„Freiheitsgefühl und Glamour”

Svenja und Elianne Frisch luden während der Berlin Fashion Week im Januar 2020 ins Savoy Hotel, um die Debüt-Kollektion ihres Labels Frisch zu präsentieren. Inspiriert vom Stil ihrer Großmutter entstand eine Kaftan-Serie, die an die Mode-Ikonen der 50er und 60er erinnert

Die Cousinen Svenja und Elianne Frisch sind vor einem Jahr mit dem Label Frisch an den Start gegangen, das seinen Sitz in Berlin und Hongkong hat. Das Label versteht sich als Schnittstelle zwischen Tradition und Moderne, denn hier vereinen sich digitale Unternehmensstrukturen und traditionelles Handwerk. Svenja und Elianne Frisch haben sich auf glamouröse Kaftane aus aufwendigen Stoffen spezialisiert, und treffen damit genau die neue Sehnsucht nach mehr Romantik im Alltag. Die Kaftane aus Deadstock-Materialien versprühen jede Menge Nostalgie und treffen zugleich den Geist von Heute. So wirken diese Stücke nicht nur zeitlos, sondern auch alterslos. Ein Investment-Piece, das Frauen jeder Altersgruppe steht. Wir haben uns mit Svenja Frisch getroffen und über die Magie des Kaftans gesprochen – und warum man gerade heute wieder auf den Mode-Klassiker setzen sollte …

HEYDAY: Liebe Svenja, Du hast Dich mit Deiner Cousine Elianne unter dem Labelnamen Frisch selbstständig gemacht. Ihr entwerft und produziert vor allem opulente Kaftane mit Nostalgie-Faktor. Warum passt diese Art von Mode gerade zum Zeitgeist?

Svenja Frisch: Wir sind gerade einfach alle müde von kurzlebigen Trends und einem schnelllebigen Lifestyle. Wir haben die Streetwear mittlerweile satt, und wenn ich mich bei den Frauen in meinem Freundeskreis umschaue, haben die wieder viel mehr Lust darauf, sich femininer zu kleiden. Gleichzeitig haben sich Frauen aber auch – gerade in den letzten Jahren durch die #MeToo-Bewegung – von gängigen Vorstellungen zur Sexyness befreit. Knappe Kleider à la Hervé Léger, die noch Anfang der 2000er total gehypt waren, wirken heute überholt. Das, was wir machen, ist der totale Kontrast dazu. Unsere Kaftane geben Frauen ein neues Freiheitsgefühl. Sie müssen sich jetzt keine Gedanken mehr über irgendwelche Pantylines machen.

Die wichtigste Inspiration für Eure Kaftan-Linie war Eure Großmutter. Kannst Du das näher erläutern?

Meine Cousine und ich sind sehr eng mit ihr aufgewachsen und wir haben als Kinder viel Zeit mit ihr verbracht. Die ersten Erinnerungen an meine Großmutter sind Feste. Es gab gutes Essen, und es waren viele unterschiedliche Menschen da, die nie gehen wollten. Meine Großmutter ist auf der einen Seite ein sehr glamouröse Frau – immer perfekt gestylt, immer perfekt sitzende Haare und immer perfekt manikürte Nägel –, auf der anderen Seite hat sie mit meinem Großvater – er war Architekt– ein Business geführt. Sie ist immer viel gereist und war sehr selbstständig. Das hat mich und meine Cousine fasziniert, dass man einerseits feminin und elegant sein kann, und gleichzeitig auch tough und unabhängig. Das finden wir beide als Leitbild sehr modern.

In wieweit spiegeln sich diese Eigenschaften im Kaftan wider?

Der Kaftan bedeutet für mich Freiheit. Das fängt natürlich mit dem Tragegefühl an. Er umschmeichelt den Körper nur und man kann sich völlig frei darin bewegen. Man hat Taschen, er ist nicht zu eng und zwickt nicht. Außerdem bedarf es keines großartigen Stylings. Deshalb habe ich dieses Kleidungsstück auch für mich entdeckt. Ich arbeite neben Frisch in der Interior-Branche und habe einen ziemlich durchgetakteten Tag mit Meetings und vielen Telefonaten. Zwischen der Arbeit und dem abends wieder Losdüsen, bleibt mir meist kaum Zeit zum Umziehen – da ist der Kaftan natürlich perfekt: überwerfen, Haare hoch, große Ohrringe und fertig.

Als Model für die aktuelle Kollektion gewann das junge Modelabel Dagmar von Renner, die in der Kreativszene keine Unbekannte ist – ob als Muse, Managerin oder Macherin. Heute ist sie vor allem als Mentorin tätig; als Protagonistin der Kampagne von Frisch, die als originelle „Hotel-Story” angelegt ist, war sie die absolut richtige Wahl, denn die Bilder strotzen nur so vor Lebensfreude …

Du kannst Dagmar von Renner HIER auf Instagram folgen.

Neben Eurer Großmutter habt ihr noch weitere große Stilvorbilder. Welche Ikonen dienen Euch sonst noch als Inspirationsquelle?

Iris Apfel ist sehr wichtig. Sie steht für ihren ganz eigenen Stil und war auch als Interior-Designerin tätig. Mittlerweile ist die Frau Mitte 90, steht immer noch total im Leben und hat nie die Lust und die Freude an Mode verloren. Loulou de la Falaise, die als Muse von Yves Saint Laurent bekannt geworden ist, hat eigene Schmuckkreationen entworfen und insgesamt sehr kreativ gearbeitet. Was mich fasziniert, sind vor allem sehr eigensinnige Frauen, die auf eine Art den Zeitgeist ihrer Ära verkörpern, aber gleichzeitig auch total zeitlos sind. Eigentlich sind sie ihrem eigenen Stil immer treu geblieben, ohne sich von außen beeinflussen zu lassen.

Im Gegensatz zum überweigenden Teil der gängigen Werbung finden bei Euch nicht ausschließlich junge Models eine Plattform. Ihr integriert Frauen jeder Altersgruppe in Eure Kampagnen – von 25 über 45 bis 65 Jahren. Was macht den Kaftan so alterslos?

Ich glaube, dass man ihn unglaublich vielseitig einsetzen kann. Man kann ihn zum Einkaufen auf dem Markt tragen aber auch total glamourös bei einer Abendgesellschaft oder einer Cocktailparty. Die Maxi-Länge spielt bestimmt eine große Rolle dabei, dass sich darin Frauen jeder Altersgruppe wohlfühlen. Ich finde es wichtig, nicht nur ein Nostalgie-Brand zu sein. Romantik braucht heute auch immer etwas Zeitgemäßes. Es darf nicht wie eine Verkleidung wirken oder sich zu sehr nach Vintage anfühlen.

Auch der Business-Ansatz von Frisch ist sehr modern. Was unterscheidet Euch von eher traditionellen Fashion-Labels?

Wir sind nicht mehr so standortgebunden wie vielleicht ältere Labels. Meine Cousine lebt in Hongkong und ich in Berlin. So prallen bei uns zwei ganz unterschiedliche kulturelle Einflüsse aufeinander. Außerdem sind wir komplett digital, angefangen damit, wie wir die Kollektionen planen – wir machen alles über Facetime und WhatsApp. Natürlich spielt Instagram eine große Rolle für unser Marketing – Kampagnen und Werbung laufen momentan ausschließlich darüber. Wir machen bisher noch gar keine bezahlte Werbung und arbeiten auch nicht mit Bloggern. Wir haben höchstens mal ein paar Teile verliehen. Außerdem wird die Ware zurzeit nur online verkauft – in der Zukunft ist vielleicht mal ein Shop in Berlin angepeilt. Das ist eigentlich die beste Basis für ein junges Label, auch um einfach nur den Markt mal zu testen.

Das Frisch-Sortiment umfasst neben Kaftans auch wunderschöne Schlafmasken

Woher kommen die Stoffe und wo werden die Stücke produziert?

Die Stoffe kommen aus China. Unsere Lieferantin heißt Susi und wir sind mit ihr ständig in Kontakt. Wir arbeiten ja ausschließlich mit Deadstocks, deshalb können wir auch nicht langfristig planen, sondern sind darauf angewiesen, das zu nehmen, was es gibt. Das macht natürlich die Kollektionen sehr einzigartig und limitiert. Die Schneiderei sitzt wiederum in Hongkong. Wir halten einen sehr engen Kontakt zu beiden und haben auch nie die Preise verhandelt, da uns eine faire Herstellung besonders am Herzen liegt. Nachhaltigkeit ist für uns ein ganz wichtiger Aspekt, und ich finde, ein modernes Label muss diesen Ansatz heute selbstverständlich in die Unternehmensstruktur mit aufnehmen.

Kannst du diesen Satz beenden? Ein Kaftan ist für mich …

… Freiheitsgefühl und Glamour.

the_line

Die zeitlose Kollektion:

Die Inspiration: Christel Frisch, die Großmutter, die nicht nur glamourös, sondern immer eine unabhängige und fortschrittliche Frau war und ist, agiert als Model beim Shooting im Schloß Saareck in Metlach

Frauen-Power hoch Drei: die Designerinnen Elianne und Svenja mit ihrer Großmutter Christel Frisch

HIER geht’s direkt zum Onlineshop von Frisch

weitere Beiträge

zuück weiter