Mit 70 eine Platte aufnehmen? Mit Mitte 70 eine Filmkarriere beginnen? Eveline Hall (79) beweist, dass es nie zu spät ist: Mehrmals in ihrem Leben wagte sie einen Neuanfang und ging über ihre Grenzen hinaus. Und dabei zog es sie immer auf die Bühne – ob als Solotänzerin an der Hamburger Staatsoper, Showgirl in Las Vegas, als Model, Sängerin oder ganz aktuell als Film-Schauspielerin. HEYDAY hat Eveline im Berliner Szeneclub Prince Charles in gewagte Rollen schlüpfen lassen und mit ihr über ihr außergewöhnliches Leben, ihre Träume und Ängste gesprochen. Lasst euch überraschen!
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HEYDAY: Liebe Eveline, du stehst von klein auf im Rampenlicht. Inwiefern sehnt man sich da manchmal nach Rückzug und Ruhe?
Eveline Hall: Ruhe? Rückzug? Ich glaube nicht, dass man das wirklich braucht. Ich habe immer weiter gemacht – egal, was gerade in meinem Leben los war. Außerdem ist Tänzerin kein Beruf, bei dem man wirklich im Rampenlicht ist. Kennt ihr irgendeine berühmte Tänzerin? Wohl kaum! Denn obwohl man auf der Bühne steht, ist man nicht im Rampenlicht. Man geht auf keine Parties, wird nicht von Paparazzi abgelichtet oder in irgendeinem Boulevardblatt genannt. Als Tänzerin ist man Teil der Show. Im Moment, in dem man die Bühne verlässt, ist auch das Rampenlicht vorbei.
Als Model, Schauspielerin und Sängerin sind nun aber alle Augen auf dich gerichtet…
Ja, das stimmt. Mit meinen Filmen, meiner Platte und auch als Model bin ich ins Rampenlicht gerückt. Aber danach habe ich nie gesucht. Das mit dem Rampenlicht kam einfach auf mich zu, das war nicht mein Plan. Aber das Gesamtpaket stimmte. Diese Stimmigkeit ist eines der wichtigsten Dinge. Etwas dem Zufall überlassen, ist überhaupt nicht meins. Beim Tanz hat man alles unter Kontrolle und das bis ins kleinste Detail. Aber ganz egal, ob man mich jetzt aus der Mode, der Musik oder dem Film kennt – meine Seele wird immer die einer Tänzerin sein. Auch wenn ich im Moment leidenschaftlich gern Schauspielerin bin.
Vor der Kamera ist Eveline in ihrem Element: Im ehemaligen Berliner Szeneclub Prince Charles inszenierte Fotografin Alexandra Kinga Fekete mit ihr ein opulentes Rollenspiel
Tanz ist auch eine harte Schule, oder?
Tanz ist im Vergleich der härteste und schönste, aber auch fairste Beruf. Dabei kann man nicht lügen. Entweder du kannst tanzen oder nicht. Es gibt so viele begabte Schauspielerinnen, die nicht den Erfolg haben, den sie verdienen. Und das nur, weil irgendeine Tür nicht aufgegangen ist, oder weil ein bestimmter Mensch nicht zu ihnen gekommen ist. Im Ballett gibt es das nicht. Wenn du gut bist und dich jemand sieht, kannst du schon morgen an den besten Theatern tanzen.
Gibt es unter Tänzerinnen nicht oft Neid und Missgunst?
Ja, das gab es oft. Leider hatte ich damals nicht die Reife, damit umzugehen. Im Nachhinein, und auch jetzt noch, geht mir das nahe. Ich frage mich, weshalb ich nicht cleverer, reifer – und ja – abgeklärter war. Aber mir fehlte einfach die Erfahrung. In Las Vegas hatte ich das Glück, dass die Menschen um mich herum sich meiner angenommen und mir geholfen haben. Ich war ein niedlicher, kleiner Hase, der dort herumgehüpft ist. Dadurch brauchten sie nicht neidisch auf mich zu sein, denn ich hätte ihnen gar nicht das Wasser reichen können. Heute ist es andersrum. Jetzt können sie mir nicht das Wasser reichen.
Welche Eigenschaft hat dich zu deinem Erfolg gebracht?
Ich bin wie ein Schwamm. Ich sauge unbewusst alles auf und irgendwann kommt der Punkt, an dem ich mir denke: Moment, da war doch mal was! Dann hole ich das Erlernte raus, wende es an und arbeite damit. Das ist ganz komisch, aber es passiert mir sehr oft!
„Ich bin wie ein Schwamm. Ich sauge unbewusst alles auf und irgendwann kommt der Punkt, an dem ich mir denke: Moment, da war doch mal was! Dann hole ich das Erlernte raus, wende es an und arbeite damit“
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In deinem Buch „Ich steig’ aus und mach ’ne eigene Show“ erzählst du von deinen Neuanfängen. Wo hast du immer wieder den Mut dafür gefunden?
Alles, was ich jetzt erzählen würde, wäre eine Lüge. Fakt ist: Ich hab’s einfach gemacht, ohne darüber nachzudenken. Ich hatte keinen festen Plan. Stattdessen habe mir gesagt: „Mal sehen, was dabei rauskommt.“ Wenn sich eine Tür geöffnet hat, bin ich immer hindurchgegangen. Warum auch nicht? Jeder Schritt hat sich bisher gelohnt. Der Mut ist dann mit jeder Aufgabe, der ich mich gestellt habe, gewachsen.
„Mein Mut ist mit jeder Aufgabe, der ich mich gestellt habe, gewachsen“
So war das sicher auch am Beginn deiner Modelkarriere. Was war das für ein Gefühl, mit 65 Jahren plötzlich auf dem Laufsteg zu sein – zwischen all den jungen Models?
Zuerst dachte ich: Nein, lass das. Das haut nicht hin. Eigentlich gibt es das nicht, dass jemand im Alter von 65 als Model anfängt.
Warum hast du es dennoch durchgezogen?
Man hat mich einfach dort hineingeschmissen. Als ich anfing, mir Gedanken zu machen, war es schon zu spät. Und letzten Endes hatte ich einen Erfolg, den ich mir nie im Leben erträumt hätte. Nachdem ich bei der Show von Michael Michalsky mein Debüt als Model hatte, war danach jede Zeitung voll mit der Geschichte. Ich denke, weil ich anders über den Laufsteg gegangen bin, als die anderen Models. Weil ich etwas gemacht habe, ohne überhaupt zu wissen, was ich da überhaupt mache.
Und weil du anders aussiehst als die anderen Models?
Ja, weil ich anders aussah als die anderen. Ein Model mit langen, grauen Haaren auf dem Laufsteg – das war neu. Der Schlüssel zu allem ist: Wenn man krampfhaft versucht, anders auszusehen und sich verändert, dann macht man kaputt, was man hat – und zwar Persönlichkeit.
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Konntest du denn etwas von deinen jungen Kolleginnen lernen?
Ja. Mit Leichtsinn und völlig ohne Angst frontal in etwas Neues reinzugehen. Denn als ich hinter der Bühne stand, spürte ich Angst. In meinem Leben hatte ich oft Angst. Wäre ich in diesen Momenten reifer und couragierter gewesen, dann hätte ich mir das ersparen können.
Wodurch hast du deine Angst verloren?
Durch mein Alter. Ich habe ja alles erreicht. Was soll mir noch passieren? Gerade bin ich auf dem Weg, noch mehr zu erreichen. Was soll ich also tun, außer den lieben Gott bitten, dass er mich hier noch eine Weile auf diesem Planeten lässt.
Vor was genau hattest du Angst?
Nicht gut genug zu sein und zu scheitern.
„Im Alter habe ich meine Angst verloren. Ich habe ja alles erreicht. Was soll mir noch passieren? Gerade bin ich auf dem Weg, noch mehr zu erreichen“
Oben: Kleid von Davii, Jumpsuit von American Apparel, Ring von Balenciaga, Haarreif von Bjorn van den Berg
Was sagst du zu den heutigen Schönheitsidealen, wenn du Frauen auf der Straße oder in den sozialen Medien siehst?
Ich kann es gar nicht glauben, wie gleich heute alle aussehen. Alle haben die gleichen Lippen, die gleichen Augenbrauen, darunter die dicken Wimpern. Da sieht man ja die Augen gar nicht mehr. Keine Ahnung woher das kommt, dass alle gleich aussehen wollen.
Vielleicht an den heutigen Vorbildern?
Wir haben heute keine richtigen Vorbilder mehr. Es gibt keine deutsche Frau, die sich Männer in den Spind hängen. Nicht einmal in Amerika sehe ich eine junge Frau, die so ist wie damals Nicole Kidman – in ihrer ungespritzten Phase wohlgemerkt. Oder wie eine Audrey Hepburn oder Marlene Diedrich. Sie wurden bewundert, weil sie so waren, wie sie waren. Aber das gibt es heute nicht mehr. Jede Frau verändert sich äußerlich und ist sich nicht gut genug. Alles und jeder ist heute Mainstream. Solche Stars wie Marlene Dietrich oder Grace Kelly können ja gar nicht entstehen.
Heute tummeln sich Vorbilder auf YouTube, Instagram und TikTok. Wie nutzt du die sozialen Medien?
Instagram bespiele ich limitiert, weil ich es muss. Alles ganz gezielt. Ich poste nur das, worüber sich andere Frauen freuen und ich mich auch. Aber ich werde nicht nach Reichweite, Likes oder nach Kommentaren jagen.
Was hälst du davon, wenn junge Mächchen auf Instagram Werbung für Botox und Co. machen? Man soll schon früh mit den Maßnahmen anfangen, sonst sei es zu spät, heißt es dann.
Ich bin geplättet. Da kann ich noch so sehr Vorreiterin für natürliches Älterwerden sein. Das Thema Jugendwahn ist anscheinend in den Köpfen der Menschen fest verankert und wird nicht so schnell verschwinden. Wenn das so früh anfängt mit dieser Angst vor dem Älterwerden, kommt eine junge Frau gar nicht dazu, sich in ihrer eigenen Schönheit zu sehen. Wenn die Jugend vorbei ist, mit 30 und 40, wird das ja noch schlimmer. Ich finde, dass es meistens nicht schöner macht, wenn jemand etwas machen lassen hat.
Hattest du nie Probleme mit dem Älterwerden?
Natürlich gibt es vieles, das mich nervt. Zum Beispiel, dass ich nicht mehr so gut sehe. Aber es macht doch keinen Sinn, sein Alter zu leugnen. Das ist doch lächerlich. Ich stehe zu meinem Alter. Das Einzige: Ich verwende kein Make-up mehr. Denn damit sehe ich älter aus, als ich bin.
Merkst du denn manchmal, dass du doch nicht mehr ganz jung bist?
Ja, wenn ich beim Arzt bin. Meine Ärztin sagt immer: Eveline, Sie sehen ja immer noch so jung aus. Viel jünger als ich! Das ist das Äußerliche. Aber unsere Organe, das Herz, die Lunge, die Leber– die wissen, wie alt wir sind.
„Es macht doch keinen Sinn, sein Alter zu leugnen. Das ist doch lächerlich. Ich stehe zu meinem Alter“
Du scheinst gute Gene zu haben…
Ich habe immer trainiert und das tue ich auch heute noch – aber so, dass es zu meinem Körper passt. Ich trainiere zwei Mal am Tag mit leichten Gewichten und mache Ballett. Außerdem habe ich nie Kaffee getrunken und nie geraucht. Aber immer gut gegessen.
Von einem Model und einer Schauspielerin erwartet man, dass sie viele Rollen spielen kann. Schlüpfst du auch privat in unterschiedliche Rollen?
Ich werde mich nicht verändern, egal wie erfolgreich ich bin. Das war früher schon so und daran wird sich nichts ändern.
Heute steht uns die Welt der Möglichkeiten offen. Doch oft nutzen wir sie nicht. Woran liegt das wohl?
Wir brauchen Träume! In der Hektik und Verzweiflung der heutigen Zeit können die Menschen gar keine Träume entwickeln. Da kann ich eine Geschichte erzählen: Als ich Karen, meine jetzige Managerin, gebeten hattee, mich zu managen, hat sie sofort zugesagt. Als ich ihre Zusage hatte, sagte ich ihr: „Lassen wir das. Ich bin zu alt dafür. Kümmere dich lieber um die Jungen.“ Aber Karen hat mehr in mir gesehen, als ich in mir selbst. Ich hatte eine große Karriere am Theater, doch die war zu Ende. Was sollte da noch kommen? Ich kann doch nicht mit Anfang 70 in die Filmbranche einsteigen! Aber Karen meinte, dass ich etwas Besonderes hätte und dass wir darauf aufbauen sollten. Ich habe sie machen lassen, weil ich ihr vertraue. Und siehe da, es funktioniert. Jetzt erfülle ich mir meinen Traum, vor der Kamera zu spielen. Aber ich hätte es nie geglaubt.
„Wir brauchen Träume! In der Hektik und Verzweiflung der heutigen Zeit können die Menschen gar keine Träume entwickeln!“
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Gibt es auch traurige Aspekte, die dich beim Älterwerden begleiten?
Ich bin unter den Alten das Baby. Ich kenne gar keine Alten – außer mir. Gleichaltrige habe ich kaum noch um mich herum, nur junge Leute. Alle, die in meinem Alter sind, haben aufgehört. Ich bin die, die übrig geblieben ist. Das ist wirklich das einzig traurige. Ich habe niemanden, der mich schon immer begleitet hat oder den ich ein Leben lang kenne. Ein Glück habe ich Karen, die sehr erfahren ist durch ihren Beruf. So kommen wir uns sehr entgegen, trotz der großen Altersdifferenz.
Was war das Beeindruckendste, das du bisher erlebt hast?
Definitiv die Zeit als Tänzerin in Las Vegas. Da gibt es so viele irre Geschichten. Zu dieser Zeit war ich mit lauter spannenden Menschen und den größten Stars der Welt zusammen: Diana Ross, Tina Turner, Sammy Davis. Welches Glück ist das? Damals hatte ich die Möglichkeit, entweder nach Paris zu gehen oder nach Las Vegas. Mein Vater war dann die treibende Kraft. Er meinte: „Na Püppi, wenn schon Show, dann gehst du doch nach Las Vegas! Paris ist eine schöne Stadt, aber mehr nicht.“ Daraufhin bin ich nach Amerika gegangen. Mal wieder habe ich nicht groß darüber nachgedacht. Dann hatte ich tatsächlich einen Vertrag im Lido, habe Geld verdient und mich treiben lassen. Aber es war sehr hart. Es gab Nächte, da konnte ich nicht schlafen, weil ich einfach nicht das erfüllen konnte, was von mir verlangt wurde. Kurz bevor ich dann weg ging, habe ich meinen Mann kennengelernt.
Ein sehr gut aussehender Mann. Doch lange gehalten hat die Beziehung nicht…
Ich war nur einmal im Leben so verliebt und das war in meinen Mann. Doch als ich ihn geheiratet hatte, liebte ich ihn nicht mehr. Da war es aus und vorbei.
Ja, die Sache mit der Liebe…
Ich glaube, ich bin dazu nicht fähig. Ich kann nicht bis zum Ende des Lebens lieben. Ich bin einfach nicht die typische treue Ehefrau. Ich würde mich nie für einen Mann aufgeben oder alles für jemanden stehen und liegen lassen. Das würde ich nur für meine Freunde und für mich tun – aber nicht für einen Mann. Dafür bin ich eine tolle Freundin. Die beste Freundin, die man sich vorstellen kann. Aber ich würde mich selbst niemals vergessen und niemals auf der Strecke bleiben. Liebe war nie wichtig für mich und ist es immer noch nicht. Ich war Jahre liiert und das mehrmals. Aber ich bin immer weggegangen, wenn ich das Gefühl hatte, dass noch etwas kommt. Ich liebte und liebe meine Mutter, die leider letztes Jahr verstorben ist. Alle anderen habe ich gern.
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Erst der Sprung vom Tanz zum Theater, jetzt zum Film. In deinem Leben sind viele überraschende Dinge passiert, mit denen du nicht gerechnet hast. Was war das letzte Überraschende?
Als mich meine Managerin Karen diesen Sommer anrief und mir eine Rolle in einem Kinofilm vorschlug: Eine hundertjährige Frau, die anfangs süss und nett sein soll, aber am Ende zu einer unberechenbaren Mörderin wird. Das Verrückte dabei: Ich sollte innerhalb 24 Stunden am Set sein. Karen war der Meinung, dass es eine Riesenchance sei, der Filmbranche in Deutschland zu zeigen, was ich drauf habe. Ich dachte nur: „Die Frau spinnt”. Aber weil ich Karen vertraue, habe ich zugesagt. Und ich habe es nicht bereut. Diese Reise hat mir gezeigt, wie inspirierend Spontanität sein kann.
Dieser Dreh hat mir unglaublich viel Energie gegeben – nicht nur mental, sondern auch körperlich. Andy Fletcher, der Regisseur, und ich haben uns blendend verstanden – vor allem was die Beurteilung von Filmszenen angeht. Anfangs fragte er immer sehr höflich, ob ich mich auf den Boden legen und dieses und jenes machen könne. Klar, habe ich das gemacht. Das ist ja schließlich mein Job. Wohlgemerkt, war das um 4 Uhr morgens. Aber ich war nicht müde. Ich habe gebannt auf meine Szene gewartet. Am Ende des Drehs sagte er dann: „Die Eveline? Mach euch keine Sorgen um ihre Energie. Meine Eveline kann alles machen“. Er hat wohl anfangs nicht damit gerechnet, dass ich das durchziehe. Der Dreh des Films Old People war eine großartige Erfahrung!
Als du mit dem Tanzen aufgehört hast, bist du wieder zurück nach Deutschland gegangen. Wolltest du danach nicht auch mal was „Solides” machen?
Als ich zurück nach Deutschland kam, war ich noch jung. Und ich musste Geld verdienen. Aber ich hatte das Verlangen nach etwas Neuem, nach einem Abenteuer und nicht nach etwas Solidem. Als mir eine Freundin erzählte, dass sie im Thalia Theater Leute suchen, habe ich mich beworben – obwohl ich keine Schauspielausbildung hatte. Es war das erste Mal, dass ich auf der Bühne war und nicht tanzte. Irgendwie habe ich die Leute so beeindruckt, dass sie mich in das Ensemble aufnehmen wollten. Also besorgte mir das Theater einen Lehrer, Edward Marx. So nahm mein Leben eine neue Wendung und ich lernte darstellende Kunst in einer zweijährigen Schauspielausbildung. Danach pendelte ich viele Jahre zwischen dem Thalia Theater in Hamburg und dem Theater Basel.
Du spielst außergewöhnlich starke Frauen, die Grenzen überschreiten und sich von nichts und niemandem aufhalten lassen. Ist das auch etwas, was du selbst in deinem eigenen Leben erlebt hast?
Wenn du etwas Neues über dich, deine Talente, deine Stärke und dein Durchhaltevermögen herausfinden willst, musst du deine Komfortzone verlassen. Meine Neugierde ist der Katalysator, der mich antreibt. Sie ist sogar größer als meine Angst vor dem Scheitern. Und jetzt, da ich älter bin, habe ich nichts mehr zu verlieren. Ich kann aus all meinen Erfahrungen nur gewinnen.
„Wenn du etwas Neues über dich, deine Talente, deine Stärke und dein Durchhaltevermögen herausfinden willst, musst du deine Komfortzone verlassen“
Was reizt dich so sehr an der Schauspielerei?
Du musst bereit sein, dich von dir selbst überraschen zu lassen. Diese Bereitschaft, etwas Neues und Überraschendes in mir zu entdecken, bringe ich auch in meine Rollen ein. Das liebe ich an der Schauspielerei!
Was antwortest du Leuten, die dir sagen: Das trägt oder das macht man in deinem Alter nicht mehr?
So ein Quatsch. Ich ändere ja nicht meinen Stil, nur weil andere das wollen. Ich muss ja nicht jedem Trend hinterherjagen. Ich trage gern enge Hosen, kurze Röcke und auch hohe Schuhe.
Also langweilig scheint dir nicht zu werden. Was steht denn als nächstes an?
Wenn es die Corona-Lage erlaubt und Dreharbeiten möglich sind, spiele ich eine der Hauptrollen in einer britischen Komödie. In meinem Alter beginne ich eine Filmkarriere – das ist einfach irre!
„In meinem Alter beginne ich noch eine Filmkarriere. Das ist einfach irre!“
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Mehr über Eveline Hall
Als Tochter eines Schauspielers und einer Tänzerin hat die 1945 in Greifswald geborene Eveline die Leidenschaft für die Bühne in die Wiege gelegt bekommen. Im Alter von 16 Jahren wurde sie Solo-Tänzerin des Hamburger Balletts. 1971, auf dem Höhepunkt ihrer Tanzkarriere, nahm sie ein Angebot als Tänzerin der berühmten Bluebell-Gruppe im Lido in Las Vegas an. Nach vier Jahren Show-Girl-Zeit kam sie wieder zurück nach Deutschland und trat als Theater-Schauspielerin in Basel, Hamburg, München und Straßburg auf. 2011 lief sie für Michael Michalsky über den Catwalk. Inzwischen ist Eveline Hall eines der ältesten und gefragtestes internationalen Models der Welt. 2015 veröffentliche sie ihr Debüt-Album Just a Name; 2013 erschien ihr Buch Ich steig aus und mach ’ne eigene Show. 2016 spielte Eveline an der Seite von Karoline Herfurth im deutschen Kinofilm Die kleine Hexe. In Euphoria gab Eveline an der Seite des bekannten Schauspielers Charles Dance und der französischen Schauspielerin Eva Green eine nackte Frau, die sich auf ihren Tod vorbereitet. 2019 bekam sie eine der Hauptrollen in Nathan Frankowskis Thriller Devil. Wir können uns auf einige Filme mit Eveline freuen: Ihr neuer Film Old People, produziert von Benjamin Munz, der Produzent des erfolgreichen Netflix-Films Blood Red Sky, erscheint im Oktober 2022. Ihr Film Devil wird kurz darauf ausgestrahlt. Zudem ist Eveline auch in einer britischen Komödie zu sehen. Ihr neuestes Projekt ist auch wieder britisch: Im nächsten Jahr dreht sie einen coolen Action-Spionage-Film. Wir sind gespannt!
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HEYDAY dankt dem Kreativ-Team für die Realisierung der Modestrecke und des Kurzfilms mit unserer Protagonistin Eveline Hall
Model Eveline Hall @Cifarelli Talent Consulting – Film Jarek Raczek – Fotografie Alexandra Kinga Fekete – Digital Operator Joris Felix – Styling Elcin Aiser @Nina Klein – Haare/Make-up Felix Stößer using Fenti Cosmetics and Bumble & Bumble @Basics – Location Prince Charles @Bechstein Network – Produktion Stephanie Neubert & Thorsten Osterberger @Heyday Creative Studio