Sonne, Mond und Sterne – der zweite Neumond im Widder

HEYDAY-Sternguckerin Amélie Gebhard kommentiert die aktuelle astronomische Wetterlage. In der anbrechenden Mondphase ist einiges geboten: Eine hybride Sonnenfinsternis inspiriert dazu, die Vergangenheit loszulassen und die eigene Geschichte neu zu schreiben. Zusätzlich begünstigt ein Mondknoten im Stier, neue Wege zu erforschen, ungewohnte Lebensweisen anzunehmen und sich an Werten auszurichten, die mit dem persönlichen Lebensauftrag übereinstimmen

Collage von Astrologin Amélie Gebhard für HEYDAY

Collage von Amélie Gebhard

Drei Dinge, an die Du Dich jeden Tag erinnern solltest:

Nr. 1

Nicht alle Stürme kommen, um dein Leben zu zerstören.

Manche kommen, um deinen Weg zu ebnen.

Nr. 2

Sei niemals ein Gefangener deiner Vergangenheit.

Es ist nur eine Lektion, keine lebenslange Strafe

Nr. 3

Vergib den Menschen.

Wenn du vergibst, wirst du frei;

und wenn du loslässt, wirst du anfangen zu wachsen.

Buddhistische Weisheit

Der zweite Neumond in Widder in diesem Jahr markiert nach dem Zeichenwechsel von Saturn und Pluto einen weiteren Höhepunkt im kosmischen Feuerwerk, das den Sternenhimmel 2023 in leuchtende Farben taucht: Die Finsternis-Saison geht wieder los! Das Portal für Veränderungen ist weit geöffnet und läutet eine der intensivsten Zeiten des Jahres ein. 

Es ist eine Besonderheit, wenn zwei aufeinander folgende Mondzyklen im selben Zeichen beginnen, und die Tatsache, dass dieser Neumond mit einer Sonnenfinsternis verbunden ist, macht diesen Termin umso spezieller. Es ist die erste Finsternis des Kalenderjahres und die erste im Widder nach fast einem Jahrzehnt.

Eine Sonnenfinsternis entsteht dann, wenn der Mond zwischen der Erde und der Sonne steht und der Mond – von der Erde aus gesehen – die Sonne zeitweise verdunkelt. Die aktuelle Sonnenfinsternis ist eine hybride Sonnenfinsternis, ein seltenes astronomisches Ereignis. Hybride Finsternisse weisen sowohl Elemente einer totalen als auch einer ringförmigen Finsternis auf, und je nach Standort des Beobachters sehen sie unterschiedlich aus (das kosmische Schauspiel wird von Australien und einem Teil Südostasiens aus sichtbar sein).

Finsternisse haben die Menschen seit Anbeginn der Zeit fasziniert und in ihren Bann gezogen. Schon die alten Völker verbanden das Timing einer Finsternis mit bedeutenden Ereignissen, unvorhersehbaren Neuanfängen oder lebensverändernden Wendepunkten. Seit jeher interpretieren die Menschen eine Sonnenfinsternis als Vorboten des Wandels, als klares Omen dafür, dass etwas äußerst Bedeutsames geschehen wird. Sonnenfinsternisse inspirieren dazu, die Vergangenheit loszulassen und die eigene Geschichte neu zu schreiben. Man bekommt die Chance geschenkt, sein Lebensskript zu korrigieren.

Aus astrologischer Sicht sind die Mondknoten Punkte des Schicksals, des Karmas und der Evolution. Der Nordknoten des Mondes repräsentiert unsere kollektive Evolutionsrichtung, also den Weg, der sich ungewohnt anfühlt und zu Wachstum führt. Das Zeichen, durch das der Nordknoten wandert, ist eine Energie, die man annehmen und verkörpern soll, um sich weiterzuentwickeln und um sich aus Lebensentwürfen zu befreien, die nicht mehr hilfreich für das eigene Wachstum sind. 

Eine Finsternis am Nordknoten des Mondes ermutigt, sich auf das Unbekannte zuzubewegen, neue Wege zu erforschen, ungewohnte Lebensweisen anzunehmen und sich an Werten auszurichten, die mit dem persönlichen Lebensauftrag übereinstimmen. Da der Nordknoten noch im Stier steht, erinnert dieser Neubeginn daran, das Tempo zu zügeln. Es gilt Bodenhaftung zu finden, sich mit seinen Sinnen zu verbinden, das Leben zu vereinfachen, ein solides Fundament des Selbstwerts aufzubauen und sich zu erlauben, die Freuden zu schätzen, die das Leben bieten kann. Simplicity, Baby!

HINWEIS: Schaue auf Deine biografische Zeitlinie, um herauszufinden, welcher Lebensbereich bei Dir durch die Sonnenfinsternis in den Fokus gerät oder welches persönliche Thema mit der aktuellen Sternenkonstellation in Resonanz geht. Da Finsternisse alle 18,5 Jahre an etwa der gleichen Stelle im Tierkreis stattfinden, lohnt sich hier ein Rückblick auf die Lebensphase, in der Du Dich 2004/2005 befunden hast. Um was ging es in dieser Zeit? Welche Entwicklungschritte standen an und wie hast Du diese gemeistert? Welche Lebenslektionen hast Du gelernt? Die Deutung in der Astrologie beruht auf Zyklen. Die Zeitlinie verläuft nicht linear, sondern kreisförmig. Der Clou daran ist, sich nicht im Kreise zu drehen, sondern mithilfe des Bewusstseins aus der kreisförmigen – also zyklischen – Bewegung eine Spirale zu formen, die sich im besten Fall nach oben bewegt. 

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Neumond in Widder 2.0

in Konjunktion mit Jupiter, Eris und Vesta

und im Sextil zu Saturn

Pluto im Quadrat zum Neumond und den Mondknoten

Neumonde werden eher mit Anfängen als mit Enden in Verbindung gebracht und Widder-Neumonde sind immer mit einer starken Energie der Erneuerung und Veränderung verbunden. Eine Sonnenfinsternis im Widder, dem ersten Zeichen des Tierkreises, beinhaltet eine mächtige Aufforderung, neu zu beginnen und seine Realität neu zu gestalten. 

Bereits der erste Widder-Neumond am 20. März auf 0º Widder, dem Frühjahrstagundnachtgleiche-Punkt, hat frische Energie in die Lebensgeister gehaucht. Diesmal fällt der Neumond auf den letzten Grad des Widders (29°), während sich die Mondknoten darauf vorbereiten, im Juli 2023 das Zeichen zu wechseln und sich von Stier/Skorpion nach Widder/Waage zu bewegen. Immer, wenn der 29. Grad eines Zeichens aktiviert wird, ist dies ein Indikator für Vollendung und Abschluss, was oft damit korrespondiert, dass Situationen bis zum Äußersten, bis zum Bruch oder bis zu ihrem übertriebensten Ausdruck gehen. Zu dieser Zeit besteht ein Gefühl der Dringlichkeit, einen bestehenden Zyklus abzuschließen und die gelernten Lektionen zu integrieren, bevor man weiterzieht und einen neuen Zyklus beginnt. Die dadurch entstehende elektrisierende neue Energie gleicht einem metaphysischen Frühjahrsputz.

Die Energien zum Neumond sind auch so kraftvoll, weil Pluto mitmischt und Aspekte zum Mond und zu den Mondknoten bildet. Tiefsitzende Ängste, ungehörte Bedürfnisse oder sich selbst sabotierende Glaubenssätze: Alle Gefühle, die sonst erfolgreich vom Unterbewusstsein in Schach gehalten werden können, wollen momentan an die Oberfläche, um gesehen und anerkannt zu werden: Die Finsternis weckt schlafende Hunde, die anfangen, laut zu bellen. Der Wunsch nach Veränderung und die Angst vor dem Loslassen verstärken mit Nachdruck, sich mit seinen Bewältigungsstrategien, Verhaltensweisen und alten Mustern zu beschäftigen. Ob man das möchte oder nicht, spielt keine Rolle. 

Dieses seltene und kraftvolle kosmische Ereignis ist eine Einladung, sich daran zu erinnern, dass es ohne Zerstörung keine Schöpfung gibt – beides sind zwei Seiten derselben Medaille. 

Wenn man noch etwas tiefer in die aktuellen Himmelskonstellationen taucht, entdeckt man in der Nähe des Neumondes ein widersprüchliches Trio, das seinen Reigen tanzt: Jupiter, Eris und Vesta. Wenn sich diese Energien vermischen, wird es umso explosiver.

Zum einen verleiht der optimistisch gestimmte Jupiter dem Neumond eine beschwingte, wachstumsorientierte und expansive Qualität. Er unterstützt das Selbstvertrauen und die Fähigkeit, an den Sinn seiner Erfahrungen zu glauben. Wohlwollend möchte er dazu ermuntern, dem treu zu bleiben, was man ist, und verleiht dem Handelnden eine kühne und visionäre Haltung, die jeden dabei unterstützen wird, durch die unbekannten Gefilde zu navigieren.

Eris ist ein Zwergplanet, der sich sehr langsam bewegt, und erst kürzlich, im Jahr 2005, entdeckt wurde. Benannt wurde er nach der mythologischen Göttin des Chaos und der Zwietracht. Eris befindet sich seit 1925 im Widder und in diesem Zeichen ist ihre Energie besonders intensiv, scharf und störend. Sie bringt die Wahrheit auf eine Art und Weise an die Oberfläche, die weder rücksichtsvoll noch freundlich ist. Sie ist oft reaktionär und provokativ und sie hat keinen Filter. 

Eris korreliert mit Konflikten, Umwälzungen und destruktiven Ausdrucksformen weiblicher Energie, insbesondere mit weiblicher Wut. Sie wurde dämonisiert, geächtet, als verrückt und hysterisch abgestempelt. Ihre Kraft und ihr schöpferisches Potenzial wurden vergessen und übersehen. Haben wir den Kontakt zu ihren Gaben verloren? Können wir diese Energie zum Guten nutzen? Die Aktivierung von Eris bei dieser Sonnenfinsternis macht sichtbar, dass Konflikte das Potenzial haben, Möglichkeiten für Wachstum, Ermächtigung und Transformation zu schaffen. Ohne das Chaos, ohne die Zerstörung, die Eris anrichtet, gäbe es keinen Raum, um etwas Neues zu schaffen und würde nichts wachsen. Die Asche dessen, was Eris zerstört, bereitet den fruchtbaren Boden für die Schöpfung.

Vesta ist eine Asteroidengöttin, die mit Hingabe, Verpflichtung und Dienst verbunden ist. Im alten Rom waren die Vestalinnen Priesterinnen, deren wichtigste Aufgabe darin bestand, das Herdfeuer im Tempel zu hüten, denn dieses durfte niemals erlöschen. Der Asteroid Vesta hat mit Reinheit und spiritueller Integrität zu tun und wird oft mit der Energie einer hohen Priesterin assoziiert. In sich gekehrt und hingebungsvoll orientiert sie sich an wahren Werten und ist sich der Heiligkeit ihres Weges bewusst. Die Anwesenheit von Vesta in dieser Neumond-Sonnenfinsternis-Konstellation mildert die feurige Energie etwas ab und ihre Konjunktion mit dem Nordknoten im Stier weisen auf die Bedeutung dessen hin, was man wertschätzt, wofür man sich einsetzt. Vesta erinnert daran, die wichtigen Entscheidungen, die jetzt anstehen, danach auszurichten und das eigene innere heilige Feuer zu hüten und zu bewahren.

Dieses Thema wiederholt sich zudem in dem harmonischen Aspekt vom Neumond zu Saturn, der seit ein paar Wochen nun im spirituellen Zeichen Fische weilt. Auch Saturn fordert auf, darüber nachzudenken, wofür man seine Ressourcen und Kräfte einsetzt und warum. Die Aktivierung von Saturn in den Fischen stellt eine Gelegenheit dar, mit dem spirituellen Element des Engagements, der Hingabe und des Dienens in Kontakt zu kommen und seine Entscheidungen und Handlungen davon leiten zu lassen.

HINWEIS: Nur vier Stunden nachdem sich Sonne und Mond im Widder vereint haben, wechselt die Sonne in das Stierzeichen. Die Energie wechselt von dem dominanten „Ich will“ zu einem stabilisierenden „Ich habe“. Während es zur Widderzeit um Aufbruch und Eroberung geht, ist die Stierzeit davon geprägt, die Beute zu sichern und vor allem den gesunden Menschenverstand zu aktivieren. Alles, was Substanz und Wertbeständigkeit vermittelt, hat gute Karten, denn die Stier-Energie möchte das, was in den letzten Wochen neu erworben und geschaffen wurde, bewahren und vor allem genießen. Insgesamt bringt die Neumond-Sonnenfinsternis im Widder eine starke Initiationsenergie mit sich und katapultiert uns in eine Übergangszeit unseres Lebens. Dieses Ereignis ist eine Gelegenheit, uns mit dem zu verbinden, was wir wirklich erschaffen wollen, uns zu fragen, in welcher Welt wir leben wollen, und damit zu beginnen, in diese Richtung zu handeln. 
Die Einladung an uns lautet, das, was seinen Lauf genommen hat, fallen zu lassen, das loszulassen, was enden soll, was keine Bedeutung mehr hat, um Raum für das zu schaffen, was entstehen und erblühen will.
Wovon fühlst Du Dich kontrolliert? 
Welche Mächte in Dir ringen miteinander um die Hoheit? 
Wo stehen sich der Wunsch nach Entwicklung und die gleichzeitige Angst vor dem Verlust, den die Veränderung mit sich bringen wird, im Wege?
Nutze die nächsten Wochen dazu, Dein inneres Betriebssystem aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.

Zum Schluss noch der Hinweis, dass am Freitag, dem 21. April, Merkur als erster Planet in diesem Jahr rückläufig wird. Interessanterweise sind nach Merkur Pluto (1. Mai) und Saturn (17. Juni) die nächsten beiden Planeten, die den (scheinbaren) Rückwärtsgang einlegen werden. Diese Rückläufigkeit kann sich wie ein Schlag in die Vergangenheit anfühlen, aber sich gegen diese Rückwärtsbewegung zu wehren, würde einem Kampf gegen Windmühlen gleichen. Das Vermeidungsverhalten kann während dieses Transits aus dem Ruder laufen, daher ist es besser, mit dem Strom zu schwimmen. Das heißt aber nicht, dass man sich zurückziehen sollte, denn Du wirst auf der anderen Seite mit einer weiterentwickelten Perspektive herauskommen.

Planetenstände
Planetenstände am 20.April um 6:12 Uhr in Berlin

Sonne 29°50’ Widder

Mond 29°50’ Widder

Merkur 15°33’ Stier

Venus10°23’ Zwillinge

Mars 13°07’ Krebs

Jupiter 23°44’ Jupiter

Saturn 4°32’ Fische

Uranus 17°48’ Stier

Neptun 26°23’ Fische

Pluto 0°19’ Wassermann

Nördl. Mondknoten 4°00’ Stier

Chiron 16°41’ Widder

Lilith 10°21’ Löwe


Astrologie-Kolumnistin Amelie Gebhard für Heyday Magazine
Amélie Gebhard, fotografiert von Michael Mann

Amélie Gebhard lebt seit 1990 in Berlin und hat in ihrem Berufsleben als Maskenbildnerin (mehr unter www.goldstaub-berlin.de) schon in vielen Gesichtern gelesen. Ihre Berufung ist jedoch die Astrologie sowie die visuelle Umsetzung astrologischer Inhalte. Im Astrologie Zentrum Berlin hat sie bei Markus Jehle die psychologische Astrologie gelernt. Nach einer Fortbildung in Bhutan bei Kaypacha und Adam Gainsburg beobachtet sie momentan am liebsten die junge amerikanische Astroszene und ist Mitglied der Organization for Professional Astrology (OPA)

Auf HEYDAY MAGAZINE kommentiert Amélie jeden Monat pünktlich zum Neumond die aktuelle astrologische Großwetterlage. Mehr von ihren eigens kreierten Collagen, die unsere Astrologie-Kolumne illustrieren, findet man HIER auf Instagram.

☞ Wer mehr über die aktuelle Sternenkonstellation wissen will, folgt Amélie auf ihrem Kanal Planetgoldstaub. 
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