielleicht nochmal einen Neustart wagen?

Sicher. Allein schon, weil wir finanziell unabhängiger sind und wir immer mehr Beispiele von Frauen in diesem Alter sehen, denen das geglückt ist.

Wir müssen weiter einfordern, was uns fehlt, und das laut und deutlich!”

Welche Dinge sind ab 40 schwieriger, welche leichter? Welche Vorteile hat es älter zu sein?

Zu den schwierigen Aspekten fallen mir zunächst mal körperliche Dinge ein. Da ist plötzlich ein Schmerz im Knie, der nicht mehr weggeht. Man springt morgens nicht mehr aus dem Bett, vor allem dann nicht, wenn man schlecht geschlafen hat. Der Körper verzeiht einem weniger. Das nervt. Bei mir schmerzen die ersten beiden Tage der Mens mehr als früher. Und ja, mich nervt, dass die Haut nicht mehr so fest ist, ich möchte auch keine grauen Haare. Ich finde es schade, dass ich mir nicht mehr lange überlegen kann, ob ich noch ein Kind bekommen möchte. Bedauerlicherweise werden mir einige Entscheidungen einfach abgenommen, ohne dass ich gefragt werde, und viele Unternehmen werden mich in wenigen Jahren, aufgrund meines Alters wahrscheinlich nicht mehr einstellen.

Gleichzeitig hat sich das Vertrauen gefestigt, dass die Dinge sich so entwickeln, wie es gut für mich ist. Weil ich immer eine Wahl habe, und sei es nur die, wie ich mit einer Situation umgehe. Diese grundsätzliche Entspanntheit sehe ich als grossen Vorteil des Älterwerdens. Ich halte heute besser aus, dass jemand eine andere Meinung hat als ich. Dass mein Gegenüber mir vielleicht nicht das geben kann, was ich möchte. Ohne die Schuld dafür bei mir zu suchen. Ich kenne mich heute selbst viel besser, weiss, warum ich wie reagiere, wo mich Angst oder doch ein cleveres Bauchgefühl ausbremst.

Sind Frauen mit 40+ heute mutiger?

Frauen waren schon immer mutig. Es gibt ja genug historische Beispiele von Frauen, die allein die Welt bereisten, Erfindungen in die Welt brachten, gegen Ungerechtigkeiten aufbegehrten. Heute feiern wir das nur mehr und das ist auch gut so. Wir können uns heute einfacher vernetzen und besser über Möglichkeiten austauschen, die uns in unserer Entwicklung voranbringen. Und erfreulicherweise wird uns immer bewusster, dass wir es verdient haben, glücklich zu sein.

Glaubt ihr, es findet gerade ein Umdenken im Umgang mit dem Altern statt, sind Frauen ab 40 heute anerkannter, sichtbarer, bzw. was muss geschehen, damit das so ist?

Durch Social Media sind wir tatsächlich sichtbarer. Ich erlebe diese Zeit gerade zudem als eine, in der sich Frauen auf verschiedenen Ebenen zusammentun. Ich bin mir sicher, dass sich dieses Umdenken fortführen wird, alles andere wäre nicht zeitgemäß. Dennoch geht es langsam und auch nicht in allen Bereichen gleich gut voran.
Was geschehen muss? Wir müssen weiter einfordern, was uns fehlt, und das laut und deutlich. Uns selbst immer wieder fragen: Stimmt das so für mich? Falls nicht, sollten wir den Mut haben, Dinge zu verändern. Dafür ist es nie zu spät.

Was hat der 40ste Geburtstag mit euch gemacht?

An diesem Tag haben wir beide unser Leben gefeiert, auf ganz unterschiedliche Art. Priska mit einem grossen Fest, ich auf Ibiza mit meiner Familie. Es war für uns beide ein besonderer Tag, einer, an den wir uns gern zurückerinnern. Wir hatten beide das Gefühl, dass wir mehr bekamen, als dass uns genommen wurde.

Wann hat sich die Einstellung „alles kann, nichts muss” bei euch eingestellt, seit wann lebt ihr das?

Für mich speist sich diese Erkenntnis aus verschiedenen Erfahrungen. Und für die musste ich eben erstmal älter werden. Ich habe schwierige Situationen erlebt und gemerkt, dass man diese überlebt. Ich habe ein Kind bekommen und gespürt, wie sich Gewissheiten plötzlich in Luft auflösen. Ich habe Menschen und meinen Job verloren. Nichtsdestotrotz geht es irgendwie weiter. Das Leben ist mal grausam und dann doch wieder sehr schön. Die meisten von uns haben das Glück, aus vielen Möglichkeiten wählen zu können, denn wir können unser Leben gestalten. Das sollten wir honorieren und danach leben.

Leoni Hof und Prisca Amstutz, die Autorinnen des Ratgebers „Das neue 40 – Alles kann, nichts muss”

Die Autorinnen schreiben über Liebe und Freundschaft, Karriere- und Finanzplanung, Mode und Stil – voller Inspiration und Ideen für die spannende Lebensphase ab Mitte 40.

Liebe Leoni, herzlichen Dank für das offene, interessante Gespräch.

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