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Fotokolumne: Phenomenal Women

Die Berliner Foto-Künstlerin Alexandra Kinga Fekete inszeniert exklusiv für HEYDAY starke Frauen im eigenen Umfeld

Starke Aufnahmen einer starken Frau: Trixie Millies – portraitiert von Alexandra Kinga Fekete
Starke Aufnahmen einer starken Frau: Trixie Millies – portraitiert von Alexandra Kinga Fekete
Starke Aufnahmen einer starken Frau: Trixie Millies – portraitiert von Alexandra Kinga Fekete

Alexandra Kinga Feketes Porträt- und Interview-Serie ist eine Hommage an Maya Angelous Gedicht Phenomenal Woman. Ihre Aufmerksamkeit richtet sich auf eine Generation von Frauen, die in der westlichen Kultur nicht anhand ihres Alters definiert werden können. Weiblichkeit ist komplexer, immerwährender und weiser als der Mythos der Jugend und unerreichbarer Perfektion.
Für den Start ihrer Kolumne traf Alexandra die Kunstsammlerin Beatrix „Trixie“ Millies (68) in ihrer Berliner Wohnung. Das Gespräch der beiden Frauen während der Fotoaufnahmen ist sehr interessant…

Alexandra Kinga Fekete: Wie bist Du aufgewachsen, Trixie?

Trixi Millies: Ich hatte eine ziemlich schöne Kindheit. Aber das sagt ja jeder, der nicht gerade in Slums aufgewachsen ist. Ich bin in Hessen groß geworden, zwischen der soliden, kohle- und stahlgrauen Dortmunder Nachkriegsarchitektur, Trümmergrundstücken und den lichten, grünen Laubwäldern der Warburger Börde. Meine Eltern waren beide Ärzte. Aber sie hatten nicht viel Zeit. Zuhause war immer alles voller Patienten. Auch am Wochenende kamen Menschen zu uns. Das war normal. Deshalb musste ich mich meistens um meine beiden kleineren Brüder kümmern.

Wie warst Du als junges Mädchen?

Mutig , sportlich und immer die große Schwester von zwei jüngeren Brüdern. Kein Zehnmeterbrett war zu hoch, kein Baum hatte zuwenig Äste, keine Piste war zu eisig. Und ich muss sagen, dass ich wirklich gerne in die Schule gegangen bin, auch am Samstag. Rückblickend habe ich wirklich viel gelernt in meiner Schulzeit. Zum Glück…

Wie kamst Du zur Kunst, zum Sammeln?

Während meines Jurastudiums in München hatte ich einen Freund, der eine wunderbare 70er-Jahre Kunstsammlung hatte. Danilo nahm mich mit zu Hans Mayer in Düsseldorf, der eine Ausstellung mit Werken von Adolf Luther vorbereitete. Luther schenkte mir spontan einen 30 x 30 Zentimeter großen Spiegelkasten. Mein erstes eigenes Kunstwerk. Später stand ich in einer Ausstellung diverser Künstler vor einem monochromen Bild, da hat’s dann Zoom gemacht!  Ab dann war die Kölner Messe meine jährliche Pilgerstätte und meine Eltern freuten sich über meinen Besuch. Mein Sammelsurium ist eine Art Tagebuch. 

Du hast eine emotionale Verbindung gespürt?

Ja, absolut. Kunst hilft mir das Leben, Lieben und Vergehen zu verstehen.

In der Musik ist das ja oft genauso. Siehst Du da Parallelen?

In meinem Zuhause hat Musik immer eine große Rolle gespielt. Mein Vater hat mich oft zu Konzerten mitgenommen. Aber ich habe Bildende Kunst und Musik nie als Parallelen wahrgenommen. Auch wenn beide Formen heute viel stärker miteinander verwoben sind. In vielen Bildern steckt auch eine Menge Musik.

Was macht für Dich eine „Phenomenal Woman“ aus?

Puh, das ist eine schwierige Frage. Intelligenz und Wissen, Disziplin und  Contenance, Stil und Schönheit. Das beste Beispiel in jeder Hinsicht ist für mich die Queen. Was für ein Leben, was für eine makellose Performance, Haltung und Optik durch die Jahrzehnte des rasanten Wandels. Eine Frau, die ich sehr bewundere. Frauen, die mich bewegen, müssen ihr Ego zurückstellen können, überlegt der Sache dienen, umsichtig sein, auf keinen Fall Männer kopieren und friedliche Kinder erziehen. Wir brauchen keine Quote. Unsere angeborenen (und hormongesteuerten) Fähigkeiten sind äusserst zukunftstauglich.

„Die 60er Jahre in Rom waren großartig. Und die Grace-Kelly-Zeiten erst – das war schon fantastisch! Man hatte nicht viel, vielleicht einen Mantel oder zwei. Aber die waren von bester Qualität und hinreißend schön. Style matters!“

Trixi Millies

Wann hast Du gelernt Nein zu sagen?

Männern gegenüber konnte ich schon immer gut Nein sagen. Ich bin ja mit Brüdern aufgewachsen. Das Wann und vor allem das Wie ist allerdings wirklich wichtig. Flirten gehört aber zum Spiel. Die #MeToo-Bewegung nimmt der Sache mit der Liebelei ein wenig den Wind aus den Segeln, da halte ich es ganz mit Cathrine Deneuve. 

Wie oft warst Du verheiratet?

Nur ein Mal, 16 Jahre lang. Ich wollte nie heiraten, ich hatte, glaube ich, eher ein bisschen Angst davor. Führen Ehen nicht oft zum kleinsten gemeinsamen Nenner? Doch mein Mann hat mich in kürzester Zeit erobert, als er sagte: „Ich heirate dich, ob du willst oder nicht.“ Das stand dann eben ausser Frage. Ich kann wirklich gut alleine sein. Ich brauche es mitunter sogar. In der Zweisamkeit kann man viel einsamer sein. Allein ist okay – einsam ist unerträglich. „Wer einsam ist der hat es gut. Weil keiner da, der ihm was tut.“ Dieses Zitat von Wilhelm Busch fällt mir in diesem Zusammenhang ein. Wobei ich zugeben muss, dass das Familienleben mit meinem Sohn und meiner Tochter mich unendlich glücklich gemacht hat. Die beste Zeit in meinem Leben. Da kann weder eine steile Karriere, Erfolg und auch kein Luxus mithalten.

A propos, Du warst ja auch mal eine Fernsehberühmtheit …

Ich wollte nie vor die Kamera. Das Angebot Zeil um Zehn zu moderieren kam quasi aus heiterem Himmel und war einfach zu gut. Eine recht anständig bezahlte Live-Talkshow, die mir mein Leben mit den Kindern zwischen Pampers, Pfannkuchen und Masters of  the Universe finanzierte. Meinen Eltern fanden mich im Fernsehen übrigens total peinlich. Das war ich wahrscheinlich auch, aber meine Einschaltquoten waren gut.

Was von deinem Wissen heute hättest Du gerne schon in deinen 20ern gehabt?

Dass sich für Frauen eine Karriere in der Politik finanziell rechnet. Ein halber Krankenversicherungsbeitrag und eine komplett mitversicherte Familie – das ist eine echt gute Sache. Die Ersparnis ist enorm: Mutterschutz, Fahrservice, wenn nicht gar rund um die Uhr Chauffeur, schöner grosser Arbeitsplatz, Computer inklusive IT-Berater, Kindergarten auf dem Dach, Kantine mit Sternekoch, Diäten, Zulagen, Bahncard 100 – und Bodyguards! Und ja, die Rente ist sicher von Politikerinnen ist sicher – und hoch. 

„Ich hatte mich immer für Politik interessiert. Aber wenn mir bewußt gewesen wäre, wie abgesichert Politikerinnen sind, dann hätte ich keine Sekunde gezögert.“

Trixi Millies

Welche Herausforderungen würdest Du Deinen Kinder lieber ersparen?

Wir sind an einem Wendepunkt. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich Angst, dass es wieder einen Weltkrieg geben könnte. Einen Krieg, der die Kinder betreffen könnte. Keinen Krieg mit Panzern und Soldaten. Eher einen Cyber-Krieg. Szenarien spielen sich da bei mir ab. Der Homo Deus ist erbarmungslos.

Was würdest Du aus deinem brennenden Apartment unbedingt retten wollen?

Vernünftigerweise wohl mein Handy. Obwohl das Smartphone bisher nicht wirklich mein Freund und Helfer ist. Und meinen alten Computer. Der ist mit nichts mehr kompatibel. Aber hat alle für mich wichtigen Dateien drauf. 

Welche Zeiten in Deinem Leben hatten das beste Gefühl für Stil?

Sicherlich nicht die heutige Zeit. Die 60er Jahre in Rom waren großartig. Und die Grace-Kelly-Zeit. So elegant! Frauen joggten nicht und trugen deshalb niemals Sneaker, nur zum Tennisspielen. Und auch nur dort einen kurzen weissen Rock. Darunter ein Höschen, das den ganzen Popo versteckte. Wo sind die Taillen und die Höschen geblieben? Der Wannsee ist doch nicht die Copacabana! Style matters! Das kann ich nur sagen: weniger essen, mehr Bücher lesen und die Winterzeit abschaffen! Schönheit und Liebe an die Macht, dann überleben wir auch den Klimawandel!

I walk into a room – just as cool as you please – and to a man – the fellows stand or
fall down on their knees. Then they swarm around me – a hive of honey bees.
I say, It’s the fire in my eyes – and the flash of my teeth,
the swing in my waist – and the joy in my feet.
I’m a woman.
Phenomenally.

Ein Auszug aus dem Gedicht Phenomenal Woman von Maya Anglou – der Inspirationaquelle von Alexandra Kinga Fekete


Über Alexandra Kinga Fekete:

Fotokünstlerin Alexandra Kinga Fekete

Alexandra Kinga Fekete ist eine in Ungarn geborene ehemalige Unternehmensanwältin, die ihr Leben radikal verändert hat, um ihren Träumen zu folgen. Sie ließ ihre Jura-Karriere hinter sich und zog nach London, wo sie Fotografin wurde; mittlerweile ist sie in ihrem Fach preisgekrönt. Derzeit lebt sie mit ihren beiden Töchtern in Berlin. Alexandras kommerzielle Arbeiten wurden in führenden Magazinen veröffentlicht, ihre Kunst erschien in Paris Photo, und hängt unter anderem in Galerien wie der National Portrait Gallery in London und im Centro per l’arte contemporanea Luigi Pecci in Prato. Ihre Arbeiten findet ihr auf ihrer Webseite oder auf Instagram.


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