Sonne, Mond & Sterne – der November-Neumond im Skorpion

HEYDAY-Sternguckerin Amélie Gebhard kommentiert die aktuell sehr sensible kosmische Großwetterlage: Was uns in Zukunft bevorsteht, ist nichts Geringeres als der Zerfall des bestehenden Systems. Genau jetzt müssen wir daher Entscheidungen fällen, sie konsequent umsetzen und als Vorbild unseren Platz in der Gesellschaft einnehmen – um unserer Verantwortung für die nachkommenden Generationen gerecht zu werden

Neumond am 1. November 2024 um 13:46 Uhr auf 9°35’ Skorpion

„Wer ständig glücklich sein möchte,
muss sich oft verändern“

Konfuzius

Wenn im Herbst die Bäume ihr Laub verlieren und die Temperaturen in unseren Breitengraden deutlich kühler werden, die Uhren auf Winterzeit umgestellt sind und der Tag im Dunkeln beginnt und endet, dann steht die Sonne bereits im tiefgründigen Skorpionzeichen. Mit der unermüdlichen Beharrlichkeit nach Wahrheit, der prinzipientreuen Opferbereitschaft und einer eindringlichen bis aggressiven Selbstüberwindung wird die Natur des Skorpion-Prinzips von den meisten missverstanden und als „too much“ bewertet, was natürlich einer sehr kurzweiligen Ignoranz gleichkommt, denn wer kann sich schon den „Stirb und Werde“-Prozessen des Lebens entziehen? Genau, niemand.

Skorpionzeit ist Krisenzeit, und die Kernkompetenz des Zeichens besteht darin, ein Krise als wichtiges Momentum eines größeren Wandlungsprozesses zu verstehen. Das Skorpionzeichen kann instinktiv den Verlust eines seelischen oder weltlichen Gleichgewichts als Häutung begreifen und versteht, dass dem aufsteigenden Phönix logischerweise der Schritt des zu Asche verfallenen Feuers vorausgehen muss. Der Begriff „Krise“ kann aktuell leider inflationär benutzt werden, denn egal, wohin man auch schaut, scheint die potenziell bestandsgefährdende Abweichung von der Normalität zum Alltag geworden zu sein: Ob innen- oder weltpolitisch, ob Rezession oder Klimakatastrophe, die Wahlen in den USA, die Kriegsherde in Nahost oder der Ukraine – überall wird der Krisenbegriff verwendet und vielen Menschen fällt es momentan schwer, bei all dem einen Silberstreif am Horizont zu finden.

Astrologisch gesehen macht der als Zuspitzung empfundene Status quo absolut Sinn. Der sechzehnjährige Ausflug von Pluto im Steinbock-Ländle neigt sich final dem Ende, am 19. November ist Schluß. In den nächsten zwei Wochen destilliert sich also alles, was wir als Steinbock-Lektionen haben lernen können (oder nicht lernen wollten), in neue Bestandteile. Die Zutaten bleiben die gleichen, aber das Ergebnis wird vollkommen unterschiedlich sein. Pluto im Steinbock, dem Erdzeichen, symbolisiert den Zusammenbruch einer alten Ordnung und Pluto im Wassermann, dem Luftzeichen, wird den neu geschaffenen Raum nutzen, um Innovationen in Gang zu bringen, die sich die meisten momentan noch überhaupt nicht vorstellen können.

Wie es sich in der Menschheitsgeschichte immer wiederholt hat, muss man damit rechnen, dass diejenigen, die in den alten Systemen Macht ausüben konnten, sich mit allen Mitteln dagegen wehren werden, diese loszulassen. Es ist also nachvollziehbar, dass es gerade an allen Ecken und Enden ächzt und sich wie ein Echo in den Nachrichten oder im persönlichen Umfeld wiederholt: „Wie lange dauert das noch? Wann ist jetzt mal gut? Was kommt noch?“
Um als Astrolog:in den Pluto-Transit in einen historischen Kontext zu setzen, schaut man nach, wann der Himmelskörper das letzte Mal an gleicher Stelle auf derselben Welle war. Und siehe da, das letzte Mal war Pluto vor ca. 250 Jahren im Wassermann, dem Zeitalter der Amerikanischen und Französischen Revolution und dem philosophischen Zeitalter der Aufklärung. Wer weiter in den Geschichtsbüchern zurückblättert, wird sehen, dass den Revolutionen jedoch (Bürger-)Kriege und Aufstände vorausgingen. Noch einmal zur Erinnerung: Pluto in Steinbock = der Zerfall eines bestehenden Systems.

Was für eine aufregende Zeit, in der wir leben! Wir sind live dabei, wie Geschichte geschrieben wird. Wir können erleben, wie neue Ideen von individueller Freiheit und Menschenrechten formuliert werden. Dies ist eine Riesenaufgabe, und die Verantwortung, es nicht zu versemmeln, wiegt schwer. Die aktuellen Bewegungen am Sternenhimmel sind also kompliziert und vielschichtig, alles andere zu behaupten wäre eine Lüge – die zur Skorpionzeit sowieso sehr kurze Beine hätte.

HINWEIS:
Genau deswegen gibt es für den aktuellen Neumond kein besseres Timing. Jedes Jahr zum Neumond im Skorpion fallen die Schleier der Illusionen. Die fixe Qualität des Skorpionzeichens verpflichtet sich einer Idee und möchte sich an die damit verbundenen Vorstellungen, Ziele und Menschen binden.
Welcher Idee möchtest Du Dich verpflichten? Gibt es ein gesellschaftliches Ideal, dem Du folgen willst? Was bedeutet Community für Dich? Das ist Deine „once in a lifetime“-Gelegenheit, genau jetzt Deine Entscheidungen konsequent umzusetzen und als Vorbild Deinen Platz in der Gesellschaft einzunehmen, um Deiner Verantwortung den nachkommenden Generationen gegenüber gerecht werden zu wollen. Ja, das klingt alles ziemlich ernst – doch glaube mir, das ist es auch.

Neumond im Skorpion im Trigon zu Saturn

Der Neumond im Skorpion fällt zeitgleich mit dem keltischen Samhain, dem westlich kommerzialisierten Halloween oder dem christlichen Allerheiligen zusammen. Alle Feste haben eins gemein: Der Schleier zwischen den Welten ist besonders dünn und das Tor zur Anderswelt weit geöffnet. In manchen Kulturen wird der Segen der Verstorbenen erbeten und an die eigenen Wurzeln gedacht. Der Glaube, dass die Seelen der Toten in einer bestimmten Nacht des Jahres nach Hause zurückkehren und besänftigt werden müssen, scheint uralten Ursprungs zu sein und findet sich in vielen Kulturen auf der ganzen Welt.

Der späte Herbst und vor allem der Monat November ist dem Skorpion zugeordnet. Das Ende der Erntezeit und der Anfang der dunklen Winterzeit erinnert daran, dass nur durch die Transformation der äußeren Gestalt neues Leben entstehen kann, was auch ein Leitmotiv des Skorpionzeichens ist. In dieser Jahreszeit kann man diesen Prozess besonders deutlich in der Natur beobachten. Nur wenn die alten Blätter abgeworfen werden, kann sich die Kraft im Inneren der Pflanze bündeln, um im Frühjahr neu auszutreiben. Der Beginn der kalten Jahreszeit läutet die Einkehr ins Innere ein, in die eigene Gedankenwelt. Symbolisch steht der Neumond für den Abschied von dem, was war, um ohne Ballast in die Zukunft blicken zu können.

Der Gang in die eigenen inneren Daseinstiefen bedeutet auch das Erkennen von Wünschen, Anteilen oder Motiven, die entweder bisher nicht bewusst ausgelebt oder aus dem Bewusstsein verdrängt wurden. Wenn sich das innere Skorpion-Prinzip der steten Erneuerung verweigert, erscheint vieles sinnlos und man spaziert von der einen in die nächste Krise. Der Skorpion lebt die Erkenntnis, den Tod zu überwinden, indem er Idealen dient, die über seine persönliche Existenz hinausgehen. Er hat die Gabe, sich mit hundertprozentiger Absolution auf etwas fokussieren zu können und somit seine Energie wie einen Laserstrahl zu bündeln. Dahinter steht die vom Skorpion erstrebenswert befundene Eigenschaft, Grenzen zu überschreiten oder sie transzendieren zu können.
Der Skorpion ist der Samurai unter den Sonnenzeichen und seine moralische Leitlinie lautet „Alles oder nichts“. Die Verbindung vom Neumond zu Saturn unterstützt Dich dabei, Entscheidungen zu treffen, die nicht nur mit Deinem moralischen Kompass, sondern auch mit Deiner Integrität im Einklang sind. Die Unvermeidbarkeit der eigenen Vergänglichkeit lässt Dich reifen und hilft Dir dabei zu verstehen, wie Deine tiefsten Wünsche und Bedürfnisse Deine Entscheidungen und Dein Verhalten bestimmen. Wie sieht die Version Deines zukünftigen Selbst aus? Zum Neumond kannst Du den Samen dafür in den kosmischen Nährboden setzen und ihm ab sofort beim Gedeihen zuschauen.

HINWEIS:
Zum Neumond im Skorpion bekommst Du die Gelegenheit, genau hinschauen zu können, welche Schattenanteile oder Ängste Dich bisher als fixe Idee fest im Griff hatten. Diese Mondphase birgt die große Chance, Dich davon zu befreien und Dich weiterzuentwickeln.
Der Skorpion-Vibe mag zwar unbequem sein, aber alles, was Dich momentan aus Deiner gewohnten Blase lockt, ist besonders gut. Je ehrlicher Du zu Dir selbst sein wirst, um so heilsamer kannst Du die aktuelle Zeitqualität erleben können.

Mars Opposition Pluto

Merkur Trigon Mars

Merkur Opposition Uranus

Die markanteste Konstellation zum Neumond bilden Mars und Pluto. Die beiden herrschen über das Skorpionzeichen und somit auch über diesen Neumond. Mars und Pluto befinden sich im Tierkreis momentan genau gegenüber voneinander auf dem 29. Grad ihres Zeichens. Das kann sich intensiv bis dramatisch anfühlen, von feindselig bis konfrontativ ist alles drin.

Pluto, der am 19. November in den Wassermann wechseln wird, zeigt nicht nur deutlich die dringenden Veränderungen, die anstehen, sondern auch die Konsequenzen, die entstehen, wenn man sich davor drücken möchte. Es kann gut sein, dass sich etwas zuspitzt und sich nicht weiter ignorieren lässt. Auf einen solchen Stressfaktor kann man unterschiedlich reagieren. Manche Menschen blühen in solchen Situationen regelrecht auf und verwandeln sich in eine Art Superman, der in Gefahrensituationen die Führung übernimmt und das Richtige zu tun vermag. Andere wiederum werden die Belastung dieses Stresstests unerträglich finden und ihre Willenskraft dazu nutzen, die Reißleine zu ziehen.

Womit auch immer Du in diesen Tagen herausgefordert wirst, versuche diese Konstellation als Herausforderung anzunehmen und aktiviere alle Deine Zauberkräfte, um konstruktive Lösungen zu finden. Wichtig zu wissen ist, dass dieser Aspekt bis zum April 2025 insgesamt drei Mal exakt wird. Erwarte also nicht, dass Du diesen Konflikt sofort auflösen kannst, denn das nimmt sofort den Druck aus dem ganzen Schlamassel.

Merkur, der unsere Kommunikation prägt, wurde bereits in den Tagen vor dem Neumond von Uranus aktiviert und hatte dort die Gelegenheit blitzschnell die komplexe Lage zu erfassen, durch die er momentan navigieren muss. Die positive Verbindung zum Kriegstreiber Mars zum Neumond kann sehr unterstützend wirken, bevor ein Streit in ein ermüdendes Wortgefecht ausartet. Merkur im Skorpion arbeitet wie ein Detektiv, er erkennt mit Leichtigkeit verdeckte Motive und Schwachstellen. Er hat die Tendenz allzu offensichtlich seinen Finger direkt in die offene Wunde des Gegners zu legen und ihn damit zu verletzen.

Mars im Krebs verführt dazu, emotional zu reagieren und den Verstand auszuknipsen. Nur wenn Du Deine Worte achtsam wählst und etwas taktischer vorgehst, schüttest Du das Kind nicht mit dem Bade aus. Denke also lieber zweimal nach, was Du wann sagst, denn dann kannst Du in der aktuell sehr sensiblen kosmischen Großwetterlage dem einen oder anderen Unwetter etwas Wind aus den Segeln nehmen. Bevor Du mit Empörung reagierst, entwickle lieber eine Strategie, die den Frieden nährt.

HINWEIS:
Welche Wahrheit hast Du bisher nicht anerkennen wollen? In welchen Beziehungen bist Du dazu aufgefordert, klar und deutlich Deine Grenzen zu benennen und vielleicht auch einen Schlussstrich zu ziehen? Was hält Dich davon ab, Menschen, mit denen Dich nichts mehr verbindet, loszulassen? Kannst Du auf Rachegelüste verzichten? Was solltest Du noch entrümpeln? Wo nimmt alte Materie viel zu viel vom Raum ein, der Dir zur Verfügung steht?
Die Mars/Pluto-Verbindung erinnert daran, dass Anfang und Ende einander bedingen, dass Schöpfung Zerstörung mit sich bringen kann – und dass Transformation vor allem ein kreativer Akt ist.

Mantra des Tages

„Ich lasse alle Gedanken los,
die mir nicht mehr dienen”

Planetenpositionen am 1. November 2024 um 13:46 Uhr in Berlin

Sonne 9°35’ Skorpion
Mond 9°35’ Skorpion
Merkur 28°13’ Skorpion
Venus 17°44’ Schütze
Mars 29°04’ Krebs
Jupiter Rx 20°26’ Zwillinge
Saturn Rx 12°51’ Fische
Uranus Rx 25°52 Stier
Neptun Rx 27°29’ Fische
Pluto 29°44’ Steinbock
Nördl. Mondknoten 4°41’ Widder
Lilith 9°05’ Waage

☞ TIPP für Podcast-Fans

Alle zwei Wochen spricht Amélie auf Spotify jeweils zum Neu- und Vollmond über Sterne, Kometen, Energien, neue Chancen und Möglichkeiten. Hört doch mal rein bei AstroDisco! Einen Überblick aller Podcast-Folgen und noch mehr findest du auch HIER auf Instagram.

Mehr über Amélie Gebhard

Amélie lebt seit 1990 in Berlin und hat in ihrem Berufsleben als Maskenbildnerin (mehr dazu auf Planetengoldstaub) schon in vielen Gesichtern gelesen. Ihre Berufung ist jedoch die Astrologie sowie die visuelle Umsetzung astrologischer Inhalte. Im Astrologie Zentrum Berlin hat sie bei Markus Jehle die psychologische Astrologie gelernt. Nach einer Fortbildung in Bhutan bei Kaypacha und Adam Gainsburg beobachtet sie momentan am liebsten die junge amerikanische Astroszene und ist Mitglied der Organization for Professional Astrology (OPA). 

Auf HEYDAY MAGAZINE kommentiert Amélie jeden Monat pünktlich zum Neumond die aktuelle astrologische Großwetterlage. Mehr von ihren eigens kreierten Collagen, die unsere Astrologie-Kolumne illustrieren, findet ihr HIER auf Instagram.