Elsa Peretti wurde als Model und später als Schmuckdesignerin für das Traditionshaus Tiffany berühmt. Nun ist die stets freiheitsliebende Kreative mit 80 Jahren gestorben. Ihr stilvolles Vermächtnis ist eine Inspiration für alle, die Echtschmuck mit dem gewissen Etwas lieben
„Berührung ist wichtig: Ich lasse mich viel von taktilen Dingen inspirieren.“ Mit diesem Leitspruch revolutionierte Elsa Peretti in den 70er-Jahren als kreativer Kopf des Traditionshause Tiffany & Co. das Schmuckdesign – sie zählt heute zu den wichtigsten Designerinnen unserer Zeit. Am 18. März. 2021 verstarb die gebürtige Italienerin im Alter von 80 Jahren in Katalonien und hinterließ der Nachwelt einige der wichtigsten Ikonen in der Geschichte des Schmuckdesigns, die heute in großen Museen wie etwa dem MoMA in New York und dem British Museum in London ausgestellt werden.
Bevor die Tochter eines Florentiner Öl-Unternehmers sich als Schmuckdesignerin einen Namen machte, wurde sie Anfang der 70er-Jahre als Model bekannt. Nach ihrem Architektur-Studium in Rom ging sie zunächst nach Barcelona und dann auf Anraten ihrer Agentur nach New York, um dort durchzustarten. Der Big Apple empfing Elsa Peretti mit offenen Armen – sie wurde hier nicht nur zum gefragten Model, sondern auch zum schillernden Star der Party-Szene rund um Andy Warhol und seinen legendären Stammclub Studio 54.
Mit ihren dunklen Haaren, einem markanten Gesicht und einer grazilen, hochgewachsen Figur verkörperte die Italienerin perfekt das Schönheitsideal der 70er. Elsa Peretti versprühte dieses erdige und naturverbundene Flair, nach dem man während dieser Ära verrückt war – ganz so, als wäre sie dazu geboren, im fließenden Kaftan barfüßig durch die Sphären der Mode-Szene zu schweben.
„Elsa hat Stil: Sie macht einfach jedes Kleid, in dem sie posiert, zu ihrem ganz eigenen“, befand der damalige Top-Designer Halston und erkor sie zu einer seiner Musen. Damit gehörte Peretti gemeinsam mit Model-Ikonen wie etwa Karen Bjornson, Anjelica Huston und Pat Cleveland zum erweiterten Kreis jener legendären 70er-Models, die unter dem Namen Halstonettes in die Modegeschichte eingingen. Bis zuletzt verkörperte Elsa Peretti die schlichte Eleganz des Kult-Labels – tiefausgeschnittene Seidenblusen mit langen, spitzen 70er-Krägen und fließende schnörkellose Kaftane gehörten ebenso zu ihrem Markenzeichen, wie die Brille mit getönten Gläsern im XL-Format.
„An dem Tag, an dem Elsa Peretti zu Tiffany & Co. kam, begann eine neue Ära in unserer Geschichte der Designinnovation.“
Michael J. Kowalski, ehemaliger Vorstandsvorsitzender und CEO, Tiffany & Co.
Die zweite Leidenschaft der studierten Architektin galt dem Entwerfen von Schmuckstücken, viele davon mit sinnlich-organischer Formgebung. Der Designer Giorgio Sant’Angelo holte ihre ersten Kreationen auf den Laufsteg und machte ihren Schmuck, der ebenso unprätentiös wie zeitlos daherkam, zu echten Lieblingen der New Yorker It-Szene. Ab 1971 designte Peretti auch für Halston und wurde vor allem für den kreativen Einsatz von Sterlingsilber gefeiert – damals eine kleine Revolution im Bereich des Echtschmucks.
Mit ihrem Antritt 1974 als Designerin und später als Chefdesignerin bei Tiffany & Co. avancierte Schmuck aus Sterlingsilber weltweit zum Luxusgut, und Elsa Perettis Name wurde von nun an stets mit dem Traditions-Juwelier verknüpft, bei dem sie bis zu ihrem Tode unter Vertrag stand. Ob ein Mix aus filigranen Ketten und Edelsteinen, der unter dem Namen Diamonds by the Yard Furore machte, der geschwungene Bone-Cuff, der sich wie ein Teil des Körpers an das Handgelenk seiner Trägerin schmiegt, oder die Bean-Kollektion mit Anhängern in Form einer Bohne – Elsa Perettis revolutionäre Ästhetik, die für skulpturale und organische Formen steht, hat bis heute nichts an ihrer Modernität eingebüßt.
Neben ihren Errungenschaften im Schmuck-Design machte sich Elsa Peretti auch als Wohltäterin einen Namen. Seit der Gründung ihrer eigenen Stiftung The Nando and Elsa Peretti Foundation im Jahre 2000 setze sich die Designerin für die Umwelt, die Erhaltung der Tierwelt sowie humanitäre Programme ein, die vor allem der Bekämpfung von Armut und Ungleichheit galten. Zudem wurde Elsa Peretti, die seit ihrer Model-Zeit in Spanien ein Haus im katalonischen Sant Martì Vell besaß, 2012 als erste nicht gebürtige Katalonierin vom National Council for Culture and the Arts für ihre Verdienste bei der Instandsetzung ihrer Wahlheimat geehrt. So verabschiedet sich die Welt heute nicht nur von einer herausragenden Designerin, sondern auch von einer passionierten Philanthropin.
